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«Cargo»Sternstunden im Schweizer Filmschaffen

Das erste einheimische Sci-Fi-Abenteuer kann sich gerade auf der Grossleinwand des Kinos sehen und hören lassen.

Das Science-Fiction-Genre kann man unter anderem philosophisch («2001: A Space Odyssey»), hochspannend («Alien»), tricktechnisch-verspielt («Star Wars») oder auch öko-gesellschaftskritisch («Sunshine») angehen.

«Cargo» bietet einen kostengünstig erstellten, aber höchst effektvollen Mega-Mix: Der heruntergekommene Raumfrachter Kassandra ist auf dem Weg zur abgelegenen Station 42. Die junge Ärztin Laura ist als Einzige an Bord wach. Der Rest der Besatzung liegt tiefgefroren im Kälteschlaf. Erst in vier Monaten wird Laura ihre lange Schicht überstanden haben. Während ihrer täglichen Kontrollgänge durch das menschenleere Schiff hat Laura immer mehr das Gefühl, nicht allein an Bord zu sein. Eine Erkundungsmission in den dunklen und eiskalten Frachtraum endet in einem Fiasko. Der Rest der Besatzung wird geweckt. Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt, in dem nichts so ist, wie es scheint. Was verbergen die geheimnisvollen Frachtcontainer?

Frei nach dem Motto «Besser gut geklaut als schlecht erfunden» haben sich die beiden Filmdebütanten Marcel Wolfisberg (Produktion) und Ivan Engler (Drehbuch und Regie) einen Schweizer Bubentraum erfüllt. Nebst überzeugenden Spezialeffekten (wie etwa die Zweimann-Mission am Schluss), gekonnter Cliffhanger-Spannung (Container-Umschichtung à la «Cube»), bestem Sound- und Vision-Design (mit grellen Licht- und Schattenspielen) ist der Mut der Filmemacher lobenswert, keine profillose Hollywood-Action-Show zu inszenieren, sondern den Zuschauer immer wieder mit wunderbaren Weltraum-Bildern zu konfrontieren, die zum Verweilen einladen und somit auch die zweistündige Laufzeit rechtfertigen.

Die Rollenbesetzung mit unverbrauchten Schweizer Gesichtern (wie Michael Finger oder Yangzom Brauen) sowie starke Frauenfiguren machen diese eigenwillige Liebeserklärung an die Natur und Mutter Erde zusätzlich erlebenswert.

Knappes Budget, Swissness und ein unnötiges Sexszenen-DVD-Vorabmarketing hin oder her: Die Anstrengungen haben sich gelohnt. Und Hollywood hat den «Schweizer Roland Emmerich» Ivan Engler entdeckt. (20 Minuten)

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