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Nazi-JargonSVP fordert «asylantenfreie Zonen»

Pläne des Stadtrats in einem «gehobenen Wohnquartier» 60 Asylsuchende unterzubringen, sorgen für Aufruhr in Zug. Die SVP fordert in einer Motion «asylantenfreie Zonen» - und gerät wegen des «Nazi-Jargons in Kritik».

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Noch ist nichts geschehen - doch allein die Ankündigung der Zuger Stadtregierung, das ehemalige Altersheim Waldheim zu einem Asylzentrum umzufunktionieren und dort 60 Asylsuchende einzuquartieren, sorgt in Zug für Ärger. Die SP sprach von einer Nacht- und Nebelaktion, in Leserbriefen wurde die Pläne für das «Asylantenheim mit Seeblick» als untauglich gegeisselt.

Auf den Plan rief der Vorschlag des Stadtrats auch die SVP. Sie reichte eine Motion «zur Schaffung asylantenfreier Zonen in der Stadt Zug ein». Sie will, dass die ganze Stadt Zug oder mindestens sämtliche Wohngebiete «frei von Asylanten-Unterkünften» sein soll. Stattdessen sei zu prüfen, «Internierungslager» in Industrie und Gewerbegebieten zu errichten und ob solche Unterkünfte nicht ausserhalb des Kantons Zug oder ausserhalb der Schweiz betrieben werden könnten.

Künftig müssten sich die Bewohner des Zuger Villenquartiers mit den gleichen Herausforderungen befassen, wie es andere längst kennen würden, schreibt Manfred Pircher, Präsident der SVP Zug: «Im Quartier herumstreichende oder herumhängende Personen aus uns völlig fremden Kulturen, die sehr oft eine überaus arrogante Erwartungshaltung an den Tag legen. Für viele dieser unbeliebten Gäste ist ein Villenquartier ein richtiggehendes Eldorado, das entsprechend lohnende Erkundungs-Touren und Streif-Züge ohne grossen Anfahrtsweg ermöglicht.»

«Helles Entsetzen»

Die Wortwahl der SVP lässt aufhorchen. Beim Grünen Nationalrat Jo Lang hat sie, so berichtet die Aargauer Zeitung am Samstag «helles Entsetzen» ausgelöst.

In einem offenen Brief kritisiert er die SVP scharf. Diese Rhetorik sei nahe am Jargon der Nationalsozialisten, das sei entsetzlich. Der Zusammenhang zwischen der SVP-Wortkonstruktion «asylantenfrei» und dem Nazi-Unwort «judenfrei» sei deutlich, findet der Historiker. Er verlangt deshalb eine klarer Distanzierung der SVP Schweiz von der Wortwahl der Zuger Partei. Doch bei der SVP Schweiz winkt man ab. Das sei Sache der Zuger, heisst es da lakonisch. Der Zuger SVP-Präsident Manfred Pircher verteidigt das Vorgehen seiner Partei und doppelt gegenüber der NZZ nach: «Wir reden Klartext.»

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