Gegen Trump: Stecken Medien mit Clinton unter einer Decke?

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Gegen TrumpStecken Medien mit Clinton unter einer Decke?

Gehackte E-Mails zeigen eine Nähe zwischen Clintons Demokraten und vielen US-Medien. Über Trump wird immer weniger objektiv berichtet.

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Hillary Clinton und Donald Trump, die Kandidaten der Demokraten und Republikaner im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft. Sie werden von den Medien derzeit eher ungleich behandelt.

Hillary Clinton und Donald Trump, die Kandidaten der Demokraten und Republikaner im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft. Sie werden von den Medien derzeit eher ungleich behandelt.

AP
Gehacke E-Mails aus der demokratischen Parteizentrale zeigen, dass einige Medien ein sehr inniges Verhältnis zur Clinton-Kampagne haben. Das Bild zeigt Hillary Clinton im Interview auf einer Bustour am 31. Juli 2016.

Gehacke E-Mails aus der demokratischen Parteizentrale zeigen, dass einige Medien ein sehr inniges Verhältnis zur Clinton-Kampagne haben. Das Bild zeigt Hillary Clinton im Interview auf einer Bustour am 31. Juli 2016.

AP/Andrew Harnik
Nach den E-Mails liess zum Beispiel CNN Artikel von der Parteileitung absegnen, bevor sie publiziert wurden. Im Bild: Das CNN Center in Atlanta am 17. Januar 2011.

Nach den E-Mails liess zum Beispiel CNN Artikel von der Parteileitung absegnen, bevor sie publiziert wurden. Im Bild: Das CNN Center in Atlanta am 17. Januar 2011.

AP/Ric Feld

In republikanischen Kreisen ist es eine Grundüberzeugung: Amerikas «Mainstream-Media» haben überwiegend Sympathien zu den Demokraten und helfen ihren politischen Kandidaten. Gehackte E-Mails aus der demokratischen Parteizentrale liefern jetzt Hinweise, dass diese These mindestens teilweise stimmt.

Über die Mails wurde naturgemäss in einem Medium berichtet, das den Republikanern nahesteht. Die Rede ist vom «Observer», einer in New York erscheinenden Wochenzeitung, die Donald Trumps Schwiegersohn Jared Kushner gekauft hat.

Artikel von der Partei absegnen lassen

Der «Observer» zählte am Montag in einem Artikel Beispiele auf, wie sich populäre Medien mit Clinton «wohlfühlen». So haben laut den E-Mails CNN und «Politico» Artikel vor der Publikation von der Partei absegnen lassen. Diese Praxis ist in den USA sonst nicht üblich.

Im Mai veröffentlichte CNN ein Meinungsstück gegen Hillary Clintons damaligen Rivalen Bernie Sanders, das von der Autorin zuvor der Parteizentrale unterbreitet worden war. Ein Mitarbeiter des Moderators Jake Tapper liess sich die Fragen stellen, die der Latino-Mediendirektor der Partei beantworten wollte.

Im Verborgenen gemeinsam Geld sammeln

Im Fall einer Kontrolle durch den demokratischen Kommunikationsdirektor hat «Politico» inzwischen eingestanden, dass es ein Fehler war, den betroffenen Artikel gegenlesen zu lassen. Nach einem anderen E-Mail organisierte die «Washington Post» einen Geldsammel-Anlass gemeinsam mit der Clinton-Kampagne. Die Zeitung unterliess es aber, die Rolle der Zeitung zu erwähnen. «Die Anwälte sagten uns, das könnten wir nicht tun», schrieb der Finanzdirektor der Demokraten in dem E-Mail.

Nach dem Urteil des Autors haben viele Medien vor den Parteikongressen nicht mehr autonom agiert, wie das von der Presse erwartet werde. Stattdessen «erlaubten sie es, sich von der Partei manipulieren zu lassen, um Clintons Krönung zur demokratischen Nominierten zu stützen».

Frühere Präsidenten wurden nie so behandelt

Dass die Medien im laufenden Wahlkampf einseitig berichten, bestätigen andere Medienbeobachter. Der heute bei Fox News arbeitende Howard Kurtz analysiert die Medienszene seit über zwanzig Jahren. Er hat beobachtet, dass die Medien in der Primärwahlphase Trump hofierten, weil er hohe Einschaltquoten garantierte. Kaum sei er zum Kandidaten der Republikaner nominiert worden, habe sich das gekehrt, und jetzt sei die Berichterstattung über Trump extrem negativ geworden, schreibt Kurtz. «Mitt Romney, John McCain, George W. Bush oder Bob Dole wurden nie so behandelt.»

Kurtz räumt ein, dass Trump seine schlechte Behandlung zu einem grossen Teil selbst verantwortet, indem er die Kritik an seiner Person immer wieder mit fragwürdigen eigenen Aussagen nährt. Dennoch müsse der Unterschied zwischen reiner Berichterstattung und persönlicher Meinung aufrechterhalten werden, glaubt er.

Journalismus aus der Gegenposition

Jim Rutenberg, der Medienjournalist der «New York Times», geht dagegen davon aus, dass es noch nie einen Kandidaten wie Trump gegeben habe. Wenn ein Journalist glaube, dass eine Trump-Präsidentschaft gefährlich sei, dann werde seine Berichterstattung dies spiegeln. «Dann nimmst du langsam eine Gegenposition ein. Das ist unbequem und ein Neuland für jeden Nicht-Meinungsjournalisten.»

Kurtz nennt es einen Fehler für Journalisten, das Ziel einer möglichst objektiven Berichterstattung aufzugeben. Andernfalls werde «unsere schon beschädigte Glaubwürdigkeit noch mehr untergraben».

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