Todesraser von Wohlen: Keiner will schuld sein

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Todesraser von Wohlen: Keiner will schuld sein

Der Führerausweis wurde ihm sechs Mal abgenommen, er baute einen Unfall mit Todesfolge - und fährt noch immer Auto. Der Verband der Verkehrspsychologen will wegen der milden Beurteilung über die Bücher, schiebt den Schwarzen Peter aber den Richtern zu.

Die Gutachten im Falle des am Donnerstag verurteilten Rasers von Wohlen AG werden vom Verkehrspsychologen-Verband überprüft. Diese seien zu positiv gewesen, sagte Verbandspräsidentin Jacqueline Bächli-Biétry.

Mit Absicht sei dem 39-jährigen Mann, der im November 2005 eine 14-jährige Schülerin zu Tode gefahren hatte, aber nicht ein zu positives Gutachten ausgestellt worden, sagte Bächli-Biétry in einem Interview mit dem «Tages-Anzeiger» vom Samstag.

Ihr Verband werde nun prüfen, wer die beiden Gutachten gemacht habe und diskutieren, wie dies habe geschehen können. Es gehe dabei aber nicht darum, jemanden fertig zu machen, sondern um eine Qualitätsverbesserung.

Bächli-Biétry wehrte sich auch gegen den Vorwurf, verkehrspsychologische Gutachten würden oft zu milde ausfallen. Es sei nicht Auftrag der Verkehrspsychologen, zurückliegende Delikte zu beurteilen. Stattdessen müsse die aktuelle charakterliche Eignung geprüft werden.

Justiz in der Pflicht

Im Fall des Rasers von Wohlen, der vor dem tödlichen Unfall sechsmal den Führerschein hatte abgeben müssen, sieht Bächli-Biétry die Justiz in der Pflicht. Diese hätte dem Mann unbedingt ein fünfjähriges Fahrverbot auferlegen müssen. Anstatt aber den juristischen Handlungsspielraum auszuschöpfen, würden die Richter den schwarzen Peter aber meistens weiterreichen.

Bächli-Biétry bestritt auch, dass Verkehrssünder die Psychologen ohne weiteres an der Nase herumführen könnten. Zur Abklärung werde unter anderem ein zweistündiges Gespräch geführt.

Ungebremst in Schülerin gefahren

Der 39-jährige Raser von Wohlen war am Donnerstag vom Bezirksgericht Bremgarten AG zu einer unbedingten Freiheitstrafe von neun Monaten verurteilt worden. Er hatte am 2. November 2005 eine 14-jährige Schülerin zu Tode gefahren, die mit dem Velo unterwegs war.

Der Raser war auf einer als «Todesstrasse» bekannten Strecke ausserorts ungebremst mit seinem Alfa Romeo mit dem Mädchen kollidiert. Bei der Kollision wurde das Mädchen 37 Meter weit weg in ein Feld geschleudert. (sda)

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