Die Leser zur Dialekt-Debatte: «Sterben Dialekte aus, stirbt unsere Kultur aus»

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Die Leser zur Dialekt-Debatte«Sterben Dialekte aus, stirbt unsere Kultur aus»

Weil der Einfluss von Dialekten aus grösseren Schweizer Städten offenbar immer stärker wird, ist unter den Lesern von 20 Minuten eine hitzige Debatte entstanden.

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Die Voraussage der beiden Sprachwissenschaftler Adrian Leemann und Claudia Bucheli Berger, dass sich Stadtdialekte in der Schweiz künftig immer weiter ausbreiten werden und dabei gleichzeitig Dialekte, die auf dem Land gesprochen werden, verdrängen, erhitzte die Gemüter der 20-Minuten-Leser.

Die Aussicht, dass die regionale Vielfalt des Schweizerdeutschen bis ins Jahr 2060 stark abnehmen soll, liess mehr als 600 Kommentare unter dem Artikel «Bald sprichst wohl auch du Züritüütsch» eingehen.

«Wenn in der Schule respektive schon im Kindergarten auch auf Ausflügen und in der Pause Schriftsprache gesprochen werden muss, gibt es in wenigen Jahren gar keine Dialekte mehr», fürchtet sich etwa eine Leserin.

Andere wiederum bangen um traditionsreiche Ausrücke wie «Bütschgi» oder «Glungge». «Meine Eltern sind aus dem Thurgau. Den Ausdruck ‹Bütschgi› haben meine Eltern schon so gesagt und ich sagte es nie anders», meinte etwa eine Leserin und eine andere fand ebenfalls: «Bin ich froh, ein Berner Landei zu sein. Da heisst es noch ‹Glungge›, ‹ Gröibschi› und ‹Himugüegeli›.»

«‹Züridütsch› ist der schweizweit unbeliebteste Dialekt»

Vor allem die Aussicht, dass nicht nur der Zürcher Dialekt, sondern auch das Hochdeutsche laut den Sprachwissenschaftlern immer mehr an Bedeutung gewinnen wird und etwa das Wort «Glungge» trotz der weiteren Verbreitung schon bald durch das hochdeutsche «Pfütze» ersetzt werden könnte, rief bei den Lesern vor allem eines aus: Ablehnung.

Ein Leser bringt es – nachdem mehrere Hass-Tiraden auf den Zürcher Dialekt eingegangen sind – auf den Punkt: «‹Züridütsch› ist der schweizweit unbeliebteste Dialekt. Das ist alles, was man zu dem Thema wissen muss.»

«Niemand zwingt euch, einen anderen Dialekt anzunehmen»

Es gab aber auch Schlichtungsversuche, etwa von Fritz Müller, der appelliert, dass alle schön «auf dem Boden bleiben» sollten. «Niemand zwingt euch, einen anderen Dialekt anzunehmen, nicht mal die Zürcher! Fakt ist, dass die Stadt und der Kanton Zürich die meisten Einwohner der Schweiz haben und es halt viele Auswärtige hat, die dort über Jahrzehnte arbeiten und mit der Zeit ein paar Wörter in ihren Dialekt einbauen (...) Es sind nicht immer die Zürcher schuld, wenn etwas verändert wird.»

Ein weiterer Leser bekräftigt, dass er jeden Dialekt akzeptiere und die Vielfalt schön sei. Wenn jemand in Bern, Zürich oder Basel mit einem anderen Dialekt «angezündet» werde, müsse man das nicht allzu ernst nehmen. «Spass muss sein», schliesst er.

Weitere Leser-Kommentare finden Sie in der Bildstrecke.

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