Italien: Mindestens 43 Tote nach Bootsunglück

Aktualisiert

Italien«Dutzende von Menschen sind ertrunken, darunter viele Kinder»

Bei schwerer See verunglückte ein Boot mit Migrantinnen und Migranten in Italien kurz vor Erreichen des rettenden Ufers. Nun beginnt die Suche nach den Verantwortlichen.

Nach ersten Informationen waren die Migrantinnen und Migranten auf einem Fischkutter unterwegs gewesen. Dieser sei bei schwerem Seegang auseinandergebrochen.

AP

Darum gehts

  • Das Mittelmeer ist für Migrantinnen und Migranten erneut zur Todesfalle geworden.

  • Ein Fischkutter ist bei schwerem Seegang auseinandergebrochen.

  • Die Zahl der Toten liegt bei mindestens 60.

Überlebende verharren in Decken gehüllt am Ufer, Rettungskräfte bergen Leichen aus dem Ionischen Meer: Erste Fotos zeigen das Ausmass des Bootsunglücks vor der süditalienischen Küste. Bei diesem sind am Sonntag fast 60 Flüchtlinge ums Leben gekommen, unter ihnen auch ein erst wenige Monate altes Baby. Wie der Bürgermeister der süditalienischen Stadt Crotone, Vincenzo Voce, im Sender Sky TG-24 sagte, wurden bis Sonntagnachmittag 59 Todesopfer geborgen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen forderte nach dem Bootsunglück endlich Fortschritte bei der Asylreform in der EU.

Während die italienische Küstenwache von rund 120 Menschen an Bord ausging, sprachen Rettungskräfte von mehr als 200 Menschen. 80 Menschen überlebten nach Angaben der Küstenwache das Unglück, einige von ihnen schwammen selbst an die Küste.

Viele Frauen und Kinder unter den Toten

Laut Ansa waren auch viele Kinder und Frauen unter den Opfern. Ein Teil der Toten trieb auf dem Meer, andere seien am Strand gefunden worden. Steccato di Cutro ist ein Seebad in der Gemeinde Cutro am Zeh des italienischen Stiefels. Dort gib es verschiedene grössere Hotels.

«Dies ist ein böses Erwachen, das die Gemeinschaft aufwecken muss, damit ähnliche Tragödien nicht passieren», schrieb der Präsident des italienischen Roten Kreuzes, Rosario Valastro, auf Twitter. Italiens Innenminister Matteo Piantedosi forderte in einer ersten Reaktion, ein schärferes Vorgehen gegen Schleuser. Es müsse verhindert werden, dass die Boote überhaupt in See stechen würden, forderte er.

Giorgia Meloni äussert «tiefen Schmerz»

Nach ersten Informationen waren die Migranten auf einem Fischkutter unterwegs gewesen. Dieser sei bei schwerem Seegang auseinandergebrochen. Die Menschen seien ertrunken. Nach Angaben von Italiens Präsident Sergio Mattarella kamen viele der Migranten aus Afghanistan und dem Iran.

Italiens rechtsgerichtete Ministerpräsidentin Giorgia Meloni äusserte angesichts der Todesfälle ihren «tiefen Schmerz». Es sei «kriminell, ein kaum 20 Meter langes Boot mit 200 Menschen an Bord und einer schlechten Wettervorhersage in See stechen zu lassen».

Jedes Jahr versuchen Tausende Migrantinnen und Migranten auf oft wenig seetauglichen Booten aus Nordafrika nach Italien und damit nach Europa zu gelangen. Viele versuchen auch aus Griechenland über das Ionische Meer Italien zu erreichen. Nach einem Bericht der Internationalen Organisation für Migration (IOM), starben seit Beginn der Erfassungen im Jahr 2014 mehr als 25’000 Menschen beim Versuch, auf der Mittelmeerroute nach Europa zu kommen.

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Tote nach Bootsunglück in Süditalien: Mindestens 43 Migrantinnen und Migranten starben.

Tote nach Bootsunglück in Süditalien: Mindestens 43 Migrantinnen und Migranten starben.

IMAGO/ZUMA Press
Die Opferzahl könne noch deutlich steigen, weil viele Leichen noch nicht aus dem Meer geborgen seien.

Die Opferzahl könne noch deutlich steigen, weil viele Leichen noch nicht aus dem Meer geborgen seien.

Feuerwehr Italien
Es gebe 80 Überlebende, von denen 21 ins Spital gebracht worden seien.

Es gebe 80 Überlebende, von denen 21 ins Spital gebracht worden seien.

IMAGO/ZUMA Press

Arbeit ziviler Seenotretter wird erschwert

Nach Angaben des italienischen Innenministeriums sind in diesem Jahr bis einschliesslich Donnerstag schon 13’067 Migranten auf dem Seeweg ins Land gekommen, weit mehr als doppelt so viele wie im gleichen Vorjahreszeitraum (5273).

Ein neues Gesetz der rechten Regierung von Giorgia Meloni, das in der vorigen Woche vom Senat verabschiedet wurde, erschwert zudem die Arbeit ziviler Seenotretter. Der Grossteil der Migrantinnen und Migranten gelangt allerdings mit eigenen Schiffen und Booten nach Italien.

Trauerst du oder trauert jemand, den du kennst?

Hier findest du Hilfe:

Dargebotene Hand, Sorgen-Hotline, Tel. 143

Seelsorge.net, Angebot der reformierten und katholischen Kirchen

Muslimische Seelsorge, Tel. 043 205 21 29

Jüdische Fürsorge, info@vsjf.ch

Lifewith.ch, für betroffene Geschwister

Verein Regenbogen Schweiz, Hilfe für trauernde Familien

Pro Juventute, Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel. 147

Pro Senectute, Beratung älterer Menschen in schwierigen Lebenssituationen

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(DPA/job)

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