Erbrechen und DurchfallTausende wählen jährlich den Giftnotruf wegen toxischer Pflanzen
In Rickenbach TG wurde ein hochgiftiger Riesenbärenklau entdeckt. Das ist jedoch bei Weitem nicht die einzige giftige Pflanze, die in der Schweiz heimisch ist. Jährlich kommen Tausende damit in Kontakt.
- von
- Ammar Jusufi
Darum gehts
Die Riesenbärenklau-Pflanze, die Marina Reiner-Sabljo in Rickenbach TG fand, sorgte für Aufsehen. Nach Heilpflanzen Ausschau haltend, fand sie genau das Gegenteil. Sie fotografierte die imposante, rund drei Meter hohe Pflanze und schlug sie im Lexikon nach. Der Riesen-Bärenklau ist ein Neophyt und verdrängt die in der Schweiz heimische Pflanzenflora. Zudem ist sie hochgiftig.
In der Schweiz gibt es noch weitere giftige Pflanzen, bei denen Vorsicht geboten ist. «Wir haben das ganze Jahr hindurch konstant viele Anfragen zu giftigen Pflanzen», sagt Alexander Jetter, klinischer Toxikologe und Oberarzt beim Schweizer Giftnotruf Tox Info Suisse in Zürich. Dies betreffe vor allem Fälle, bei denen kleine Kinder giftige Pflanzen in den Mund genommen oder geschluckt haben. «Wenn kleine Mengen verzehrt werden, passiert in der Regel nichts», so Jetter.
Erwachsene kämen mit den Pflanzen in Kontakt, wenn sie damit etwa Marmelade oder Tee herstellen. Die körperlichen Reaktionen, die auf den Verzehr von giftigen Pflanzen folgen, reichen von Magendarm-Symptomen, Erbrechen, Durchfall, Reizerscheinungen in Mund und Speiseröhre, in sehr seltenen Fällen können auch Organe geschädigt werden. Einige Pflanzen wie der Riesenbärenklau verursachen teils lang anhaltende Hautschäden. Fast 40’000 Beratungen erteilte Tox Info Suisse im vergangenen Jahr. 8,6 Prozent der Anfragen bezogen sich dabei auf den Kontakt mit Pflanzen. «Die meisten dieser Ingestionen verliefen jedoch harmlos», so Jetter weiter.
Diese Pflanzen sind besonders giftig
Im Botanischen Garten St. Gallen gibt Ivo Moser, der Co-Leiter des Gartens, einen kleinen Überblick über die Gewächse, von denen man lieber die Finger lassen sollte. Die Tollkirsche, deren Früchte schwarz, prall und schmackhaft aussehen, enthalten den Giftstoff Atropin.
Es gab schon Fälle, bei denen Personen nicht wussten, dass es sich nicht um leckere Beeren handelt. Nach dem Verzehr kommt es zu Vergiftungssymptomen. Dazu gehören unter anderem geweitete Pupillen. Deshalb wurde die Tollkirsche früher als Kosmetikum genutzt, da die erweiterten Pupillen dem damaligen Schönheitsideal entsprachen. Tollkirschen sind in unseren Wäldern anzutreffen – entweder blühend oder aber bereits mit Früchten.
Verwechslungsgefahr bei Pflanzen
Auf Alpweiden lassen die grasenden Kühe bestimmte Pflanzenarten stehen, weil sie giftig sind. Eine davon ist der Weisse Germer. Besonders tückisch ist, dass diese Giftpflanze einen «lieben Zwilling» hat, den Gelben Enzian. Dieser wird zur Gewinnung von Bitterstoffen gebraucht, einerseits für medizinische Zwecke und andererseits für die Herstellung von Enzianschnaps.
Im nicht blühenden Zustand unterscheidet einzig die Blattordnung die beiden Zwillingsarten. Während beim Weissen Germer die Blätter wechselständig angeordnet sind, stehen sie sich beim Gelben Enzian paarweise gegenüber.
Eine weitere Pflanze mit der man lieber keine Suppe kochen sollte ist die Herbstzeitlose. Die Pflanze könnte laut Ivo Moser «mit ganz viel Fantasie» für Unerfahrene dem Bärlauch ähnlich sehen. Bei Herbstzeitlosen ist besondere Vorsicht geboten, denn eine Vergiftung mit dieser ist lebensgefährlich. Sie ist in der Schweiz heimisch und blüht, wie der Name verrät, vor allem im Herbst. Vergiftungen ereignen sich vor allem im Frühling während der Bärlauch-Saison, wenn weder der Bärlauch noch die Herbstzeitlose Blüten trägt.
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