Lufthansa-Umbau: Swiss-Piloten sorgen sich um Unabhängigkeit

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Lufthansa-UmbauSwiss-Piloten sorgen sich um Unabhängigkeit

Die Swiss bekommt nicht nur einen neuen Chef, sondern wird auch enger mit der Lufthansa verzahnt. Die Piloten sind besorgt.

Fabian Lindegger
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Fabian Lindegger
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Die Fluggesellschaft Swiss erhält einen neuen CEO.

Die Fluggesellschaft Swiss erhält einen neuen CEO.

Keystone/Steffen Schmidt
Der 53-jährige Deutsche Thomas Klühr leitet ab dem 1. Februar 2016 die Geschicke der Swiss.

Der 53-jährige Deutsche Thomas Klühr leitet ab dem 1. Februar 2016 die Geschicke der Swiss.

Lufthansa/Jürgen Mai
Er löst Harry Hohmeister, den bisherigen CEO der Swiss, ab.

Er löst Harry Hohmeister, den bisherigen CEO der Swiss, ab.

Keystone/Walter Bieri

Thomas Klühr wird neuer Chef der Swiss. Er löst per 1. Februar 2016 Harry Hohmeister ab, der seit 2009 an der Spitze der Airline stand. Der 53-jährige Klühr ist derzeit Chef des Lufthansa-Hub in München.

«Wir erwarten von Herrn Klühr, dass er auf die Eigenständigkeit der Swiss Fluggesellschaft pocht», sagt Geschäftsführer Henning Hoffmann vom Pilotenverband Aeropers zu 20 Minuten. Denn die Swiss sei vor allem wegen ihrer Eigenständigkeit die erfolgreichste Fluggesellschaft innerhalb des Lufthansa-Konzerns geworden, so Hoffmann. Klühr müsse sich zudem klar zum Modell der Schweizer Sozialpartnerschaft bekennen, denn diese sei einer der Erfolgsfaktoren der Swiss.

Zugleich gab die Lufthansa am Mittwoch auch eine gruppenweite Reorganisation bekannt. Die unterschiedlichen Geschäftsbereiche sollen künftig enger zusammenarbeiten. Der Umgang mit Handgepäck, Umbuchungen, Sitzplatzreservierungen oder Preisstrukturen sollen bei Lufthansa, Swiss und Austrian Airlines vereinheitlicht werden. Dies sagte Konzern-Chef Carsten Spohr an einer Telefonkonferenz.

Wer bekommt den besseren Flugplan?

Mit der Reorganisation werden verschiedene Kompetenzen auf die vier Hubs des Lufthansa-Konzerns – Frankfurt, München, Wien und Zürich – verteilt. Zürich erhält künftig die Verantwortung für das Umsatz-Managementsystem der gesamten Gruppe. Im Gegenzug verliert die Swiss die Verantwortung für Vertrieb, Planung oder Marketing an andere Hubs. «Wir sorgen uns deshalb, dass der neue CEO künftig viel weniger Kompetenzen haben wird und die Reorganisation der Lufthansa zu einem Abbau der Eigenständigkeit der Swiss führt», sagt Aeropers-Geschäftsführer Hoffmann.

Als weiteres Beispiel für die vertiefte Zusammenarbeit erwähnte Carsten Spohr die Koordination bei Flugplänen: «Es macht wenig Sinn, dass ein Lufthansa- und ein Swiss-Flug fast gleichzeitig von Zürich und München nach Miami abheben», so der Lufthansa-Chef. Für den Kunden sei es attraktiver, wenn diese Flüge zu verschiedenen Zeiten abheben und er so eine zusätzliche Wahl hat.

Hoffmann vom Pilotenverband Aeropers setzt allerdings ein Fragezeichen dahinter, wer schlussendlich entscheide, welche Airline im Zweifel die bessere Abflugzeit erhalten wird: «Muss die Swiss von Zürich aus zu einem neuen, unattraktiveren Zeitpunkt nach Miami starten als von München aus, überlegen sich die Kunden, ob sie nicht lieber via München fliegen wollen.» In diesem Fall könnte die Swiss Kunden verlieren und von der Harmonisierung der Flugpläne wirtschaftlich negativ betroffen sein, befürchtet Hoffmann.

15 Prozent des Führungspersonals soll verschwinden

Im Rahmen einer neuen Führungsstruktur wird zudem Detlef Kayser, der bisher für das Beratungsunternehmen McKinsey tätig war, ab dem 1. Januar 2016 die Zuständigkeit für Strategie und Flotte übernehmen. Hoffmann sieht diesen Schritt ebenfalls kritisch: «Zu Zeiten der Swissair hatten Beraterfirmen wesentlich zu den Problemen der Airline beigetragen. Wir hoffen, dass es in dieser Hinsicht nicht zu einem Déjà-vu kommt», so Hoffmann zu 20 Minuten.

Insgesamt erhofft sich die Lufthansa, dass sie durch die neue Organisationsstruktur in den nächsten Jahren rund 500 Millionen Euro einsparen kann. Dazu sollen neben Synergien auch der Abbau von 15 Prozent der weltweit rund 1000 Führungskräfte beitragen.

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