Protest: Taxi-Aufstand verschafft Uber Nutzer-Rekorde

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ProtestTaxi-Aufstand verschafft Uber Nutzer-Rekorde

Das ging nach hinten los: Europaweit haben Taxifahrer aus Frust gegen den Internetdienst Uber demonstriert. Der jedoch profitierte davon mehr als alle anderen.

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Mehr als 30'000 Taxifahrer haben weltweit gegen die Konkurrenz aus dem Internet demonstriert. In London, Madrid, Paris und Berlin sowie in den USA und Südamerika ging nichts mehr. Die Fahrer blockierten Touristenmeilen und Shopping-Bezirke mit ihren Protestfahrten. Die Taxifahrer gingen auf die Strasse, «weil eine rechtswidrige Form der Beförderung stattfindet und das den Wettbewerb verzerrt», sagte Michael Müller vom Deutschen Taxi- und Mietwagenverband gegenüber Tagesschau.de.

Die Fahrer forderten die Politik auf, Geschäftsmodelle wie jene von Uber, Wundercar oder Lyft zu unterbinden oder von «der unfairen Konkurrenz» (so ein Banner in Paris) zumindest die marktüblichen Standards anzufordern.

Der in San Francisco domizilierte Fahrtendienst Uber entwickelte eine Smartphone-App, die es Kunden erlaubt, eine Fahrt bei Taxifahrern zu buchen, die keine Ausbildung, Prüfung oder Lizenz haben. Vor allem Letztere ist teuer: Eine Taxilizenz kostet bis zu 200'000 Euro.

Achteinhalb mehr neue Kunden

Allerdings haben die Aktionen das Gegenteil erreicht und den Gegnern neue Kunden beschert. Wie der Europachef von Uber Technologies Inc., Pierre-Dimitri Gore-Coty, dem Wirtschaftssender Bloomberg TV sagt, hat der Fahrdienst Uber nach eigenen Angaben von den Protesten gegen Uber und anderen nur profitiert. «Wir arbeiten rund um die Uhr», wird Gore-Coty zitiert. Quer durch Europa habe es sechs- bis achteinhalb Mal mehr neue Kunden als an gewöhnlichen Tagen gegeben, in Barcelona seien es sogar elf Mal mehr gewesen.

Zum Start der Proteste wurde die Uber-Plattform aber auch für die offiziellen Londoner Cabs geöffnet, die besonders gut organisiert sind und unter dem Hashtag #Ubergeddon den Diensten auch in den sozialen Netzwerken auf die Pelle rückt. Ihre Wut richtet sich dagegen, dass die Apps – anders als zum Beispiel MyTaxi – Fahrten ausserhalb der bestehenden Taxi-Regeln vermitteln. Als Nutzer freut man sich über eine grössere Auswahl an fahrbaren Untersätzen und kommt durchaus günstiger davon als mit dem festgeschriebenen Taxitarif.

Bloomberg hat berechnet, dass eine Taxifahrt in London beispielsweise vom Finsbury Square im Financial District zur Paddington Station zwischen 20 und 30 Minuten dauert und zwischen 15 und 22 Pfund kostet. Uber dagegen sagt, dass sich dieselbe Wegstrecke auch mit 14 bis 16 Pfund machen lässt. Michael Müller befürchtet jährliche Umsatzeinbussen von bis zu einer Milliarde Euro, wenn die Preispolitik von Alternativdiensten wie Uber und Co. sich etablieren.

Eine regelrechte Erfolgsstory aus Silicon Valley

Zumindest Investoren glauben an eine grosse Zukunft für die Ridesharing-Apps. Uber sammelte erst Anfang Juni bei einer Finanzierungsrunde 1,2 Milliarden Dollar neues Wagniskapital ein und ist damit laut Bloomberg schon 17 Milliarden Dollar wert. Das ist mehr als fünfmal höher als noch vor einem Jahr. Uber ist in 128 Städten weltweit vertreten, 20 davon in Europa (u. a. in Manchester, Lyon und Zürich).

Aber auch in ihrer Heimat werden die Bedingungen für Uber und Lyft schwerer. Die California Public Utilities Commission will durchsetzen, dass die Fahrer bei den Ridesharing-Diensten die Versicherungssumme für Unfälle von 50'000 Dollar auf eine Million Dollar erhöhen müssen. Bereits im letzten Jahr führte Kalifornien als erster US-Staat Regeln für die Start-ups oder genauer die Fahrer ein, die durchaus mit den hiesigen Taxi-Vorschriften vergleichbar sind. Hierzu gehören die Überprüfung des Führungszeugnisses, ein Trainingsprogramm und eine Null-Toleranz-Politik im Bezug auf Drogen und Alkohol hinter dem Steuer.

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