Vor dem England-GPTom Lüthi: «Der Tag danach war schlimm»
Tom Lüthi (24) ist nach dem schlimmen Sturz vom letzten Sonntag beim GP von Katalonien immer noch ein bisschen verdattert.
- von
- Klaus Zaugg
- Silverstone
Vier Tage nach seinem Sturz beim GP von Katalonien hat sich Tom Lüthi noch immer nicht ganz erholt. Das ist auf den ersten Blick ein wenig überraschend. Tom Lüthi war am letzten Sonntag im Moto2-Rennen in Barcelona gestürzt – doch hinterher war ihm nichts anzumerken, und er hatte den Unfall cool und emotionslos analysiert (20 Minuten Online berichtete).
Warum plagen ihn vier Tage später vor dem GP von England hier in Silverstone auf einmal doch die Nachwirkungen des Unfalles? «Der Tag danach war ganz schlimm» erzählt er 20 Minuten Online. «Das ist bei Stürzen sehr oft so: Die Schmerzen kommen erst so richtig am Tag nach dem Sturz. Das war diesmal auch so. Ich konnte am Montag fast nicht aufstehen. Vor allem die Muskelprellungen im Nackenbereich waren sehr schmerzhaft. Zum Glück konnte ich zwischen dem GP in Barcelona und nun dem GP in Silverstone wenigstens die Nacht vom Montag auf den Dienstag zu Hause verbringen und mich massieren lassen.»
Auch hier in Silverstone bekommt Tom Lüthi in der fahrbahren Klinik von Dr. Claudio Costa im Fahrerlager von hochqualifizierten Spezialisten wieder Massagen, um die geprellten Muskeln zu lockern. «Leider habe ich keinen Jacuzzi zur Verfügung. Im heissen Wasser baden hilft auch. Ich bin aber inzwischen wieder so weit hergestellt, dass die Nachwehen des Sturzes mein Leistungsvermögen hier in Silverstone nicht mehr beeinträchtigen sollten.» Der Start zum Rennen erfolgt am Sonntag um 12.15 Uhr (live SF2).
Lüthi bleibt cool
Den Sturz hat sich der Emmentaler inzwischen auf dem Video angesehen. Haben ihn die Bilder nicht geschockt – so wie seinen Manager Daniel M. Epp? «Nein. Ich weiss ja genau, warum ich gestürzt bin.» Die Bilder haben ihn also völlig kalt gelassen? «Ja.»
Es gehe nun darum, die Abstimmung der Maschine zu verbessern, damit so ein Unfall nicht mehr vorkommt. In der vergangenen Saison ist er im Rahmen von 17 GP (Training und Rennen) nur fünfmal gestürzt. 2011 sind es nach bloss fünf GP schon fünf Stürze, zwei davon im Rennen: In Estoril hatte er in Führung liegend abgesattelt und am letzten Sonntag kostete ihn der Sturz in Barcelona einen Platz auf dem Podest und vielleicht auch den WM-Titel.
«Die Abstimmung ist heikler»
Da kann die Frage nicht ausbleiben: Ist Tom Lüthi ein Bruchpilot geworden? «Nein», sagt sein Teamchef Terrel Thien gegenüber 20 Minuten Online. «Die Stürze haben einen Zusammenhang mit dem Wechsel von Moriwaki zu Suter.» Lüthi fuhr 2010 das japanische Fabrikat Moriwaki, diese Saison jedoch ein vom Schweizer Eskil Suter gebautes Fahrwerk. «Die Moriwaki hatte eine grössere Fehlertoleranz. Die Suter ist schwieriger abzustimmen und verzeiht keine Fehler.»
Das sieht auch Tom Lüthi so: «Die Suter ist kompromissloser und ich mag das, ich kann mit der Suter schneller fahren. Aber die Abstimmung ist viel heikler.»
Der Schweizer steht in der Moto2-WM nach 5 von 17 Rennen mit 55 Punkten Rückstand auf WM-Leader Stefan Bradl (21) auf der 6. Position – aber vom 2. Zwischenrang trennen ihn nur zwölf Zähler.