Verlagerung ins AuslandTausende werden noch ihren Job verlieren
Infolge der Frankenstärke: In den nächsten Wochen verlieren in der Schweiz Tausende weitere Angestellte ihren Job.
- von
- Isabel Strassheim
Auch nach den bislang schon angekündigten rund 10'000 Jobkürzungen gibt es noch keine Entwarnung: «Klar ist, dass dieses Jahr noch einige Tausend Jobs gestrichen werden», sagt Rudolf Minsch, der Chefökonom von Economiesuisse zu 20 Minuten. «Der Franken-Schock ist noch längst nicht überwunden.»
Bis Ende Jahr gehen weitere 10'000 Stellen verloren, warnte der Präsident des Arbeitgeberverbands, Valentin Vogt, im «SonntagsBlick». Damit wären dieses Jahr dann insgesamt 20'000 Stellen weg. Economiesuisse will sich dagegen nicht auf eine genaue Zahl festlegen. Denn wie viele Kündigungen es tatsächlich würden, hänge auch von den Rahmenbedingungen ab. Und die könnten sich in den nächsten Wochen noch ändern, je nach Wechselkurs und Aufträgen.
Schweizer Jobs kommen nach Osteuropa
Grundsätzlich ist die Lage jedoch nach wie vor schwierig, wie auch Swissmem-Sprecher Ivo Zimmermann zu 20 Minuten sagt. Dem Verband sind bislang jedoch nur kleinere Restrukturierungen seiner Mitgliedsfirmen bekannt. Mit einer grossen Kündigungswelle in der Maschinen-, Elektro- und Metall-Industrie ist demnach nicht zu rechnen. Allerdings kann sich das laut Zimmermann auch schnell ändern.
«Die Tendenz zu vermehrten Auslagerungen wird weiter zunehmen», betont Bruno Waser von der Hochschule Luzern. Der Professor erhebt mit dem European Manufactorin Survey für die Schweiz Daten über die Jobverlagerung ins Ausland. Die neusten Umfrageergebnisse kommen zwar erst Anfang 2016, aber Waser erklärt schon jetzt: «Bislang wurde je ein Drittel der Stellen nach Asien, Osteuropa sowie Westeuropa ausgelagert. In Zukunft dürfte die Bedeutung von Osteuropa zunehmen.» Gefragt seien Länder wie Polen, Rumänien oder Tschechien. Denn die Staaten liegen in der Euro-Zone, haben tiefe Löhne und kurze Lieferwege.

Rudolf Minsch*, wieso kommt der Stellenabbau bei vielen Firmen erst jetzt?
Sie haben nach dem Mindestkurs-Aus Mitte Januar erst mal abgewartet, wie sich der Wechselkurs und die Aufträge entwickeln. Es hätte ja auch sein können, dass sich der Euro wieder bei 1.20 Franken einpendelt. Und die Firmen haben versucht, Kosten einzusparen. Denn Stellenabbau ist nie die erste Massnahme.
Viele verlagern nun Jobs ins Ausland.
Auch das hat Zeit für die Vorbereitung gebraucht, so etwas geht nicht von heute auf morgen.
Welche Branchen sind betroffen?
Alle, die exportorientiert sind und geringe Gewinnspannen haben. Wie etwa die Maschinenbau- und Textilindustrie.
Und Welche Bereiche werden verlagert?
Das kann auch die Buchhaltung einer Firma sein. Typischerweise aber verlagert eine Firma wertschöpfungsschwache Bereiche in der Produktion. ish
*Rudolf Minsch ist Chefökonom bei Economiesuisse