ItalienTiktokerin mit Hidschab geht mit Videos zu Diskriminierung viral
Die 19-jährige Aida Diouf Mbengue hat über 330’000 Follower auf Tiktok. In ihren Videos erzählt sie auf unterhaltsame Weise von ihrem Leben als Hidschab-Trägerin in Italien – und macht die Diskriminierung von Muslimas im Land sichtbar.
Darum gehts
In Italien ist die Tiktokerin Aida Diouf Mbengue viral gegangen.
Als Hidschab-Trägerin widmet sie sich in ihren Videos der alltäglichen Diskriminierung, die sie erlebt.
Mbengue folgen bereits über 330’000 Personen auf der Video-Plattform.
«Ich bin eine Muslima, ich trage einen Schleier, und ausserdem bin ich schwarz», sagt die 19-jährige Aida Diouf Mbengue, die in einem Mailänder Einkaufszentrum ein Video für ihre Follower auf der Social-Media-Plattform Tiktok aufnimmt. Mehr als 330’ 000 sind es mittlerweile.
Mbengues Mission: Frauen, die Schleier tragen, sichtbarer machen. Die 19-Jährige, die im Alltag einen Hidschab trägt, gehört einer Gruppe junger Menschen an, die sich als «Afro-Influencer» positionieren – Menschen mit afrikanischem Hintergrund, die in Italien ihren Einfluss in sozialen Medien stärken wollen.
Mit Tiktok-Videos will sie Stereotype zerstören
Dabei gehe es nicht nur um Klicks und Follower, sagt Mbengue. Mit ihren Beiträgen will sie Stereotype zerstören, wie sie der Nachrichtenagentur AP sagt. Sie habe viele italienische Follower und Followerinnen, «und das macht mich glücklich, weil die meisten Italiener nichts mit mir gemeinsam haben.»
Noch vor etwa drei Jahrzehnten war Einwanderung in Italien im Grunde ein neues Phänomen – wenngleich das katholisch geprägte Land auf eine lange Auswanderungsgeschichte zurückblickt. Heute haben etwa neun Prozent der Italienerinnen und Italiener nach Angaben der Statistikbehörde eine ausländische Staatsangehörigkeit.
Fast ein Fünftel dieser Menschen kommt aus afrikanischen Ländern. Das gilt auch für Mbengue, die aus dem Senegal stammt und als Dreijährige mit ihrer Familie nach Italien kam.
Diskriminierung begann nicht in der Schule, sondern im Netz
Als Schülerin habe sie die Erfahrung von Diskriminierung nicht gefühlt, das habe sich aber geändert, als sie im Internet aktiv wurde, erzählt sie. Als sie Videos von sich mit Kopftuch ins Netz zu stellen begann, begannen auch die rassistischen Botschaften einzutrudeln.
Das «N-Wort», Beschimpfungen als «Affe» und die Aufforderung «Geh zurück in dein Land» sind Beispiele von Botschaften, die die junge Frau erhalten hat. «Aber dann wird dir klar, dass das einfach gewöhnliche Leute sind, die wollen, dass du dich schlecht fühlst, also lachst du darüber oder nimmst es einfach hin, und das ist es auch schon», sagt sie.
Der Blick in die Kommentarspalten unter Mbengues Einträgen bei Instagram und Tiktok zeigt, dass sie auch Zuspruch erhält, darunter hunderte roter Herzchen und Herz-Emojis täglich.
Als sie begann, Inhalte bei Tiktok zu veröffentlichen, hätten die Kommentare schnell offengelegt, welch ignorante Ansichten es zu Frauen mit Schleier gibt: Viele hätten angenommen, dass eine Frau mit Kopftuch nicht witzig, unbeschwert oder sympathisch sein könne. Da sei ihr klar geworden, dass sie Tiktok nutzen könne, um das zu ändern.
Vorwürfe anderer Hidschab-Trägerinnen
Was die 19-Jährige jedoch stört, die seit dem siebten Lebensjahr ein Kopftuch trägt, sind Kommentare anderer Muslimas mit Hidschab, die ihr vorwerfen, den Schleier zu nutzen, um Aufmerksamkeit zu erheischen.
Stella Jean, Modedesignerin und Black-Lives-Matter-Aktivistin, sagt, Mbengue repräsentiere den unumkehrbaren Weg Italiens in den Multikulturalismus. Jemanden mit Tiktok operieren zu sehen, könne einen oberflächlichen Eindruck vermitteln. Doch für die 19-Jährige habe es Selbstermächtigung und Kämpfe bedeutet, sagte Jean in einem Interview in Rom. Glücklicherweise sei das das neue Gesicht Italiens, «und wir werden nicht zurückgehen».
Bist du oder ist jemand, den du kennst, von Rassismus betroffen?
Hier findest du Hilfe:
Beratungsnetz für Rassismusopfer
GRA, Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus
Beratungsstellen der Opferhilfe Schweiz
Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147
Dargebotene Hand, Tel. 143