Web-Zensur: Surfen wie Chinesen

Aktualisiert

Web-ZensurSurfen wie Chinesen

Im Reich der Mitte gibt es ausser in Hongkong und Macao keinen freien Internetzugang. Auch Schweizer Firefox-Nutzer können jetzt erleben, wie sich das anfühlt.

von
Henning Steier

Um den Surfverkehr ihrer Bürger zu kontrollieren, hat die chinesische Regierung ein Filtersystem eingerichtet. Es ist ausserhalb des Landes als «The Great Firewall» bekannt. Mit deren Betrieb sind rund 30 000 Mitarbeiter beschäftigt.

Suchmaschinen filtern

Der Zensur zum Opfer fallen unter anderem Seiten von Menschenrechtlern, aber auch Nachrichtenportale wie das der BBC. Ausserdem sind Suchmaschinen betroffen. Um in China aktiv zu sein, müssen sich nicht nur der einheimische Anbieter Baidu, sondern auch ausländische Unternehmen wie Google einer Selbstzensur unterwerfen: Sie sind verpflichtet, eigenständig systemkritische Treffer aus den Suchergebnislisten zu entfernen.

Surfen im «China Channel»

Die daraus folgenden Einschränkungen für die rund 130 Millionen chinesischen Internetnutzer simuliert das jetzt für den Browser Firefox erhältlich Add-On «China Channel». Es leitet den gesamten Netz-Traffic über einen Proxy-Server in der Volksrepublik um. Der Surfer hat damit das Gefühl, sich in China zu befinden.

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Auch Skype ausspioniert

Die chinesische Zensur beschränkt sich nicht aufs Surfen: Anfang Oktober hatte die Forschergruppe Citizen Lab an der Universität von Toronto aufgedeckt, dass der chinesische Ableger von Skype geblockte Mitteilungen auf ungesicherten Servern in China gespeichert hatte. Diese Dateien seien problemlos zugänglich gewesen und hätten auch Codes zur Entschlüsselung der Daten umfasst, gaben die Informatiker bekannt.

Josh Silverman, Präsident von Skype, bestätigte die Vorwürfe. Die Sicherheitslücken, von denen 70 Millionen Nutzer in China betroffen waren, seien schnellstmöglich beseitigt worden. Die Speicherung der Daten durch den Mehrheitspartner TOM Online sei Skype jedoch nicht bekannt gewesen. Die VoIP-Software galt zuvor als verhältnismässig abhörsicher und war daher bei Polit-Aktivisten beliebt.

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