Schweiz - WeissrusslandTamis wichtigstes Spiel
Ein Punkt gegen Weissrussland genügt der Schweizer U21, um sich als Gruppensiegerin für den EM-Halbfinal zu qualifizieren. Die Anspannung im Schweizer Lager wächst.
- von
- Sandro Compagno
- Dänemark
Auf die Frage, ob es das wichtigste Spiel seiner Karriere sei, gab Trainer Pierluigi Tami eine Kürzest-Antwort: «Ja.» Gut 24 Stunden vor Kick-off sitzt Tami in der zum Medienzentrum umgestalteten Basketball-Halle im Stadion von Aarhus und gibt geduldig seine immer gleichen Antworten auf stets ähnliche Fragen.
Ja, die Aufstellung habe er im Kopf. Und nein, aus Respekt vor den Spielern werde er sie nicht jetzt, sondern erst am Spieltag sagen.
Ja, man müsse mit Geduld spielen. Und nein, die Mannschaft werde Weissrussland sicher nicht unterschätzen.
Ja, man wisse um die Ausgangslage. Und nein, er wolle sich nicht auf Rechnereien einlassen, das wäre dumm.
Schaufenster für den Trainer
Pierluigi Tami weiss, dass er vor dem wichtigsten Spiel seiner Karriere steht. Trotzdem wirkt der Tessiner ruhig und gelassen. Höflich und geduldig beantwortet er die Fragen, die auf Deutsch, Französisch und Italienisch an ihn gestellt werden. Diese Europameisterschaft der U21-Mannschaften ist nicht nur ein Schaufenster für seine Spieler. Es ist auch ein Schaufenster für den Trainer. Pierluigi Tami ist es gelungen, aus 23 Partikularinteressen ein funktionierendes Team zu formen. Sein direkter Vorgesetzter Peter Knäbel, der technische Direktor des Schweizerischen Fussballverbandes SFV, attestiert dem 49-jährigen Tessiner «Authentiszität und Natürlichkeit».
Tami habe ein gutes Timing, um lange in viele Richtungen offen zu bleiben, aber im richtigen Moment klar und manchmal auch hart zu entscheiden. Dass er das kann, erlebten einige mögliche U21-Internationale während der Qualifikation. Wer nicht ins Team passte - wie beispielsweise der als schwierig geltende Basler Cabral – den sortierte Tami aus. «Ich erkläre etwas gerne auch zweimal», sagt Tami dazu, «aber danach ist Schluss.»
Nachfolger von Hitzfeld?
Die U21 ist für Tami keine Lebensaufgabe. Er könne sich vorstellen, irgendwann in der Zukunft auch wieder einmal eine Profi-Mannschaft zu betreuen, liess er am Rande der EM durchblicken. Bevor er beim SFV anheuerte, war der frühere Verteidiger als Trainer in Lugano und Locarno tätig. Doch vielleicht kommt auch alles ganz anders: 2014 wird Ottmar Hitzfeld höchstwahrscheinlich als Nationaltrainer zurücktreten; schon Hitzfelds Vorgänger Köbi Kuhn hatte sich als erfolgreicher Coach der U21 für höhere Weihen aufgedrängt. Um es mit dem Worten von Peter Knäbel auszudrücken: «Eine gute EM hat für alle gute Seiten - für die Spieler und für den Trainer.»
Die Aufstellung der Schweizer
Sommer; Koch, Klose, Rossini, Berardi; Lustenberger; Shaqiri, Xhaka, Frei, Emeghara; Mehmedi.
Die einzige Veränderung im Vergleich zum Island-Spiel ist Admir Mehmedi, der für Mario Gavranovic ins Team zurückkehrt.