Badi zuhauseSwimmingpools boomen wegen unsicherer Badesaison
Anbieter verzeichnen eine erhöhte Nachfrage nach Schwimmbecken. Diese sollen den Besuch in der Badi oder die Ferien am Meer ersetzen.
- von
- Bettina Zanni
Darum gehts
- Wegen des Coronavirus ist noch unklar, wie die Badesaison in der Schweiz aussehen wird.
- Die Nachfrage nach Swimmingpools steigt deshalb.
- Die Bäderbranche arbeitet ein Sicherheits- und Hygienekonzept für die Badeanstalten aus.
Ob Badegäste diesen Sommer wieder in Scharen in die Frei- und Strandbäder pilgern können, steht zurzeit noch in den Sternen. «Badeanstalten sind ein Problem, wenn es zu grösseren Menschenansammlungen kommt», sagte der Epidemiologie-Professor Heiner Bucher zu 20 Minuten.
Auch die Prognose von Matthias Egger, Leiter der Covid-19 Task-Force, macht wenig Hoffnung auf eine normale Badesaison. Es sei möglich, dass sich die Menschen in der Schweiz noch zwei Jahre etwa mit Abstandsregeln, Masken und Hygiene einschränken müssten, um die Verbreitung des Coronavirus zu bremsen, sagte er in der «NZZ am Sonntag».
«Unsere Drähte laufen heiss»
Badefans mit dem nötigen Budget sorgen nun aber vor und schaffen sich ihre Mini-Badi für zu Hause: Die Nachfrage nach Swimmingpools boomt zurzeit in der Schweiz. «Die Anfragen von Privatpersonen bezüglich Poolbau haben um etwa 50 Prozent zugenommen», sagt Eliane Zürrer, Marketingverantwortliche von Freestylepool in Embrach ZH. Vor allem Familien mit Kindern wünschten sich momentan ein privates Schwimmbad.
Auch Ueli Achermann, Inhaber der Vita Bad AG in Emensee LU, sagt: «Unsere Drähte laufen heiss. Wir haben rund 30 Prozent mehr Kunden, die sich für den Bau eines Pools interessieren.» Auch die Website werde häufiger besucht. «Die Besucherzahlen schnellten von durchschnittlich 1000 um diese Jahreszeit auf 2300 Besucher hoch.»
Achermann hat den Eindruck, dass die Kunden sich diesen Sommer zu Hause besonders schön einrichten wollen. «Sie wissen nicht, ob sie die Badis besuchen können, und können in den Sommerferien wahrscheinlich nicht ans Meer fahren, also will man es zu Hause schön haben.»
«Wunsch nach Urlaub im eigenen Garten»
Auch die Poolprofi AG in Laufen BL registriert eine höhere Nachfrage nach Swimmingpools. «Wir stellen ein zunehmendes Interesse an Offertanfragen fest», sagt Geschäftsführer Rolf Richterich. «Der Wunsch nach Urlaub im eigenen Garten ist deutlich spürbar.» Zunehmend würden Pools auch in kleineren Gärten oder auf Terrassen und Attika realisiert. «Unser Angebot reflektiert diese Wünsche und ermöglicht Pools an Orten, wo früher keine Möglichkeit dafür bestand.»
Eliane Zürrer von Freestylepool ist skeptisch, ob sich die hohe Nachfrage auf die Auftragslage auswirken wird. In der Regel dauere es von der ersten Anfrage bis zur Vertragsunterzeichnung einige Wochen oder sogar Monate. «Ich kann mir vorstellen, dass viele Leute, die sich vor allem wegen der Corona-Krise für ein Schwimmbad interessieren, wieder abspringen, sobald sie merken, dass alleine die Baubewilligung mehrere Monate in Anspruch nimmt und es unrealistisch ist, dass das gewünschte Schwimmbad bis zu den Sommerferien fertiggestellt ist.»
Tröpfchensystem in Badis
Auf Hochtouren laufen auch die Vorbereitungen der Schweizer Frei- und Strandbäder. Der Schweizerische Badmeister-Verband SBV hoffe, dass die Badeanstalten am 8. Juni öffnen könnten, sagt SBV-Präsident Michel Kunz. «Die Bäderbranche ist daran, ein Sicherheits- und Hygienekonzept zu erarbeiten.»
Sehr wahrscheinlich werde ähnlich wie in den Grossverteilern ein Tröpfchensytem die Besucherzahlen regeln, sagt Kunz. «Es wird ein anderer Sommer. Die Badeanstalten werden aber ihr Möglichstes tun, damit die Gäste in den Badis trotzdem einen tollen Sommer verbringen können.»
Lockerungen im Sport
Schwimmbäder dürfen ab dem 11. Mai wieder öffnen, jedoch nur für Sporttreibende und Clubs. Sich mit Freunden in der Badi zu treffen, bleibt weiterhin untersagt. Voraussichtlich geöffnet oder gestattet werden ab dem 8. Juni: Schulen der Sekundarstufe II, der Tertiärstufe sowie weitere Ausbildungsstätten, Theater und Kinos, Zoos, botanische Gärten, Tierparks, Bergbahnen, Schwimmbäder (geöffnet für alle), Gottesdienste, Treffen von mehr als 5 Personen. Ob es am 8. Juni so weit ist, entscheidet der Bundesrat am 27. Mai.