Abu Bakr al-BaghdadiTotgeglaubter IS-Chef meldet sich zu Wort
Al-Baghdadi fordert Anhänger zu Anschlägen im Westen auf und droht den USA wie auch Russland. Der IS-Chef wurde schon mehrfach für tot erklärt.
In seiner ersten mutmasslichen Botschaft seit rund einem Jahr hat der Chef der Jihadistenmiliz Islamischer Staat (IS), Abu Bakr al-Baghdadi, zur Fortsetzung des Jihads und zu Anschlägen im Westen aufgerufen. Diejenigen, die den «Heiligen Krieg» fortsetzten, würden «siegreich» daraus hervorgehen, hiess es in der al-Baghdadi zugeschriebenen Propaganda-Botschaft, die am Mittwoch im Onlinedienst Telegram verbreitet wurde. Er forderte seine Anhänger in westlichen Ländern auf, dort Bomben- oder Messerattacken zu verüben.
«Diejenigen, die ihre Religion vergessen, die Geduld, den Dschihad gegen ihre Feinde und ihre Sicherheit angesichts des Versprechens des Schöpfers, brechen zusammen und stürzen», hiess es in der Audio-Botschaft. Diejenigen, die den Jihad fortsetzten, würden hingegen «siegreich» daraus hervorgehen. Dies könne «eine gewisse Zeit» dauern.
Jihadisten hätten «Gräuel» vorbereitet
Die Botschaft wurde anlässlich des muslimischen Opferfestes Eid al-Adha veröffentlicht. Wann genau die Botschaft aufgezeichnet wurde, war unklar.
Die IS-Miliz hatte 2014 weite Teile des Irak und Syriens überrannt und dort ein «Kalifat» ausgerufen. Im Irak wurde sie aber mittlerweile aus allen grösseren Städten vertrieben, sie verfügt in dem Land aber noch über Schläferzellen. Auch im Bürgerkriegsland Syrien wurde der IS in die Enge getrieben. Dort halten die Extremisten nur noch wenige Gebiete im äussersten Osten nahe der Grenze zum Irak, zudem sind sie noch in der syrischen Wüste vertreten.
In seiner mutmasslichen Botschaft vom Mittwoch sagte al-Baghdadi, das «Kalifat» werde «bleiben, so Gott will» und «seine Feinde bekämpfen». Er drohte zudem den USA und Russland, die beide Offensiven gegen den IS unterstützen. Die Jihadisten hätten «Gräuel» für sie vorbereitet.
Seine Anhänger im Westen rief er auf, dort Anschläge zu begehen. Sie sollten «zuschlagen, um zu terrorisieren». Er kritisierte zudem Rebellengruppen in Syrien, die Vereinbarungen mit der syrischen Regierung getroffen haben und rief Oppositionskämpfer auf, sich dem IS anzuschliessen.
Er bekannte sich zudem zu der Schiesserei mit zwei Toten Ende Juli im kanadischen Toronto. Der IS hatte die Tat bereits für sich reklamiert. Die kanadische Polizei verfügt aber nach eigenen Angaben über keine Hinweise, die eine Täterschaft des IS belegen.
Mehrfach für tot erklärt
Am 25. Juli verübte die IS-Miliz nach eigenen Angaben im Süden Syriens mehrere koordinierte Angriffe, bei denen mehr als 250 Menschen starben. Der IS hält ausserdem noch dutzende Geiseln fest, überwiegend Frauen und Kinder.
Die USA haben ein Kopfgeld von 25 Millionen Dollar (22 Millionen Euro) auf al-Baghdadi ausgesetzt. Der IS-Chef wurde bereits mehrfach für tot erklärt. Nach Angaben eines irakischen Geheimdienstvertreters vom Mai soll der IS-Chef sich in Syrien unweit der Grenze zum Irak aufhalten.
Die bislang letzte mutmassliche Botschaft des IS-Chefs war am 28. September 2017 veröffentlicht worden. Sein einziger bekannter öffentlicher Auftritt erfolgte im Juli 2014 im irakischen Mossul. Im Juli dieses Jahres wurde nach Angaben der irakischen Geheimdienste al-Baghdadis Sohn Hudhayfah al-Badri durch russische Raketen in Syrien getötet. (afp)