«Task-Force Cervelat»Traditions-Cervelat vor dem Aus
Die Rettung des Original-Cervelats ist womöglich gescheitert. Die EU-Gesundheitsbehörde EFSA sieht in den brasilianischen Rinderdärmen immer noch eine Gefahr für die Gesundheit. Die Schweizer Retter der Nationalwurst sind zwar enttäuscht über diesen Bescheid, sehen aber trotzdem keine Gefahr für die nächste Grillsaison.
- von
- Katharina Bracher
Sie war die letzte Hoffnung: Die Studie der «Swiss Cervelat Task-Force». Sie sollte zweifelsfrei belegen, dass der Verzehr von Cervelats, deren Hüllen aus Därmen des brasilianischen Zebu-Rinds bestehen, gesundheitlich unbedenklich ist. Guten Mutes reichten die Cervelat-Liebhaber das positive Ergebnis ihrer Studie im Dezember 2008 zu Handen der zuständigen EU-Gesundheitsbehörde ein.
Nun hat die «European Food Safety Authority» (EFSA) ihr Urteil zur Studie der Task-Force Cervelat publiziert: Sie hält zwar Methode und Konzept der Studie für wissenschaftlich fundiert, stimmt aber in der Interpretation der Resultate nicht mit der Task-Force Cervelat überein. Im Klartext: Die Gesundheitsbehörde hält den Verzehr von Wursthüllen aus brasilianischen Rinderdärmen nach wie vor für gesundheitlich bedenklich.
Task-Force Cervelat will weiterkämpfen
Grund ist ein eventuelles Risiko durch die vom Rindvieh übertragene Krankheit BSE, auch Rinderwahnsinn genannt. Die EU wird also am Importverbot von Zebu-Rinderdärmen aus Brasilien festhalten. Die Task-Force Cervelat ist enttäuscht, gibt sich aber nicht geschlagen: «Wir sind nicht erfreut über den Entscheid», sagt Rolf Büttiker, FDP-Ständerat und Präsident des Schweizer Fleisch-Fachverbands (SFF), «aber wir kämpfen weiter.» Die Studie habe man extra bei ausländischen Forschern in Auftrag gegeben, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, Schweizer Wissenschafter könnten dem Schicksal der Nationalwurst zu wenig objektiv gegenüberstehen.
Büttiker: «Zebu-Rind ist Zebu-Rind»
Doch dem Cervelat kann so schnell nicht der Garaus gemacht werden. «Wir haben neue Kanäle erschlossen und können mittlerweile genügend Rinderdärme aus den Ländern Paraguay, Uruguay und Argentinien importieren», sagt Büttiker gegenüber 20 Minuten Onlie. Die Task-Force Cervelat hat noch mehr Notfall-Szenarien für die unvermeidlich wiederkehrende Grillsaison parat: «Falls das nicht reicht, werden wir uns die Wursthüllen in Chile besorgen.» Doch warum setzte sich die Task-Force so leidenschaftlich für die Wursthülle aus Brasilien ein, wenn andere Vertriebswege gefunden werden können? «Zebu-Rind ist Zebu-Rind», sagt Büttiker dazu. Doch der Import der Rinderdärme aus Brasilien hatte Tradition, sagt Büttiker, «es gab nie Versorungsengpässe und die Kontakte zu den Herstellern waren seit Jahren gut etabliert.»
Für die Fans der braunen Nationalwurst heisst es also trotz negativem Entscheid für die traditionelle Cervelat-Hülle aus Brasilien: Aufatmen und weiteressen.