Lage nicht vorausgesehen Swiss braucht dringend Personal und will entlassene Flugbegleiter zurückholen
Im Sommer die Kündigungen, jetzt Personalmangel: Weil die Swiss die Personalsituation für das zweite Halbjahr 2021 falsch eingeschätzt hat, will sie Ex-Angestellte zurückholen.
- von
- Philippe Coradi
Darum gehts
Die Swiss sprach im Juni nach einem dreiwöchigen Konsultationsverfahren weitere 550 Kündigungen aus. Insgesamt verloren unter anderem 334 Kabinen-Mitarbeitende ihren Job.
Nun werden die entlassenen Flugbegleiterinnen und -begleiter von ihrer ehemaligen Arbeitgeberin wieder kontaktiert, wie der «Tages-Anzeiger» schreibt. Doch wie ist es dazu gekommen? Die Swiss scheint sich verkalkuliert zu haben, wie sich der Personalbestand in Zukunft verändern wird.
200 Ungeimpfte (noch) auf Lohnliste, aber nicht im Schichtplan
So hätten sich weitaus mehr Personen für eine Frühpensionierung entschieden als erwartet. Auch nicht vorausgesehen habe man die Zahl der Kündigungen aufgrund des Impfobligatoriums für Angestellte im Flugzeug. Zudem könne man derzeit 200 Flugbegleiterinnen und -begleiter nicht zur Arbeit einteilen, weil sie (noch) nicht geimpft seien. Ist eine Impfung bis Januar nicht erfolgt, kommt es zu weiteren Kündigungen.
Wiedereinstieg ab April 2022 möglich
Sofort werden die Ex-Angestellten nicht wieder zurückkehren können. Sie werden im Januar angeschrieben mit dem «Angebot eines Rückkehrrechts» auf April 2022. Bis dahin gilt für die verbleibende Belegschaft laut dem «Tages-Anzeiger» in den Flugzeugen: Sie dürfen ihre Arbeitspensen nicht kürzen und werden strenge Schichtpläne in Kauf nehmen müssen.
«Swiss lernt nichts aus der Geschichte»
Sandrine Nikolic-Fuss, Chefin der Kabinenpersonalsgewerkschaft Kapers, ist gegenüber der Zeitung etwas zwiegespalten. Einerseits freue sie sich, dass viele ihrer Kolleginnen und Kollegen wieder an ihren alten Arbeitsplatz zurückkehren könnten. Aber sie habe auch die Swiss-Führung durchaus gewarnt, dass diese Situation eintreffen werde. «Ich habe Kolleginnen, die wurden sowohl nach dem Swissair-Grounding als auch bei der Restrukturierung 2006 entlassen und danach zurückgeholt», sagt Nikolic-Fuss. «Die Swiss lernt einfach nichts aus der Geschichte.»
Hast du oder hat jemand, den du kennst, Probleme mit dem Job?
Hier findest du Hilfe:
Arbeit.swiss, Informationen und Adressen für Stellensuchende
Lohnforderung.ch, Rechte bei fristloser Kündigung
Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147