Kanton UriStrasse bleibt für mehrere Wochen gesperrt
Die einzige Strasse nach Bristen ist unterbrochen. Die Baudirektion Uri und die Gemeinde arbeiten intensiv daran, eine Notverbindung herzustellen.
- von
- 20M
Abgerutschte Strasse: Wie die Dorfbewohner auf die Situation in Bristen reagieren, sehen Sie im Video. (Noah Knüsel/20 Minuten)
Ein rund zehn Meter langes Teilstück der Bristenstrasse zwischen Amsteg und Bristen ist am Sonntagabend gegen 22 Uhr abgerutscht und hat das darunterliegende Strassenstück verschüttet. Die Strasse ist bis auf weiteres nicht befahrbar. Verletzt wurde niemand. Das betreffende Teilstück befinde sich oberhalb des dritten Kehrtunnels, teilte die Urner Baudirektion am Montag mit.
«Wir haben grosses Glück», sagte Baudirektor Roger Nager am Montagnachmittag. «Jetzt gilt es, prioritär die Erschliessung der Bevölkerung von Bristen mit Notmassnahmen sicherzustellen.» Die Bevölkerung des Dorfes wird am Montag um 19 Uhr in der örtlichen Turnhalle durch die Gemeinde Silenen, zu der Bristen gehört, und die Baudirektion Uri im Detail über das Ereignis informiert.
Der Gemeindepräseident und der Kantonsingenieur gegen Auskunft zur Situation in Bristen.
Rega stellt medizinische Notversorgung sicher
Weiter heisst es, dass die Bristenstrasse für mehrere Wochen gesperrt bleibt. Die Baudirektion Uri und die Gemeinde Silenen arbeiten daran, eine Notverbindung für die Bevölkerung von Bristen herzustellen.
Geprüft werden mehrere Varianten, unter anderem ein Shuttleservice mit Bussen sowie einem Fussweg, wie es in einem Communiqué heisst. Auch die Wiederinbetriebnahme der Kraftwerk-Standseilbahn wird geprüft. Die medizinische Notversorgung ist durch die Rega sichergestellt. Im Dorf gibt es 206 Haushalte, in denen 400 bis 500 Menschen leben.
Leben Sie in Bristen? Erzählen Sie uns, was die Sperrung der einzigen Strasse ins Dorf für Sie bedeutet.
Führten Temperaturschwankungen zum Abrutsch?
Als Sofortmassnahme wurde die Schadenstelle gesichert – dies insbesondere im Hinblick auf die starken Niederschläge, die in den nächsten Stunden im Kanton Uri zu erwarten sind.
Warum die Strasse abrutschte, ist Gegenstand der Untersuchungen. Gemäss ersten Erkenntnissen handelt es sich um ein lokal begrenztes Ereignis, das aufgrund der starken Witterungs- und Temperaturschwankungen der vergangenen Tage aufgetreten ist. Kantonsingenieur Stefan Flury erklärt an der PK vom Montag, was am Abend zuvor genau geschehen ist.
Kantonsingenieur Stefan Flury erklärt, was in Bristen geschehen ist.
(Quelle: Noah Knüsel/20 Minuten)
Weiter erklärt Flury, dass der Strassenwärter bereits vor einer Woche informiert habe, dass sich neue Risse in der Strasse auftun: «Wir haben das als Ereignis betrachtet, das man genauer beobachten muss», so Flury. «Man ist aber nie davon ausgegangen, dass die Reaktionen so schnell passieren würden.»
Abstieg nur zu Fuss möglich
Gemäss einer Dorfbewohnerin verkehren im Moment Busse, die die Bevölkerung bis zu einer Stelle bringen, ab der die Leute zu Fuss weiter absteigen können. Auch die 35-jährige G. B.* kennt diesen Weg: «Man muss rund 30 Minuten laufen, dann kommt man von Bristen aus in der Nähe vom alten Kraftwerk in Amsteg an, wo auch die öffentlichen Verkehrsmittel bereitstehen.» Sie selber müsse das Dorf nicht so oft verlassen. «Aber mein Mann muss zur Arbeit. Falls die Strasse länger gesperrt bleibt, muss er den Weg runter zu Fuss auf sich nehmen.»
Sie und ihre Familie hätten per SMS-Dienst von der abgerutschten Strasse erfahren. «Im Moment mache ich mir aber keine Sorgen, da wir genug Vorräte haben, um einige Wochen überleben zu können. Ausserdem gibt es noch den Dorfladen.»
Die Situation in Bristen:
Im Kanton Uri rutschte ein Teil der Bristenstrasse ab. (Video: Tamedia/SDA)
(Quelle: Tamedia/SDA)
Kinder können nicht zur Schule
Martina Epp (36) sagt, dass nicht nur diejenigen betroffen seien, die zur Arbeit müssten: «Meine 13-jährige Tochter Flavia, die in die erste Oberstufe geht, kann nicht zur Schule nach Silenen, weil die Strasse gesperrt ist.» Am Nachmittag werde entschieden, wie es weitergehe.
Die Familie habe bereits in der Nacht gewusst, dass der Weg gesperrt sein werde, da der Vater der Feuerwehrkommandant ist. «Er war die ganze Nacht unterwegs, um sich um die Absperrung der Strasse zu kümmern.»
«Vorräte reichen für eine Woche»
Katrin Gnos, Wirtin des Gasthauses Alpenblick in Bristen, und ihre Gäste sind ebenfalls abgeschnitten. Bis auf weiteres ist die Versorgung aber sichergestellt: «Unser Vorrat an Lebensmitteln reicht für etwa eine Woche. Ich hoffe, bis dann wurde eine Lösung gefunden.» Im Moment habe sie sowieso nur drei Übernachtungsgäste, im Winter sei es tendenziell ruhiger als im Sommer.
Eine ähnliche Situation gab es im Jahr 2003. Damals musste die Strasse wegen einer Felssprengung über längere Zeit gesperrt werden, wie es in der Mitteilung der Baudirektion heisst. Die Strasse musste daraufhin auf einem längeren Abschnitt instand gestellt und neu gebaut werden. Das gestern Nacht abgerutschte Teilstück befindet sich im alten Teil der Strasse, der 2003 nicht neu gebaut werden musste.
Laut Wirtin Gnos war damals während der rund dreimonatigen Sperrung eine Standseilbahn im Einsatz: «Sie führte vom Kraftwerk Amsteg nach Bristen und konnte Güter und Personen transportieren.»
* Name der Redaktion bekannt (20M/sda)