Nachhaltiges Surfen – so gehts

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SurfenSurf-Ferien ohne schlechtes Gewissen – so gehts

Die Wellen von Bali oder Costa Rica gelten als Non-Plus-Ultra – doch die Hin- und Rückreise schlägt auf den CO2-Fussabdruck. Lassen sich Surfen und Nachhaltigkeit kombinieren? Ein Gespräch mit Sabrina Haase, Surferin und Mitarbeiterin bei fairunterwegs.

Sebastian Sele
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Sebastian Sele
Sabrina Haase ist Surferin und arbeitet beim Verein fairunterwegs. Sie sagt: «Ich bin selbst Surferin und weiss, wie schwierig es sein kann, nachhaltig Surfferien zu machen.»

Sabrina Haase ist Surferin und arbeitet beim Verein fairunterwegs. Sie sagt: «Ich bin selbst Surferin und weiss, wie schwierig es sein kann, nachhaltig Surfferien zu machen.»

Johann Lanert

Darum gehts

  • Sabrina Haase ist Surferin und arbeitet beim Verein fairunterwegs. Mit der G.L.Ü.C.K.-Formel hat der Verein eine Empfehlung für nachhaltiges Reisen formuliert.

  • Diese Tipps verhelfen auch zu nachhaltigeren Surfferien: Sei langsam unterwegs, gib das Geld lokal aus, reduziere den CO2-Ausstoss und vermeide zu günstige Angebote.

  • Die Surferin kennt weitere Praxistipps: Auf Facebook gibt es Gruppen für Mitfahrgelegenheiten wie Surftravellers oder Mitsurfbörse. Und einmal wöchentlich fährt ein Zug von Freiburg nach Bordeaux.

  • Auch in der Schweiz kommen Surfer auf ihre Kosten: In Bremgarten und Thun findet man stehende Wellen, in Zürich und Ebikon gibt es eine Indoor-Welle und in Sion ein Outdoor-Becken.

  • Sabrina Haase schliesst das Fliegen trotz dieser Möglichkeiten nicht komplett aus. Denn: «Viele Menschen im globalen Süden leben von Reisenden und vom Tourismus.» Problematisch sei die Art und Weise, wie wir reisen.

Surfen ist und bleibt eine Trendsportart – und die Schweiz liegt noch immer nicht am Meer. Wie lassen sich die Surfferien dennoch nachhaltig gestalten? Sabrina Haase ist Surferin und arbeitet bei fairunterwegs. Mit der G.L.Ü.C.K.-Formel hat der Verein eine Empfehlung für nachhaltiges Reisen formuliert.


Sabrina Haase, was steckt hinter der G.L.Ü.C.K.-Formel?

Die G.L.Ü.C.K.-Formel ist unsere Guideline für nachhaltiges Reisen. Das G steht dabei für «gemächlich»: Bleibe länger an einem Ort und versuche, auch vor Ort mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu reisen. Das L für «lokal»: Buche deine Übernachtungen in familiären Unterkünften, die Einheimischen gehören, und kaufe Produkte und Souvenirs aus der Region. Ü: Lass «Überraschungen» zu und sei spontan. C: Reduziere deinen «CO2-Ausstoss», versuche zum Beispiel, mit dem Zug anzureisen. Und das K steht für «korrekt»: Bezahle einen fairen Preis. Erscheint ein Angebot zu billig, zahlt immer jemand drauf, entweder die Mitarbeiter, die öffentliche Hand oder eben die Umwelt.

Lässt sich diese Formel auf das Surfen übertragen?

Ja, aber ich bin selbst Surferin und weiss, wie schwierig das sein kann. Gerade wenn man auf der Suche nach den perfekten Wellen ist, spricht man rasch über Destinationen wie Bali oder Costa Rica.

Eine Reise nach Übersee: Das klingt nun wirklich nicht nachhaltig.

Es ist aber nicht unmöglich, diese nachhaltig zu gestalten: Eine ehemalige Kollegin fuhr mit dem Fahrrad nach Indonesien. Aber für die Masse funktioniert das nicht. Die An- und Abreise ist dabei der umweltschädlichste Teil der Ferien. Ein Flug pro Jahr verbraucht mehr als die Hälfte des jährlichen CO2-Fussabdrucks eines Menschen pro Jahr. Das kann man vor Ort nicht kompensieren – selbst wenn man bei Einheimischen wohnt, nur faire Produkte kauft und nur zu Fuss unterwegs ist. Destinationen in Europa sind da besser.

Zum Beispiel?

Der Atlantik hat tolle Wellen und viele Orte sind mit öffentlichen Verkehrsmitteln sehr gut erreichbar. Zum Beispiel fährt einmal die Woche ein Zug von Freiburg direkt nach Bordeaux. Auch nach Portugal kommt man super mit dem Zug – man muss aber ein paar Mal umsteigen.

Wie praktikabel ist es, mit dem ganzen Surfgepäck in einen Zug zu steigen?

Ich weiss aus eigener Erfahrung, dass das anstrengend sein kann, vor allem, wenn man mehrmals umsteigen muss. Eine Alternative sind Fahrgemeinschaften. Auf Facebook gibt es mittlerweile einige Surfgruppen wie Surftravellers oder Mitsurfbörse. Hier werden immer wieder Mitfahrer und Mitfahrerinnen gesucht. Die Autofahrt ist zwar nicht so nachhaltig wie die Zugfahrt, aber immer noch besser als nach Portugal oder Andalusien zu fliegen.

Sie sind selbst Surferin, Sie kümmern sich um die Nachhaltigkeit. Was ist Ihr persönlicher Geheimtipp für eine nachhaltige Surfdestination?

In Portugal in der Region Ericeira gibt es mittlerweile einen lokalen Bus, der Surfer und ihre Bretter zu verschiedenen Spots bringt. Vor Ort empfehle ich entweder ein nachhaltiges Surfcamp, das Gäste gemeinsam zum Surfspot bringt, oder eine Unterkunft in der Nähe des Spots, damit man nicht ständig hin- und herfahren muss. Falls man doch nicht auf das Auto verzichten kann, sind auch hier Fahrgemeinschaften eine Option. Wirkliche Geheimtipps gibt es in Europa aber wohl nicht mehr. Viele Wellen und Spots sind überlaufen. Mein Tipp: abseits der bekannten Touristenpfade nach Wellen suchen.

Nachhaltiges Reisen ist Ihnen wichtig, trotzdem schliessen Sie Flüge nicht per se aus. Wieso?

Ich finde es schwierig, wenn plötzlich alle Menschen auf Flugreisen verzichten sollen. Viele Menschen im globalen Süden leben von Reisenden und vom Tourismus. Gerade während Corona hat man gemerkt, wie viele Menschen um ihre Existenz bangen. Aber die Art und Weise, wie wir heute reisen, ist nicht mehr tragbar.

Was wären Alternativen?

Man könnte zum Beispiel nur alle fünf Jahre eine Fernreise unternehmen und ansonsten die europäische Atlantikküste auf und ab surfen. Oder man bleibt gleich in der Schweiz: In Bremgarten und Thun findet man stehende Wellen, in Zürich und Ebikon gibt es eine Indoor-Welle und in Sion ein Outdoor-Becken.

«Sinnvoll wäre es zum Beispiel, nur alle fünf Jahre eine Fernreise zu unternehmen und ansonsten die europäische Atlantikküste auf und ab zu surfen.»

«Sinnvoll wäre es zum Beispiel, nur alle fünf Jahre eine Fernreise zu unternehmen und ansonsten die europäische Atlantikküste auf und ab zu surfen.»

Johann Lanert

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