«Teuer und Kontraproduktiv»SVP lehnt kurdische Übersetzungen auf Website der Stadt Bern ab
Die Berner SVP spricht sich gegen eine erweitere städtische Kommunikation auf Kurdisch aus. Kurdische Kulturvereine erachten ein Annahme der Motion hingegen als wichtig.
Darum gehts
Drei kurdische Kulturvereine fordern, dass die Informationen der Stadt Bern in Zukunft auch in kurdischer Sprache veröffentlich werden sollen.
Die Berner SVP sträubt sich gegen diese Forderung. Solche Übersetzungen seien teuer und kontraproduktiv, so die SVP.
Der kurdische Kulturverein Bern Komel sieht das anders. Hinter der Forderung stecke auch eine politische Geschichte.
Drei kurdische Kulturvereine fordern in einer Motion, dass Informationen der Stadt Bern auf deren Webseite auch auf Kurdisch übersetzt werden. Schliesslich seien die Kurden eine grosse Migrationsgruppe in Bern, so die Vereine. Bislang werden wichtige Informationen der Stadt Bern in zwölf verschiedenen Sprachen angeboten. Die Motion wurde am Mittwoch dem Sekretariat des Berner Stadtrats übergeben und wurde von mehr als 200 Personen unterschrieben.
SVP befürchtet Kosten für den Steuerzahler
Nicht unterstützt wird die Motion von der SVP. Diese erachtet eine zusätzliche Übersetzung als unnötig und kontraproduktiv: «Integration erfolgt über die Sprache», so SVP-Fraktionschef Alexander Feuz. Durch die Übersetzung bestehe weniger Anreiz dafür, die Landessprache zu erlernen. «So wird die Abgrenzung gefördert.»
Zudem verursache eine Übersetzung zusätzliche Kosten für die Steuerzahlenden: «Würden die Kosten von einem privaten Verein übernommen, wäre das etwas Anderes», so Feuz. Die SVP sorgt sich aber auch um die Wirkung einer möglichen Annahme der Forderung: «Plötzlich wollen alle eine eigene Übersetzung.» Man solle deshalb gar nicht erst damit anfangen. «Die SVP erlaubt sich in diesem Zusammenhang die Bemerkung, dass auch keine städtischen Informationen auf Rätoromanisch verfügbar sind, was ja immerhin einer Landessprache ist.»
Kurdischer Kulturverein Bern nimmt Stellung
Der Kurdische Kulturverein Bern Komel hält an der Forderung fest. «Einige Menschen in hohem Alter sprechen keine andere Sprache als Kurdisch. Sie sollten dennoch die Möglichkeit erhalten, vollständig und korrekt informiert zu werden», so der Verein. Dabei handle es sich um ein grundlegendes Menschenrecht. «Wir setzten uns für die Akzeptanz und Gleichstellung aller Menschen und Sprachen ein.»
Dass dadurch die Integration ausgebremst werden könnte, glaubt der Verein nicht. Im Gegenteil: Wer richtig informiert sei, könne auch besser am alltäglichen Leben teilhaben. Zudem stecke hinter der Forderung der kurdischen Kulturvereine eine langjährige politische Geschichte: «Kurden wurden vertrieben und ihre Sprache als primitiv gebrandmarkt. Hierzulande weiterhin die Sprache der repressiven Staaten zu verwenden und die kurdische Sprache zu ignorieren, stellt eine Demütigung dar.» Die Übersetzung sei demnach wichtig für die Anerkennung einer grossen Anzahl von Menschen.