Gefühlte Sieger: Starkes Lebenszeichen aus Amsterdam

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Gefühlte SiegerStarkes Lebenszeichen aus Amsterdam

0:0 gegen den Vize-Weltmeister: Der erste Auftritt nach der verpassten EM-Quali ist der jungen Schweizer Nati gelungen. Sie hat sich dank dem Achtungserfolg viel Respekt verdient.

Eva Tedesco
Amsterdam
von
Eva Tedesco
,
Amsterdam

Der Lohn des aufopfernden Kampfes der Schweizer: Sie konnten gegen Holland als gefühlter Sieger vom Platz gehen. Die Oranje-Anhänger indes quittierten das torlose Remis ihrer «Elftal» mit einem Pfeifkonzert. «Die Pfiffe der Zuschauer waren ein Lob für unsere Leistung», freut sich Nati-Coach Ottmar Hitzfeld. «Wir haben uns mit dem Gegner steigern können und dank viel Laufarbeit ein wertvolles Erfolgserlebnis für die junge Mannschaft erarbeitet.» Man habe die Gefahr meist geschickt vom eigenen Tor ferngehalten. Und «Diego Benaglio hat uns mit seinen exzellenten Reflexen im Spiel gehalten», so Hitzfeld. Ich bin mit der Teamleistung sehr zufrieden. Die Mannschaft hat Fortschritte gemacht, was das Tempo anbelangt – vor allem angesichts der Qualität des Gegners.»

«Wir haben einen sehr guten Job gemacht, obwohl es nicht einfach war. Immerhin haben wir gegen den Vize-Weltmeister und eines der besten Teams der Welt gespielt», sagt auch Johan Djourou. Der Arsenal-Söldner hatte mit Steve von Bergen das Duo in der zentralen Abwehr gebildet und sich bravourös gegen eine holländische Armada an hochkarätigen Technikern gewehrt, die es zusammen auf weit mehr als 550 Länderspiele und 130 Tore bringt.

Der Konkurrenzkampf ist entfacht

Doch die Schweiz stellte geschickt die Räume zu und verteidigte auf Biegen und Brechen. Ein Sonderlob verdiente sich in der Vierer-Abwehrkette Ricardo Rodriguez. Der 19-jährige Linksverteidiger des FC Zürich grätschte, ackerte und verteidigte auf einem spielerisch hohen Niveau - in seinem erst dritten Länderspiel notabene. Der U17-Weltmeister hat mit Ludovic Magnin schon im Klub einen Konkurrenten auf die Ersatzbank verdrängt. Jetzt ist er auch in der Nati auf bestem Weg, einen verdienten Mitspieler zu übertrumpfen. Reto Ziegler wird sich massiv steigern müssen.

«Der Gegner ist mit einem enorm hohen Tempo gekommen und hat Druck gemacht. Es war sehr wichtig, dass wir in der Abwehr stabil geblieben sind», sagt Djourou. Der Genfer lobt die gesamte Mannschaft. Man habe das Unentschieden als Team geschafft und das 0:0 fühle sich fast wie ein Sieg an. «Dieses Resultat ist sehr gut für die Moral. Ich bin wahnsinnig stolz auf die Jungen – sie haben aufgezeigt, was an Qualität und Potenzial in dieser Mannschaft steckt», sagt Djourou im Stil eines alten Hasen. Mit 24 Jahren und 30 Länderspielen gehört der Genfer in der Nati auch schon zu den Routiniers. Denn so jung war die A-Auswahl noch nie: Gegen die Oranje haben fünf Spieler in der Startformation begonnen, die unter 22 Jahre alt sind.

Wer soll die Tore schiessen?

Nach der Kür folgt am Dienstag die Pflicht. Im letzten Spiel des Jahres testet die Nati gegen Luxemburg. Für Hitzfeld ist es der Prüfstein, ein Charaktertest für die Next-Generation. Denn gegen den weit schwächeren Gegner muss die Schweiz das Spiel machen und darf sich nicht allein aufs verteidigen beschränken. Ausserdem - anders als gegen den Vize-Weltmeister - sind dann Tore und die Offensive gefragt.

Wer aber soll die Tore schiessen? Xherdan Shaqiri, Granit Xhaka, Fabian Frei und Admir Mehmedi, die gegen die «Elftal» die offensiven Positionen besetzt haben, kommen zusammen auf 29 Länderspiel-Einsätze und vier Tore (alle durch Shaqiri). «Erst war es wichtig, in der Abwehr Stabilität reinzubringen. Jetzt können wir den nächsten Schritt angehen und ich bin mir sicher, dass wir auch wieder Tore schiessen werden», sagt Djourou. Schon am Dienstag bietet sich dafür eine gute Gelegenheit. Dann könnte auch Eren Derdiyok (Grippe) wieder dabei sein. Dafür ist Innocent Emeghara fraglich. Der Lorient-Angreifer leidet an einer Entzündung im Sprunggelenk.

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