Nottötung: Statt auf dem Teller landen Schweine im Abfall

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NottötungStatt auf dem Teller landen Schweine im Abfall

Jedes Jahr landen Tausende Schweine in der Schweiz im Müll. Viele davon erreichen nicht einmal den Schlachthof.

B. Scherer
von
B. Scherer
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Über 13 Millionen für die Fleischindustrie geborene Schweine landen in Deutschland im Abfall.

Über 13 Millionen für die Fleischindustrie geborene Schweine landen in Deutschland im Abfall.

Keystone/Melanie Duchene
In der Schweiz sind laut Proviande letztes Jahr rund 4300 Tiere auf dem Müll gelandet.

In der Schweiz sind laut Proviande letztes Jahr rund 4300 Tiere auf dem Müll gelandet.

Keystone/Melanie Duchene
Ist ein Tier in der Schweiz schwer angeschlagen und kann nicht mehr transportiert werden, muss eine Nottötung auf dem Bauernhof vorgenommen werden.

Ist ein Tier in der Schweiz schwer angeschlagen und kann nicht mehr transportiert werden, muss eine Nottötung auf dem Bauernhof vorgenommen werden.

AP/Elizabeth Dalziel

Schweizer essen nach Rindfleisch am liebsten Schweinefleisch: Pro Kopf verzehren sie jährlich über 21 Kilogramm Schwein, wie die Branchenorganisation der Schweizer Fleischwirtschaft Proviande zeigt.

Entsprechend ist die Schweinezucht ein grosses Geschäft für die Bauern. Allerdings landen sehr viele Schweine im Müll. Besonders drastisch ist die Situation in Deutschland: Über 13 Millionen für die Fleischindustrie geborene Schweine landen dort im Abfall. Die Tiere müssen vorzeitig notgetötet werden, weil sie krank oder verletzt sind. Da eine Behandlung der Tiere nicht rentabel wäre, werden sie dem Tod überlassen, wie «Spiegel Online» berichtet.

In der Schweiz ist die Situation weniger dramatisch. Dennoch: Laut Proviande wurden 2018 von 2,5 Millionen geschlachteten Schweinen rund 4300 Tiere aus diversen Gründen als «ungeniessbar» eingestuft und als Abfall entsorgt. Diese Zahl beinhaltet aber nur die Schweine, die den Schlachthof erreicht haben.

Viele Tiere sterben vor der Schlachtung

Wie viele Schweine in der Schweiz also effektiv im Abfall landen, ist nicht klar. «In der Schweinezucht kommt es immer zu Verlusten», erklärt Adrian Schütz, Geschäftsleiter des Schweizerischen Schweineproduzentenverbands Suisseporcs. Bereits bei der Geburt können einige Tiere sterben. «Wenige Ferkel verliert ein Bauer in der Aufzucht, ein weiteres Prozent stirbt in der Mast», sagt Schütz.

Grund dafür seien aber nicht nur Krankheiten: Einige Tiere seien schlicht zu schwach zum Leben. «Da kann niemand etwas dafür. Das ist der Lauf der Natur», sagt Schütz.

Einbussen für Bauern

Eine Nottötung muss auf dem Bauernhof vorgenommen werden, wenn ein Tier schwer angeschlagen ist und nicht mehr transportiert werden kann, wie Cesare Sciarra vom Schweizer Tierschutz STS erklärt. «Wird ein Tier eingeschläfert, darf es aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr verzehrt, sondern muss entsorgt werden.»

Fakt ist: Jedes tote Schwein bedeutet für den Bauern eine finanzielle Einbusse. Laut Cesare Sciarra komme es daher vor, dass einige Bauern dennoch versuchten, nicht transportierfähige Schweine in einen Schlachthof zu liefern.

Adrian Schütz von Suisseporcs weist diesen Vorwurf entschieden zurück: «Wer ein krankes Tier in die Schlachtung bringt, wird gebüsst, das würde sich für den Bauern gar nicht lohnen.»

Schweine sind in der Schweiz gesünder

Dass in Deutschland derart viele Schweine vor der Schlachtung verenden, kann sich Schütz nicht erklären. «Vielleicht liegt es daran, dass im Ausland Mutterschweine züchterisch bearbeitet wurden und mehr Ferkel gebären als Schweizer Schweine.» Bei sehr grossen Würfen seien mehr schwache Tiere dabei. Die Tierbestände in der Schweiz sind laut Schütz überschaubar und im Vergleich zum Ausland sehr klein.

Laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen BLV konnte die Gesundheit der Schweine in den letzten Jahren verbessert werden. So liegt das Gesundheitsniveau der Schweizer Schweine inzwischen über dem Level in Europa.

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