Mexiko bizarrTotgeglaubter wird zum Bürgermeister gewählt
Im Süden Mexikos haben Dorfbewohner einen Mann zum Bürgermeister gewählt, der vor knapp drei Jahren schon offiziell für tot erklärt worden war. Das rief nun die Staatsanwaltschaft auf den Plan.
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Leninguer Raymundo Carballido Morales wollte Bürgermeister werden - obwohl er angeblich schon seit drei Jahren tot war. (Bild: Keystone)
Grosse Überraschung bei den Regionalwahlen in San Agustin Amatengo im mexikanischen Staat Oaxaca: Am Sonntag wurde Leninguer Raymundo Carballido Morales mit elf Stimmen Vorsprung zum Bürgermeister gewählt. Dabei war der quicklebendige Kandidat eigentlich laut Todesurkunde im Jahr 2010 nach einem diabetischen Koma gestorben.
Offensichtlich hielt der Politiker alle für dumm: In den vergangenen Wochen hatte Carballido Morales eifrig Wahlkampf gemacht. Er trat gar bei öffentlichen Veranstaltungen auf und gab Journalisten Interviews. Dann, zwei Tage vor der Abstimmung, berichtete die örtliche Zeitung «Tiempo de Oaxaca», dass sein Anwalt den Behörden seinerzeit eine gefälschte Todesurkunde ausgehändigt habe. Das von einem Arzt beglaubigte Dokument erklärte demnach «natürliche Folgen» einer Diabetes-Erkrankung zur Todesursache.
Partei wusste von nichts
Die Behörden gehen mittlerweile davon aus, dass der Beamte, der die Todesurkunde ausstellte, von den vermeintlichen Hinterbliebenen getäuscht worden war. Diese legten das Dokument dann bei der Polizei vor, um einen Haftbefehl auszusetzen, der gegen Carballido wegen seiner mutmasslichen Beteiligung an einer Massenvergewaltigung einer Frau im Jahr 2004 ausgestellt worden war.
Carballidos Partei, die linke Demokratische Revolutionspartei (DRP), zeigte sich empört. Der Kandidat habe sie hinters Licht geführt, erklärte Landeschef Rey Morales. Es gilt als unwahrscheinlich, dass Carballido sein Amt in dem ärmlichen Dorf mit rund 1400 Einwohnern tatsächlich antreten wird.