Sterbetourismus: Taiwaner will seinen Freitod streamen

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SterbetourismusTaiwaner will seinen Freitod streamen

Der bekannte Sportkommentator Tah-Ren Fu aus Taiwan ist an Krebs erkrankt. In der Schweiz will er freiwillig sterben – während eines Live-Streams.

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Der ehemalige Sportkommentator Tah-Ren Fu ist in die Schweiz gereist, um seinem Leiden ein Ende zu setzen.

Der ehemalige Sportkommentator Tah-Ren Fu ist in die Schweiz gereist, um seinem Leiden ein Ende zu setzen.

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Auf seinem Facebook-Profil hat der Taiwaner seine Patientenverfügung von Dignitas aufgeschaltet.

Auf seinem Facebook-Profil hat der Taiwaner seine Patientenverfügung von Dignitas aufgeschaltet.

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Der todkranke Mann will sein Sterben live streamen und so der Öffentlichkeit zugänglich machen.

Der todkranke Mann will sein Sterben live streamen und so der Öffentlichkeit zugänglich machen.

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Der bekannte Sportkommentator Tah-Ren Fu aus Taiwan ist in die Schweiz gereist, um hier zu sterben. Er leidet an Bauchspeicheldrüsenkrebs und hat laut den Ärzten nur noch vier bis sechs Monate zu leben, wie die Nachrichtenagentur Channel News Asia berichtet.

Der 84-Jährige habe eine Operation abgelehnt und von der taiwanischen Regierung gefordert, die Sterbehilfe zu legalisieren. Nun ist Fu in die Schweiz gereist, um mit Hilfe der Organisation Dignitas in den Freitod zu gehen. Auf Facebook hat er seine Patientenverfügung gepostet.

«Tiefschlaf statt Folter»

«Ich habe grünes Licht erhalten», schreibt Fu. Nun könne er jederzeit aus dem Leben scheiden, wenn er es wünsche. Sterbehilfe sei ein Zeichen für Modernisierung. Statt sich von einer tödlichen Krankheit foltern zu lassen, könne man innerhalb von drei Minuten schmerzlos in Tiefschlaf versetzt werden. Das sei wie eine Atomwaffe, die alle Krebszellen auf einmal erledige.

Das Dokument von Dignitas ist nicht das Einzige, was Fu mit der Welt teilen möchte. Seinen Hinschied will der Taiwaner live streamen. Ob Dignitas damit einverstanden ist, ist noch unklar. Die Organisation war für eine Stellungnahme noch nicht erreichbar.

«Live-Streaming baut Druck auf»

Die Sterbehilfeorganisation Exit wurde bisher noch nicht mit dem Wunsch eines Live-Streams konfrontiert. Bernhard Sutter, Leiter der Deutschschweizer Exit-Geschäftsstelle, sagt aber: «Aufgrund unserer Richtlinien könnten wir bei solchen Wünschen nicht begleiten.»

Exit wolle damit zum einen die Privatsphäre wahren und zum anderen den Sterbenden vor zu viel Druck schützen. «Würde der intime Moment mit der Öffentlichkeit geteilt, wäre nicht gewährt, dass der Sterbende sich noch traut, Nein zu sagen, weil er Angst haben könnte, das Gesicht zu verlieren.»

«Tod ist nicht wiederholbar»

Aus ethischer Perspektive ist ein Live-Stream vom Sterben ebenfalls problematisch. «Ein solches Vorhaben sehe ich als eine Art von Exhibitionismus», sagt Professor Helmut Bachmaier, Experte für Sterbeethik bei der Stiftung Tertianum. Das Sterben sei ein sehr intimes Ereignis, an dem die Öffentlichkeit kein Interesse haben könne.

«Anders als bei Ferienfotos handelt es sich beim Tod um ein nicht wiederholbares Ereignis», so Bachmaier. Es sei bedauerlich, dass es durch die sozialen Netzwerke möglich geworden sei, diesen einzigartigen Moment mit Unbekannten zu teilen. Um die Würde des Menschen zu wahren, müsse dieser Augenblick privat bleiben.

Buchvorstellung an Vorbeerdigung

Fu ist schon in der Vergangenheit mit besonderen Engagements bezüglich des Sterbens aufgefallen. Im Oktober hat er eine Kunstausstellung organisiert, um das Bewusstsein für das «Recht auf Würde beim Sterben» zu schärfen. Im Dezember 2016 hat er zudem an einer Vorbeerdigung sein letztes Buch vorgestellt.

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