Streubomben - die Saat des Grauens

Aktualisiert

Streubomben - die Saat des Grauens

Human Rights Watch hat Israel den Einsatz von Streubomben bei seinen Angriffen auf Libanon vorgeworfen. So funktionieren die perfiden Bomben, die schon in der Luft bis zu 1000 kleine Sprengsätze verteilen und über ein grosses Gebiet Zerstörung bringen.

Die israelische Artillerie habe diese Munition vor knapp einer Woche beim Angriff auf die libanesische Ortschaft Blida abgefeuert. Dies hätten Zeugenaussagen und Untersuchungen vor Ort ergeben, heisst es in einer in Beirut verbreiteten Erklärung der Organisation.

Bei dem Angriff seien eine Zivilperson durch die Munition getötet und mindestens 12 weitere verletzt worden. Cluster-Munition sei eine inakzeptabel unpräzise und unzuverlässige Waffe, sagte der Direktor von Human Rights Watch, Kenneth Roth. Sie sollte deshalb nie in bewohntem Gebiet eingesetzt werden.

Israel: «legaler Einsatz»

Nach Ansicht der Menschenrechtsorganisation stellt ein solcher Einsatz einen «wahllosen Angriff» und damit einen Verstoss gegen internationale Menschenrechte dar. Die laut Human Rights Watch eingesetzten Bomben stammen aus US-Produktion. Die israelische Armee (IDF) wies die Kritik von HRW zurück.

«Die Verwendung von Cluster-Munition ist nach internationalem Recht legal, und die IDF verwendet solche Munition in Übereinstimmung mit internationalen Standards», teilte die Armee mit. Die Umstände des von Human Rights Watch kritisierten Zwischenfalls würden geprüft.

Der libanesische Präsident Emile Lahoud hatte zuvor der israelischen Armee vorgeworfen, auch Phosphorbomben zu verwenden. Israel wies die Anschuldigungen zurück.

Bomben in Bombe

Streubomben (englisch: Cluster Bombs) sind in einer Bombe verpackte Bomben. Schon in der Luft verteilen sich die bis zu 1000 kleinen Sprengsätze, weshalb die Waffe in einem sehr grossen Radius ihre zerstörerische Wirkung entfaltet.

Als erstes Land hat Belgien im Februar den Einsatz von Streubomben verboten. Norwegen folgte vier Monate später mit einem Moratorium.

Annan spricht mit Syrien und Iran wegen Kämpfe im Libanon

UN-Generalsekretär Kofi Annan bemüht sich, Syrien und Iran als wichtigste Verbündete der libanesischen Hisbollah-Miliz stärker in die Verhandlungen über einen Waffenstillstand im Nahen Osten einzubinden. Am Montagabend telefonierte er mit dem syrischen Präsidenten Baschar Assad und dem iranischen Aussenminister Manutschehr Mottaki und sprach mit ihnen über die Kämpfe im Libanon. «Wir brauchen ihre Mitarbeit, und beide angedeutet, dass sie kooperieren wollen», sagte Annan.

Der UN-Generalsekretär sprach sich für eine rasche Feuerpause aus. Ausserdem müsse dringend die humanitäre Hilfe für die hunderttausenden geflüchteten Libanesen anlaufen. Auf längere Sicht sei die Aufstellung einer internationalen Friedenstruppe als Puffer an der israelisch-libanesischen Grenze und die Freilassung der beiden von der Hisbollah verschleppten israelischen Soldaten erforderlich, fügte er hinzu. Ausserdem sprach sich Annan dafür aus, das Ende Juli ablaufende Mandat der Blauhelmsoldaten im Libanon zunächst um einen weiteren Monat zu verlängern.

Bei den Kämpfen zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz wurden am Montag nach UN-Angaben vier Blauhelmsoldaten verletzt. Es gebe aber keine Pläne, die insgesamt 1990 an der Grenze stationierten UN-Soldaten abzuziehen, erklärte ein UN-Mitarbeiter. Es sei zunächst unklar, welche Seite die Verantwortung für die Verwundung der vier UN-Soldaten trage, hiess es weiter.

Tote Hisbollah-Kämpfer und Zivilisten bei israelischen Angriffen

Israel hat nach eigenen Angaben bei Gefechten in Südlibanon zahlreiche Kämpfer der Hisbollah-Miliz getötet. Eine Sprecherin sagte am Dienstag, der Tod von zehn Hisbollah-Kämpfern sei bestätigt worden.

Die Zahl könne aber durchaus höher liegen. 14 israelische Soldaten wurden bei den Angriffen verletzt. Seitens der Hisbollah oder Libanons waren keine Angaben dazu verfügbar.

Israelische Soldaten hatten sich der Hisbollah-Hochburg Bint Dschebel genähert, nachdem sie in der vergangenen Woche den Hisbollah-Stützpunkt Marun al-Ras eingenommen hatten.

Weiter bestätigte Israel den Tod von zwei weiteren Soldaten bei Gefechten vom Montag. Damit stieg die Zahl der bei der inzwischen fast zwei Wochen andauernden Offensive getöteten Soldaten auf 22.

Die Regierung in Jerusalem begann den Einsatz, nachdem die Hisbollah zwei israelische Soldaten entführt hatte. Bei den Kämpfen kamen insgesamt mehr als 400 Menschen ums Leben, die meisten davon Zivilisten.

Auch am Dienstag starben bei einem israelischen Luftangriff sieben libanesische Familienmitglieder. Eine Rakete habe ihr Haus in einem Vorort der südlibanesischen Stadt Nabatijeh getroffen, teilte die Polizei mit.

Quelle: SDA/AP

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