Live aus Burma: Tausende Pagoden und Kentucky Fried Chicken

Aktualisiert

Live aus BurmaTausende Pagoden und Kentucky Fried Chicken

Burma ist beliebt, aber nicht überlaufen: Trotz Boom wirken selbst die touristischeren Orte authentisch - noch. Denn internationale Ketten stehen in den Startlöchern.

von
Marlies Seifert
Mandalay

Burma boomt: 2012 zählte es erstmals knapp mehr als eine Million internationale Besucher. Im Jahr davor waren es noch rund ein Viertel weniger gewesen. Auch die Zahl der Schweizer Besucher ist gestiegen: von 5350 im 2011 auf über 8300 im letzten Jahr. Seit Ende der Militärdiktatur strömen die Besucher ins Land. Die Infrastruktur kann da kaum mithalten. Nur gerade 8000 Zimmer, die westlichen Standards entsprechen, verteilen sich über das Land. Die Preise haben sich in kurzer Zeit verdreifacht.

Da weite Teile der ehemaligen Militärdiktatur gar nicht oder nur mit Sondergenehmigung bereist werden können, bewegen sich die meisten Reisenden im Viereck zwischen Rangun, Bagan, Mandalay und dem Inle Lake. Trotzdem sind auch viele der bekanntesten Sehenswürdigkeiten nicht überlaufen.

Im Vergleich zum Nachbarland Thailand, wo jährlich über 20 Millionen Ausländer Ferien machen, sind die Besucherzahlen in Burma noch überschaubar. So wird man als Tourist nicht selten selbst zur Attraktion und wird etwa auf dem heiligen Mount Popa als Spezialgast aufs Familienfoto gebeten oder wird verstohlen am Arm berührt. Das soll Glück bringen. Auch im Kloster werden Gäste mit offenen Armen empfangen und erhalten kurz nach dem Kennenlernen Meditations-Tipps aus erster Hand oder eine Führung durch die Anlage. Wer möchte, kann auch länger bleiben und in den Alltag der Nonnen und Mönche eintauchen. Eine grosszügige Spende in Form von Mitarbeit oder Geld wird zwar nicht erwartet, aber gerne entgegengenommen.

Männer tragen Wickelrock, Frauen Thanaka-Makeup

Mobiltelefon und Internet sind zwar auf dem Vormarsch, das Strassenbild mutet aber noch immer traditionell an. Selbst in den Städten tragen die meisten Männer den Wickelrock Longyi und spucken den blutroten Saft der Betelnuss aus, die beim Kauen eine berauschende Wirkung entfaltet – und die Zähne verunstaltet. Frauen verschönern ihr Gesicht mit Thanaka-Makeup. Sie streichen sich die gelblich-weisse Paste aus fein geriebener Baumrinde kunstvoll auf die Wangen.

Besonders in der schwül-heissen Nebensaison, die von Mai bis Oktober dauert – wobei es im Sommer zu starken Regenfällen kommen kann – hat man manche Attraktionen fast für sich alleine. So wirkt der Ananda-Tempel in Bagan bei unserem Besuch schon beinahe verlassen. Auf der Velotour durch die Ebene der 2000 Pagoden treffen wir nur selten anderen Touristen an. Erst auf der Spitze der Bu Lae Thi wird uns klar, dass wir nicht die einzigen sind, die den Sonnenuntergang aus dieser Perspektive geniessen möchten.

Internationale Ketten stehen in den Startlöchern

Bei der bekannten Teakholz-Brücke U Bein, auf der die spazierenden Mönche im Abendrot zum beliebten Foto-Sujet werden, ist in der Nebensaison nicht viel los. Strassenhändler stürzen sich zwar auf die verbliebenen Touristen, sind dabei aber stets höflich und werden nie aufdringlich. Beim Besuch der umliegenden Klöster und Pagoden am Hügel von Sagaing sieht man die immer wieder gleichen Touristenpärchen, die ebenfalls unterwegs sind. Man begrüsst sich mit einem kurzen Nicken und geht dann weiter seines Weges.

Auch beim Essen ist Burma noch authentisch: Im Gegensatz zu anderen asiatischen Ländern bestimmen nicht Fastfoodketten, sondern Garküchen und traditionelle Restaurants die Menükarte. Im Strassencafé kommt man beim gemeinsamen Bier schnell mit Einheimischen ins Gespräch – auch wenn Hände und Füsse bei der Kommunikation oft nachhelfen müssen. Die Frage ist nur, wie lange das noch so bleiben wird. In diesen Tagen eröffnet der erste KFC (Kentucky Fried Chicken) in Rangun. Starbucks soll auch bereits in den Startlöchern stehen.

20 Minuten ist noch bis 14. Mai in Burma unterwegs und berichtet laufend aus der Trend-Destination in Südostasien. Lesen Sie hier den letzten Bericht aus der am Reissbrett entstandenen Hauptstadt Naypyidaw.

Deine Meinung