Tessiner geraten bei Kreiseln ins Rotieren
In den Kreiseln legen viele Tessiner Automobilisten ein eigenwilliges Fahrverhalten an den Tag: Entweder blinken sie gar nicht oder falsch. Während die Polizei vorerst resigniert hat, lanciert der TCS nun eine Informationskampagne.
In Bioggio und Vezia bei Lugano sowie in Arbedo im Sopraceneri wurden vor kurzem drei Tafeln montiert, die darauf hinweisen, dass man beim Verlassen des Kreisels blinken muss.
Der Informationsbedarf ist in der Tat hoch. Als der TCS in Bioggio eine Stichprobe vornahm, stellte sich heraus, dass 321 von 428 Fahrzeugen den Kreisel verliessen, ohne zu blinken. Dies entspricht einer Quote von 75 Prozent.
Hätte anstelle des TCS die Polizei die Kontrolle vorgenommen, dann wäre ein Bussgeld von mindestens 32 100 Fr. zusammengekommen. Denn das Unterlassen des Blinkens wird mit 100 Fr. gebüsst.
Verhindern, dass Automobilisten gebüsst werden
Ob die Informationskampagne Wirkung zeigt, will der TCS mit einer erneuten Kontrolle in einigen Wochen überprüfen, wie Roberto Morandi von der Direktion des Tessiner TCS auf Anfrage sagte.
Die Aktion habe zwei Ziele: Zum einen wolle man den Verkehrsfluss verbessern, zum anderen wolle man verhindern, dass die Automobilisten in Form von Bussen zur Kasse gebeten werden.
Polizei kontrolliert sporadisch
Dass die Tessiner Polizei grossen Reibach machen könnte, weiss auch Marco Guscio, der Chef der Verkehrspolizei. «Salopp gesagt: 90 Prozent fahren bei uns im Kreisel falsch», sagte er auf Anfrage.
Den Volkszorn will Guscio mit einer Bussenoffensive aber nicht auf sich ziehen. Seine Leute würden an den Kreiseln sporadisch Kontrollen durchführen, genauso so, wie auch darauf geachtet werde, dass die übrigen 300 Verkehrsregeln eingehalten würden.
Die «Blinkallergie» der Tessiner, so die Diagnose des «Corriere del Ticino», ist im übrigen ein Thema, das Guscio ziemlich nervt: «Wir hatten bisher noch keinen einzigen tödlichen Unfall in einem Kreisel. Raser oder Blaufahrer sind viel gefährlicher.»
Parlamentarische Anfrage eingereicht
Dennoch wird sich der Chef der Verkehrspolizei weiter mit dem Thema beschäftigen müssen. Denn Lega-Grossrat Lorenzo Quadri hat die Tessiner Regierung am Wochenende in einer kleinen Anfrage dazu angehalten, eine Informationskampagne zu lancieren.
Er befürchtet, dass die Polizei früher oder später mit einer Bussenoffensive auf das falsche Fahrverhalten in den Kreiseln reagieren wird. Bevor es so weit komme, sollen die Automobilisten aber wenigstens gut aufgeklärt werden, fordert Quadri. (sda)