Zoff statt FussballSüdkurve verurteilt den Polizeieinsatz beim Derby
Bei der Randale rund um das Zürcher Derby verhaftete die Polizei elf FCZ-Fans. Es gab drei Verletzte – darunter ein Polizist. Die Südkurve verurteilt den Polizeieinsatz «aufs Schärfste».
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- ale/rom
Bereits vor Spielbeginn am Samstag gab es den ersten Einsatz der Polizei, als insbesondere FCZ-Anhänger auf dem Fanmarsch von der Fritschiwiese zum Stadion Letzigrund massiv Feuerwerkskörper und Leuchtpetarden gezündet hatten. Die Grasshoppers-Fans seien nach einem Gummischrot-Einsatz ins Stadion gezogen; nicht so die FCZ-Anhänger, wie die Stadtpolizei am späteren Abend mitteilte.
Fanmärsche sind laut Stapo-Sprecherin Brigitte Vogt zwar unbewilligte Demonstrationszüge, «doch die Stadtpolizei toleriert diese jeweils, so lange sich die Teilnehmer anständig verhalten.» Selbst wenn vereinzelt Feuerwerkskörper gezündet werden, schreite die Polizei nicht gleich ein – obwohl diese verboten und gefährlich sind. «Doch am Samstag setzten insbesondere die FCZ-Fans derart massiv Pyromaterial ein, dass wir den Fanmarsch stoppen mussten», sagt Vogt.
Man habe die FCZ-Fans auf der Badenerstrasse eingekesselt. Anschliessend kontrollierte die Polizei rund 750 Personen. Elf davon wurden vorläufig festgenommen, unter anderem wegen Gewalt und Drohung gegen Polizisten. Die Mehrheit von ihnen war am Sonntag wieder auf freiem Fuss. Ob gegen sie Strafverfahren eröffnet werden, konnte Vogt noch nicht sagen.
Bereits vor dem Spiel Krawalle
Polizisten seien während ihres mehrstündigen Einsatzes immer wieder angegriffen und mit Flaschen, Steinen und auch Pyromaterial beworfen worden. Ein Polizist sei mit einer Stange attackiert und verletzt worden. Zwei Einsatzfahrzeuge – ein Töff und ein Patrouillenauto – wurden stark beschädigt.
Der Einsatz von Tränengas und Gummischrot habe zwei Personen leicht verletzt, hiess es in der Mitteilung der Polizei weiter. Die Ausschreitungen gingen auch nach Schluss des Spiels, das der FCZ mit 2:0 gewann, weiter. Während mehreren Stunden war der Tramverkehr in der Badenerstrasse deshalb unterbrochen. Um 23.16 Uhr meldeten die Zürcher Verkehrsbetriebe, die betroffenen Bus- und Tramlinien seien wieder frei. Wegen der Ausschreitungen kam es in der Badenerstrasse zu diversen Sachbeschädigungen. Wie gross diese sind, konnte man bei der Stadtpolizei noch nicht sagen.
«Urinieren an umliegende Hauswände»
Die stundenlangen Verkehrsbehinderungen habe die Polizei mit ihrem «aggressiven und unverhältnismässigen» Vorgehen mutwillig in Kauf genommen, liess derweil die Südkurve am Sonntag in einem ihrer seltenen Communiqués verlauten. Sie verurteilt den Polizeieinsatz «auf Schärfste». Ohne Vorwarnung seien 750 FCZ-Fans eingekesselt und fichiert worden. «Wer aufs WC musste, wurde von den Polizisten genötigt, an die umliegenden Hauswände zu urinieren», heisst es weiter.
Bei Temperaturen um den Gefrierpunkt seien Wasserwerfer, Tränengas, Pfefferspray und Gummischrot eingesetzt worden. Zudem hätten die rund 750 FCZ-Fans im Regen stehen und wegen der Einkesselung aufs erste Derby des Jahres verzichten müssen. Auch die Begründung der Polizei für das Einschreiten, wonach «massiv Feuerwerkskörper und Leuchtpetarden» gezündet worden seien, taxiert die Südkurve als fadenscheinig: «Der Pyroeinsatz bewegte sich im Vergleich zu anderen Fanmärschen im Rahmen.»
Polizei-Beamten-Verband reagiert schockiert
Ebenfalls «aufs Schärfste» verurteilt der Verband Schweizerischer Polizei-Beamter (VSPB) den Angriff auf den Polizisten. «Wir sind schockiert über die Brutalität, die von sogenannten Fans ausgeht und fast zur Tagesordnung gehört. Wenn ein Polizist mit einer Stange angegriffen wird, dann ist das für mich keine Körperverletzung mehr, sondern eine versuchte Tötung», lässt sich VSPB-Generalsekretär Max Hofmann in einer Mitteilung zitieren. «Wir hoffen, dass die eigeleitete Untersuchung der Stadtpolizei Zürich erfolgreich sein wird und die Täter für ihre feige Tat bestraft werden.»
(ale/rom/sda)