MenschenhandelThai-Prostituierte von Landsleuten ausgebeutet
Thailändische Prostituierte wurden von Landsleuten in die Schweiz geschleust und ausgebeutet. In Basel-Stadt und Solothurn kam es zu zehn Festnahmen wegen Menschenhandel.
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- lha/miw

Thailändische Prostiuierte (hier in Bangkok) wurden von Landsleuten in die Schweiz geschleust, wo sie ausgebeutet wurden. (Symbolbild AFP/ Stephen Shaver)
In einer koordinierten Aktion haben die Strafverfolgungsbehörden der Kantone Solothurn und Basel-Stadt insgesamt zehn Personen verhaftet, die thailändische Prostituierte ausgebeutet haben sollen. Gegen 19 Personen wurde allein in Solothurn ein Verfahren wegen Prostitution, Menschenhandels und Widerhandlung gegen das Betäubungmittelgesetz eröffnet.
Ausbeutung von Landsleuten hat System
Bei den Verhafteten in beiden Kantonen handelt es sich zum grossen Teil um Thailänderinnen und Thailänder. Die verhafteten Schweizerinnen in Basel haben ebenfalls Wurzeln in Thailand. Sie hatten ihre Opfer dort angeworben, damit diese in der Schweiz als Prostituierte arbeiten können. «Es kommt im Menschenhandel häufig vor, dass Frauen eine wichtige Funktion einnehmen. Das könnte auch mit dem Vertrauen zu tun haben. Es ist etwas anderes, von einer Frau angeworben zu werden», sagt Peter Gill, Sprecher der Basler Staatsanwaltschaft.
Diese Beobachtung machen auch Szenekenner. Der Zürcher Milieu-Anwalt Valentin Landmann sagt, das Phänomen treffe vor allem Landsleute aus Ländern, die in der Schweiz keine Arbeitsbewilligung erhalten würden. Oft hätten sie schon im Herkunftsland im Sexgewerbe gearbeitet. Als Drittstaatsangehörige haben Thais in der Schweiz kaum eine Chance, an eine solche zu gelangen, wenn sie nicht als hochqualifiziert gelten. «Sie können hier nur illegal arbeiten», sagt auch Susanne Seytter von der Beratungstelle für Frauenhandel FIZ.
Niemand weiss, wie viele Opfer es gibt
In den kantonalen Prostitutions-Statistiken tauchen Thais denn auch gar nicht auf. Niemand weiss, wie viele in diesem Gewerbe illegal tätig sind. Bei der FIZ werden pro Jahr bis zu 40 Fälle mit thailändischen Opfern behandelt. «Das sind aber nur die identifizierten Opfer», sagt Seytter. Sie stellt fest: «Überall dort, wo die Strafverfolgungsbehörden ihre Aktivitäten gegen Menschenhandel verstärken, steigen die Fallzahlen.»
Die Ausbeutung von thailändischen Frauen in der Sexarbeit findet vor allem im Verborgenen statt. Ein prominenter Fall, der 2012 in Bern vor Gericht kam, dokumentierte, wie die Opfer praktisch eingesperrt lebten. «Sie sollen möglichst wenig nach draussen», erklärt Seytter. Damit soll vermieden werden, dass sie in Kontrollen geraten. Im Wissen um ihren illegalen Status fühlen sich die Opfer oft ausgeliefert. Das nützen die Menschenhändler aus, die sie in die Schweiz brachten. Für Reise und Unterkunft werden überrissene Beträge geltend gemacht, die die Frauen dann abarbeiten müssen. «Oftmals sieben Tage pro Woche unter ausbeuterischen Bedingungen», so Seytter.
Funktionierende Netzwerke
Die auf mehrere Kantone verteilte Aktion der Staatsanwaltschaften lässt auf weit verzweigte Netzwerke schliessen. Valentin Landmann schliesst eine eigentliche Thai-Mafia zwar aus, sagt aber: «Es kann sein, dass es Frauen gibt, die schweizweit tätig sind.» Auch Seytter berichtet von gut funktionierenden Netzwerken.