Bahnübergang in Interlaken: Touristen stecken mit Mietauto zwischen Bahnschranken fest

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Bahnübergang in InterlakenTouristen stecken mit Mietauto zwischen Bahnschranken fest

Urlaubsgäste waren am Sonntagnachmittag mit ihrem Auto auf dem Bahnübergang beim Bahnhof Ost eingeschlossen – kein unbekanntes Phänomen in Interlaken. 

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Der schwarze Minibus geriet in der Nähe des Ostbahnhofs zwischen die Bahnschranken. 

Der schwarze Minibus geriet in der Nähe des Ostbahnhofs zwischen die Bahnschranken. 

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In Interlaken manövrieren sich Touristen regelmässig in missliche Situationen. 

In Interlaken manövrieren sich Touristen regelmässig in missliche Situationen. 

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So fuhr ein Autolenker vor knapp zwei Wochen kurzerhand in eine Unterführung.

So fuhr ein Autolenker vor knapp zwei Wochen kurzerhand in eine Unterführung.

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Darum gehts 

Am Bahnübergang nahe dem Hotel du Lac in Interlaken kam es am späten Sonntagnachmittag zu einer kuriosen Szene: Ein schwarzer Minibus mit Appenzeller Kennzeichen hatte sich zwischen die heruntergelassenen Schranken verirrt, wie ein Bild auf Facebook zeigt. Der Zug am Bahnhof Ost, nur ein paar Meter entfernt, sei schon in den Startlöchern gewesen, so die Userin zu 20 Minuten.

Geraten Autos mit AI-Kennzeichen im Berner Oberland auf Abwege, handelt es sich in aller Regel um Mietwagen von Touristen. «Ich habe immer wieder davon gehört und jetzt habe ich es mal erlebt», berichtet die Walliserin mit Wurzeln in Interlaken. Die Kommentare zu ihrem Post gehen in dieselbe Richtung: «Nicht schon wieder», schreibt ein Nutzer. Ein anderer: «Die lernen es nie.»

Immer wieder Vorfälle 

«Ich weiss nicht, ob sie unsere Verkehrsregeln nicht kennen oder ob es ihnen gleichgültig ist, weil sie in den Ferien sind», so die Userin weiter. Das Fahrverhalten gewisser Touristen sei berüchtigt. Einheimische müssten sich nach den Gästen richten, anstatt dass diese sich an die Regeln halten würden, kritisiert sie: «Wir sind viel in der Region unterwegs. Man muss hier einfach aufpassen – die Touristen dürfen schliesslich alles.»

In der Tat manövrieren sich ausländische Gäste in Interlaken auffallend oft in missliche Lagen. So fuhr ein Autolenker vor knapp zwei Wochen kurzerhand in eine Unterführung. 2017 geriet ein Tourist sogar in eine lebensbedrohliche Situation: Passanten konnten den Autolenker in letzter Sekunde aus seinem Wagen befreien, der zwischen den Bahnschranken eingeschlossen war.

Gemeinde mit ihrem Latein am Ende

Laut Peter Michel, dem zuständigen Gemeinderat für die Sicherheit, werden Urlaubsgäste aus dem Ausland nicht anders behandelt als Schweizerinnen und Schweizer. «Vor Parkbussen bis zu Verkehrskontrollen wird auch bei Touristen nicht halt gemacht.»

In Zusammenarbeit mit Polizei und Bahn versuche die Gemeinde, Lösungen zu finden. Doch allmählich sei man mit dem Latein am Ende. «Die Fahrkünste der Touristen entsprechen nicht immer den Schweizer Standards.» Seit Jahren kämpfe Interlaken mit dem Problem – dennoch stelle sich keine Verbesserung ein. «Der Wagen, der vor zwei Wochen in die Unterführung gefahren ist, war bereits der vierte», so Michel.

Der Sicherheitsbeauftragte betont, das Arsenal an Präventionsmassnahmen sei fast gänzlich erschöpft: «Wenn man ein Fahrverbot missachtet und dann ungezwungen eine Treppe herunterfährt, nützt alles nichts.» Man überlege sich nun, einen Poller zu montieren, um Autos auf Abwegen auszubremsen. 

Vorfall ging glimpflich aus

Für Durchnittsbürgerinnen und -bürger seien solche Irrfahrten nicht nachvollziehbar. Aber wenn man die nahöstliche Kultur kenne, sei das Fahrverhalten erklärbar, so der Gemeinderat weiter. Das Strassensystem sei dort viel simpler. «In Dubai beispielsweise findet man praktisch nur Einbahn.»

Die Feriengäste am Sonntagnachmittag hatten ebenfalls Glück im Unglück. Bahnmitarbeiter stellten das Signal auf Halt, worauf sich die Barrieren öffneten und das Fahrzeug den Bahnübergang verlassen konnte, wie es bei der BLS auf Anfrage heisst. Der Vorfall habe eine Zugverspätung von acht Minuten zur Folge gehabt.   

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(dsl/sul)

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