Sie tuckern wiederTöfflibuebe Reloaded
Am Samstag versammeln sich in Dottikon AG hunderte Mopedfahrer, um in Erinnerungen zu schwelgen. Der Kult erlebt ein Revival: Die Töfflibuebe sind zurück.
- von
- Joel Bedetti
Am Samstag werden sich in Dottikon AG mehrere hundert Mopeds zum grossen «Töffli-Treffen» versammeln. «Bei mässigem Wetter erwarten wir 500 Töffli, bei gutem Wetter könnten es bis zu 1000 werden», schätzt Beppo Stocker, der die Mofa-Reunion zusammen mit seinem Bruder Walter sowie dem «Töfflibueb Suhr» Chris Falter (auch alias «Dä Pfupfer») auf die Beine gestellt hat. Prämiert werden am Treffen das «coolste Töffli» und die «geilsten Kleider». Das sonstige Programm: Herumhängen, Wurst essen, Fachsimpeln und vor allem in Erinnerungen schwelgen.
Über die Schweiz (beziehungsweise die Schweiz der Männer zwischen 40 und 60) ist die Töffli-Nostalgie eingebrochen. Wer in den 70ern und 80ern aufwuchs und etwas auf sich hielt, legte sich ein Moped zu, verbrachte mit Gleichgesinnten aus dem Dorf oder Quartier möglichst viel Zeit auf dem Sattel und spielte «Easy Riders» nach. So entstand der Begriff «Töfflibuebe».
Überblick verloren
Wer nicht irgendwann auf grosse Maschinen umstieg (oder gleich zu den Hells Angels ging), stellte das Mofa irgendwann in die Garage (oder gleich auf den Schrottplatz). Heute sind die «Töfflibuebe» von einst in ihren besten Jahren – und immer mehr von ihnen holen das verstaubte Gefährt wieder aus der Garage.
«In den letzten fünf Jahren sind solche Cliquen wie Pilze aus dem Boden geschossen», sagt Beat Lautenschlager, Präsident der «Töfflibuebe Allschwil», mit zehn Jahren eine der ältesten Vereinigungen. Inzwischen habe er den Überblick verloren, sagt Lautenschlager, welcher als DER Szenekenner gilt. Die Töfflikultur sei zwar nie ganz gestorben, sagt er, bis vor einem Jahr habe man sich aber oft ein bisschen geschämt, wenn man Freunden von diesem Hobby erzählte.
Hunderte auf der Warteliste
Vor einem Jahr wurde der Töfflikult neu geboren. An der (unbewilligten) «Alpenbrevet»-Rundfahrt von Red Bull tuckerten über 600 Mofafahrer über drei Alpenpässe. «Seither ist der Damm gebrochen», sagt Beppo Stocker. Red Bull wurde vom Ansturm überrumpelt. «Wir starteten mit 250 Plätzen, gingen dann herauf auf 650 und auch die Plätze waren schnell vergeben», sagt Sprecherin Nathalie Lüthi. Die 1000 Startplätze für das diesjährige Alpenbrevet am 18. Juni waren innert acht Tagen vergeben. «Wir haben eine Warteliste von mehreren hundert Töfflifans», so Lüthi.
Die Fangemeinde wächst, das Angebot an Gefährten aber nicht automatisch – denn die Töffli von einst werden nicht mehr produziert. Beppo und Walter Stocker kaufen und sammeln deshalb lädierte Mopeds und peppen sie in ihrer Freizeit zu fahrtüchtigen Töffli auf. «Mittlerweile haben wir zwei grosse Keller voll mit 50 Mofas», sagt Stocker, 54 Jahre. Verkaufen würden sie in erster Linie an Männer in ihrem Alter, die ihr Jugendhobby wiederbeleben wollten.
Freiheit
Männer wie Chris «Dä Pfupfer» Falter, 42 Jahre, Mitorganisator des «Töffli»-Treffens. Nachdem er schon in seiner Jugend ein «Töfflibueb» war, vergass Falter die Zweiräder – bis er vor drei Jahren von seinem Grossvater ein Moped aus den 60ern erbte und in den Aargau zog. Er restaurierte das Mofa und fuhr erst alleine, dann mit den Gebrüdern Stocker im Aargau umher. «Es ist wie früher: Man trifft sich einfach irgendwo und fährt hinaus. Das ist Freiheit!», sagt Falter. Inzwischen beklage sich seine Frau, dass er mehr mit dem Töffli unterwegs sei als mit ihr.
Auch wenn die «Töfflibuebe» die alten Zeiten wieder aufleben lassen – es bleibt eine Freizeitbeschäftigung, denn sie haben nebenbei Beruf und Familie. «Wir treffen uns samstags zum, Werkeln und machen zweimal im Jahr eine Tour», sagt Beat Lautenschlager, Präsident der «Töfflibuebe Allschwil»; «Aber jeden Feierabend und Samstag mit der Clique umherfahren liegt heute nicht mehr drin.»
Impressionen vom Töffli-Alpenbrevet 2010:
Zudem hat Cyrill Oberholzer den Töfflibbueben mit dem Kurzfilm «Dorfstrassenjungs» (anlässlich des Movie Marathon 2009 zum Thema «Langstrasse») ein Denkmal gesetzt.