Capriasca TISVP-Lokalpolitikerin angezeigt, weil sie Holocaust relativiert
Die Kandidatin auf der SVP-Liste für die Kommunalwahlen von Capriasca TI hat in einem TV-Interview shoa-leugnende Aussagen gemacht. Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund hat nun Strafanzeige wegen Verstosses gegen die Rassismusstrafnorm eingereicht.
Darum gehts
Liliane Tami stellt sich auf der SVP-Liste zur Wahl für die Exekutive und Legislative in der Tessiner Gemeinde Capriasca.
In einem Interview sagte die 29-Jährige, dass die Zahl von sechs Millionen ermordeten Juden im Zweiten Weltkrieg überhöht sei.
Die SVP hat Tami zwar die Unterstützung entzogen, kandidieren darf sie aber trotzdem.
Eine junge SVP-Kandidatin aus der Tessiner Gemeinde Capriasca steht im Visier der Justiz, nachdem sie öffentlich den Holocaust relativierte. Liliane Jessica Tami, 29 Jahre alt, auf der SVP-Liste für die Kommunalwahlen in der 7000-Einwohner-Gemeinde nördlich von Lugano, hat kürzlich in einem Fernsehinterview des Senders Tele Ticino behauptet, dass die Zahl von sechs Millionen ermordeten Juden überhöht sei und dass diese nur als «symbolische Zahl» zu verstehen sei. Weiter meinte Tami, dass Adolf Hitler die Judenfrage sehr am Herzen gelegen habe, den Völkermord müsse man im Kontext kriegerischer Ereignisse lesen.
Der Schweizerische Israelitische Gemeindebund (kurz SIG) hat nun Strafanzeige wegen Verstosses gegen die Rassismusstrafnorm eingereicht. Der Verband halte es für «besorgniserregend», dass sich Tami weiterhin für die Exekutive und Legislative in Capriasca zur Wahl stellt, wie das Portal Swissjews berichtet.
Tami bleibt weiter auf der Liste für die Wahlen vom 21. April
Die SVP hat Tami zwar die Unterstützung entzogen, worauf die Lokalpolitikerin aus der Partei ausgetreten ist. Doch auf ihre Kandidatur für die Gemeindewahlen vom 21. April hat das keinen Einfluss, denn eine nachträgliche Änderung einer Kandidierendenliste ist nicht möglich, wie 20 Minuti schreibt.
Die 29-Jährige war Anfang März in die Schlagzeilen geraten, als Corriere del Ticino bekannt machte, dass sie 2016 an einer rechtsextremen Gedenkfeier auf dem Friedhof Maggiore in Mailand teilgenommen hatte. Ein Video zeigt, wie Tami an der Veranstaltung teilnimmt, den Arm zum faschistischen Gruss erhebt und mehrmals «Sieg Heil» ruft. Dafür wurde sie in Italien wegen Verteidigung des Faschismus angeklagt. 2019 wurde sie jedoch freigesprochen. Das Gericht hatte trotzdem festgehalten, dass die Versammlung «unzweifelhaft» einen faschistischen und nationalsozialistischen Charakter gehabt hätte.
Nach dem jüngsten Interview mit Tele Ticino zeigt sich der SIG schockiert darüber, welcher Weltanschauung Liliane Tami offensichtlich anhängt. Ihre Aussagen wertet der SIG als Leugnung und gröbliche Verharmlosung der Shoa, die gemäss Rassismusstrafnorm Artikel 261bis StGB als Straftat gelten. Der jüdische Gemeindebund hofft nun, dass Tami von den Strafverfolgungsbehörden endlich zur Verantwortung gezogen wird.
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