Versuch beendetTempo-30-Schilder für die Nacht werden abmontiert
Die Stadt Zürich testete eine Temporeduktion in der Nacht, um Lärm an viel befahrenen Strassen zu reduzieren. Ein Fazit darf Ende Jahr erwartet werden.
- von
- tam
Um gegen nächtlichen Strassenlärm vorzugehen, hatte die Stadt Zürich einen Versuch gestartet und auf mehreren Strassen das Tempo zwischen 22 und 6 Uhr auf 30 Kilometer pro Stunde reduziert. Die dreimonatige Testphase vom 8. Juli bis 8. Oktober ist nun beendet. Spätestens bis Dienstagabend werden die entsprechenden Tafeln wieder abmontiert.
Was hat der Versuch gebracht? «Die Messresultate müssen nun ausgewertet und anschliessend interpretiert werden», sagt Martin Guggi, Sprecher der Dienstabteilung Verkehr. Vor Ende Jahr sei nicht mit einem Fazit zu rechnen. «Erst nach Vorliegen der Versuchsauswertung wird geprüft werden können, wo und wann Tempo 30 nachts allenfalls eingeführt wird.» Dafür braucht es eine entsprechende Ausschreibung mit der Möglichkeit für die Bevölkerung, ein Rechtsmittel zu ergreifen.
Messungen gemacht
Die Auswertung des Versuchs basiert auf Messungen, wie aus der Mitteilung der Stadt vom Juli hervorgeht. Vor und während dem Versuch erfolgten verschiedene Messungen zu Fahrzeugmengen, Geschwindigkeiten und Lärmpegel. Damit liessen sich die Auswirkungen und der Nutzen von «Tempo 30 nachts» auswerten.
Bereits heute gilt auf mehreren kommunalen und überkommunalen Strassenabschnitten in der Stadt auch tagsüber eine Höchstgeschwindigkeit von 30 Kilometern pro Stunde. Dagegen wehrten sich die Autoverbände vor Bundesgericht. Dieses stützte im April 2018 die Praxis der Stadt.
Nur ein Fünftel profitiert
Mit der Reduktion der Geschwindigkeit lässt sich der Lärm laut Studien um bis zu 3 Dezibel verringern. Doch in der Stadt Zürich profitieren nur etwa ein Fünftel der Lärmgeplagten von Temporeduktionen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Markus Knauss, Gemeinderat für die Grünen und Co-Geschäftsführer des VCS Zürich, ärgert sich: Der Stadtrat habe zwar für 90 verschiedene Strassenabschnitte Tempo 30 erlassen, doch würden dort kaum Menschen wohnen.
An den dicht besiedelten Strassen war die Temporeduktion oft nicht möglich, verteidigt sich der Stadtrat. Zwei Gründe führen die beiden Stadträte Karin Rykart (Grüne) und Richard Wolff (AL) an: Es handle sich zum Teil um kantonale Strassen oder der öffentliche Verkehr fahre darauf und würde zu stark ausgebremst werden. FDP-Gemeinderat Severin Pflüger wünscht sich deshalb andere Massnahmen wie etwa Flüsterbeläge.
Die Anwohner sind sich nicht einig, ob die Temporeduktion nötig ist