Studie Tiere trugen Tuberkulose nach Amerika
Bisher machte man die Europäer dafür verantwortlich, dass die Tuberkulose in die Neue Welt gelangt ist. Doch es waren Robben und Seelöwen.
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Wer hätte gedacht, dass Robben ein tödliches Bakterium nach Amerika eingeschleppt haben?
In über 1000-jährigen Menschenknochen aus Peru haben Forscher ein heute ausgestorbenes Bakterium gefunden, das am nächsten mit dem heutigen Tuberkulose-Erreger in Robben verwandt ist. Daraus schliesst das Team, zu dem auch Forscher des Schweizerischen Tropen- und Public Health-Instituts (Swiss TPH) in Basel gehörten, dass Robben das Bakterium aus Afrika an die Küsten Perus transportiert haben.
«Robben als Verbreiter der Tuberkulose sind eine unerwartete Erkenntnis», sagte Mitautor Sebastien Gagneux vom Swiss TPH in der Mitteilung. Der Stamm könne Menschen zwar krank machen, aber eine Ansteckung sei extrem selten und er werde heute nicht weiter verbreitet. Durch die Jagd und den Verzehr der Tiere ist der Erreger auf die Menschen übergegangen und hat sich an diesen angepasst, vermuten die Forscher in einem im Fachjournal «Nature» veröffentlichten Artikel. Dies schon viele Jahrhunderte vor der europäischen Kolonisierung.
Studie schürt Hoffnungen
Lange Zeit waren Wissenschaftler davon ausgegangen, dass die Krankheit erst im 15. Jahrhundert mit den Europäern nach Amerika eingeschleppt wurde. «Es gab bereits früher Anzeichen, dass diese These so nicht stimmte und dass die Krankheit dort schon vorher existierte», sagte Gagneux. «Mit der Studie konnten wir nun den eigentlichen Erreger der präkolumbianischen Tuberkulose identifizieren.»
Die Forscher hoffen, dass neue Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte der TB-Bakterien und deren Sprung vom Tier zum Menschen helfen könnten, um neuartige Medikamente, Impfstoffe oder bessere Strategien zur Kontrolle der Krankheit zu entwickeln.
An Tuberkulose erkranken laut Bundesamt für Gesundheit (BAG) jährlich rund 9 Millionen Menschen und etwa 1,5 Millionen sterben daran. In den Industrieländern ist die Tuberkulose im 20. Jahrhundert stark zurückgegangen. In der Schweiz erkranken noch etwa 550 Menschen jährlich an Tuberkulose, meist an einer gut behandelbaren Form.
An der Studie waren auch Forschende der Universität Tübingen, der Arizona State University und des Wellcome Trust Sanger Institute beteiligt.
(fee/sda)