Tod nach dem Höhepunkt
Auf Madagaskar ist eine Art Selbstmord-Baum entdeckt worden. Die Riesenpalme Tahina spectabilis benötigt etwa hundert Jahre, bis sie ausgewachsen ist. Dann blüht sie zum ersten Mal - und stirbt.
Ein französischer Cashewnuss-Farmer auf Madagaskar stiess auf die bisher völlig unbekannte Palme, wie einer Pressemitteilung des Königlichen Botanischen Gartens in Kew zu entnehmen ist.
Sehenswerter Gigant
Tahina spectabilis, wie die merkwürdige Pflanze benannt wurde («Tahina» ist Malagasy für «schützenswert», «gesegnet» und zudem ein Vorname von Anne-Tahina Metz, der Tochter des Entdeckers, und «spectabilis» bedeutet «sehenswert», «ansehnlich»), wird an die 20 Meter hoch und entwickelt gewaltige Fächerblätter, die bis zu fünf Meter im Durchmesser erreichen. Damit handelt es sich um eine der grössten Blütenpflanzen weltweit und um die grösste Palme auf Madagaskar.
Tod nach der Blüte
Spektakulär ist aber nicht nur der Anblick der Palme, sondern auch ihr Lebenszyklus: Hat der Baumgigant nach etwa 100 Jahren seine volle Höhe erreicht, blüht er zum ersten Mal. Und zwar derart opulent, dass er sich damit komplett verausgabt - und stirbt.
Tahina spectabilis treibt an der Stammspitze einen riesigen Blütenstand aus, der an seinen vielen Zweigen wiederum hunderte von winzigen Blüten trägt. Jede einzelne davon kann befruchtet werden und danach zu einer Frucht heranreifen.
Um Insekten und Vögel als Bestäuber anzulocken, produziert die Palme solch enorme Mengen an Nektar, dass der süsse Stoff aus den Blüten heraustropft. Damit hat Tahina spectabilis ihre Nährstoffreserven aber vollständig aufgebraucht - nach ihrer ersten und einzigen Blüte stirbt die Palme ab.
Verwandte in Asien
Tahina spectabilis ist die einzige Vertreterin ihrer Gattung auf Madagaskar. In China, Arabien und Thailand gedeihen jedoch Verwandte der Riesenpalme. Botaniker des Königlichen Botanischen Gartens in Kew schätzen. dass es höchstens etwa hundert Exemplare von Tahina spectabilis gibt.
Die Wissenschaftler wollen die seltsame Pflanze nun schützen. Zusammen mit den Bewohnern eines nahen Dorfes soll ein Schutzkonzept entwickelt werden, und zudem werden Samen von Tahina spectabilis nach Kew und in andere botanische Gärten gebracht.