KinderzeichnungenStrichmännchen lassen Intelligenz erahnen
Wie ein 4-jähriges Kind Menschen malt, kann darauf hindeuten, wie intelligent es mit 14 Jahren sein wird. Aber: Auch andere Faktoren spielen eine Rolle.
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Das Malen ist immer auch Ausdruck des Beobachtens und Verstehens von Zusammenhängen.
Zeichnungen von kleinen Kindern erinnern meist an abstrakte Kunst. Denn die Wesen bestehen vor allem aus Kreisen und Strichen. Einige sind besser als Menschen zu identifizieren, andere weniger. Doch nicht immer malt der Nachwuchs nur zum Zeitvertreib. Denn um den geistigen Entwicklungsstand von Vierjährigen feststellen zu können, stellen Psychologen ihnen häufig die Aufgabe: «Zeichne ein Kind!» Schliesslich ist das Malen immer auch Ausdruck des Beobachtens und Verstehens von Zusammenhängen.
Ob sich mit dem Test auch auf die spätere Intelligenz eines Kindes schliessen lässt, haben Forscher um Rosalind Arden vom King's College in London untersucht. Für ihre Studie baten sie vor rund zehn Jahren 7752 ein- und zweieiige Zwillingskinder im Alter von vier Jahren ein Kind zu malen. Danach bewerteten die Forscher die Resultate. Die Kriterien: Ob alle wichtigen Körperteile abgebildet sind und ob deren Anzahl stimmt. Anschliessend unterzogen Arden und ihre Kollegen jedes Kind einem Test der verbalen und allgemeinen Intelligenz. Zehn Jahre später unterzogen sie die Kinder einem zweiten Intelligenztest.
Künstlerische Ader nicht allein ausschlaggebend
Dabei zeigte sich, dass die Kinder, die als Vierjährige die vollständigsten Figuren gezeichnet hatten, auch als Jugendliche im Test am besten abschnitten. Dabei glichen sich die eineiigen Zwillinge sowohl im Zeichen- als auch im Intelligenztest deutlich mehr als die zweieiigen. Auch der Zusammenhang zwischen dem Malen mit vier Jahren und der Intelligenz zehn Jahre später stimmte bei den genetisch identischen Zwillingen besser überein, schreiben die Forscher im Fachjournal «Psychological Science».
Allerdings soll der Zusammenhang zwischen den Zeichen- und Testergebnissen nicht überbewertet werden, heisst es in einer Mitteilung der Hochschule. Deshalb sollten sich Eltern keine Sorgen machen, wenn ihr Kind schlecht zeichnet. «Die zeichnerische Fähigkeit bestimmt nicht allein die Intelligenz», so Arden. «Es gibt noch zahlreiche andere Faktoren, die bei der Ausbildung der späteren Cleverness eine Rolle spielen - sowohl genetische als auch umweltbedingte.»