Plant-based: Tragen wir bald Nylon aus Pflanzen?

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Plant-based InnovationTragen wir bald Nylon aus Pflanzen?

Umweltbelastendes Nylon aus Erdöl könnte bald der Vergangenheit angehören. Pflanzenbasiertes Nylon verspricht eine nachhaltigere Alternative für die Textilindustrie. Doch wie nachhaltig ist dieser innovative Stoff wirklich?

Gabriella Alvarez-Hummel
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Gabriella Alvarez-Hummel
Nylon ist langlebig, robust und günstig herzustellen. Kein Wunder, erfreut es sich noch heute grosser Beliebtheit – als Strumpf, Sportbekleidung oder Teppich.

Nylon ist langlebig, robust und günstig herzustellen. Kein Wunder, erfreut es sich noch heute grosser Beliebtheit – als Strumpf, Sportbekleidung oder Teppich.

Darum gehts:

  • Nylon begegnet man überall: in Sportkleidung, in Strümpfen, in Teppichen.

  • Aber: Nylon ist umweltschädlich. Es besteht aus fossilen Brennstoffen, die Herstellung produziert Treibhausgase – und es setzt Mikroplastik frei.

  • Nun soll es bald eine Alternative geben: Nylon aus Pflanzen. Erste Sport-Shirts aus dem neuen Stoff sind bereits auf dem Markt.

  • Wie nachhaltig die pflanzenbasierte Alternative wirklich ist, wird sich erst noch zeigen müssen.

Als Nylon 1935 erfunden wurde, löste es eine regelrechte Revolution aus: Endlich Strümpfe, die nicht so empfindlich waren wie jene aus Seide. Denn Nylon ist leicht und glatt und glänzend und flexibel und robust.

Heute ist Nylon die Basis einer 22-Milliarden-Dollar-Industrie und wird in allerlei Produkten eingesetzt: Von der Autoinnenausstattung über Seile bis zu Sportbekleidung.

Das Problem: Nylon wird aus Erdöl hergestellt und ist damit nichts anderes als Plastik. Bis anhin gab es keine nachhaltige Alternative für Nylon. Dies dürfte sich nun ändern. Vor kurzem ging «plant-based nylon-6» in eine erste Produktionsrunde: Die erste Nylonalternative auf Basis von Pflanzen.

Das Problem: Darum ist Nylon schlecht für die Umwelt

Es gibt mehrere Gründe, warum Nylon sowie andere Textile auf Erdöl-Basis umweltschädlich sind. Auf der einen Seite ist bereits der Rohstoff nicht nachhaltig: Erdöl ist begrenzt und seine Förderung geht mit umweltschädigenden Praktiken einher.

Hinzu kommt, dass bei der Herstellung von Nylon viele Chemikalien eingesetzt werden. In der Produktion wird Distickstoffoxid freigesetzt: Ein Treibhausgas, das 300 Mal stärker ist als Kohlendioxid und somit zur Erderwärmung beiträgt.

Ist das Nylon dann erst einmal verkauft, schadet es der Umwelt weiter: Denn das Textil ist nicht biologisch abbaubar – und mit jedem Waschgang wird Mikroplastik freigesetzt, welcher über Wasserkreisläufe in Gewässern und auch im menschlichen Körper landet.

Die Lösung: Nylon auf Pflanzenbasis

Gleich zwei Unternehmen haben in jüngster Zeit ihre Version eines plant-based Nylon vorgestellt.

Um eine umweltfreundlichere Alternative zu schaffen, haben sich die zwei Textilunternehmen Geno und Aquafil zusammengetan. Das Ziel ist kein Geringeres als die herkömmliche Nylonindustrie auf den Kopf zu stellen und mit nachhaltigen Alternativen zu ersetzen. Ihr «plant-based nylon-6» besteht aus Zuckerrohr.

Das japanische Textilunternehmen Toray setzt auf die Rohstoffe Rizinusöl und Mais. Die daraus produzierten Nylonfasern sollen in Sport- und Outdoorbekleidung zum Einsatz kommen – und möglicherweise auch in Unterwäsche, da das Material dünn ist. Das Produktionsvolumen des Pflanzen-Nylons aus Japan ist vergleichsweise noch recht klein, soll jedoch Schritt für Schritt wachsen.

Das Aber: Wie nachhaltig ist plant-based Nylon wirklich?

Kompostierbar sind die neuartigen Textilien nicht, potenziell aber recycelbar. Dies hängt nun von der weiteren Entwicklung ab, so die Verantwortlichen. Hergestellt wird plant-based Nylon zudem auf dieselbe Weise wie herkömmliches Nylon – lediglich der Rohstoff ist ein anderer.

Ob Nylon aus Pflanzen nun wirklich nachhaltiger ist, da sind sich auch die Expertinnen und Experten nicht einig. Die Fair-Fashion-Plattform Fashion Changers etwa schreibt: «Es ist kompliziert.» Um eine klare Aussage zu machen, bräuchte es seitens Hersteller noch mehr Transparenz und Antworten auf die Fragen: Woher kommt das Zuckerrohr, das für die Herstellung verwendet wird? Wie wird es angebaut? Wie sind die Arbeitsbedingungen? Wird dafür Fläche für Lebensmittelherstellung verdrängt?

Klar ist: Der Ersatz von umweltschädigenden Stoffen wird die Probleme, die durch Fast Fashion und übermässigen Konsum entstehen, nicht allein lösen. Jedoch muss auch festgehalten werden: Die Nachfrage nach nachhaltigen Alternativen im Fashion-Bereich ist gross – und letztlich ist eine kleine Verbesserung besser als nichts.

Und jetzt: Wann kommt plant-based Nylon zu uns?

Die erste kommerzielle Zusammenarbeit zwischen einem innovativen Hersteller von «plant-based nylon-6» und einem Bekleidungsunternehmen wurde soeben Wirklichkeit: Die kanadische Marke Lululemon bringt zwei Shirts aus pflanzenbasiertem Nylon auf den Markt (welche übrigens auch in der Schweiz erhältlich sind). Die Involvierten beteuern, dies sei erst der Anfang. Lululemon will bis 2030 sämtliche Produkte aus nachhaltigen Stoffen herstellen und somit ausschliesslich pflanzenbasiertes oder recyceltes Nylon verwenden. Weitere Unternehmen sollen bald nachziehen.

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Aber: Die Produktion und Nutzung von Nylon ist umweltschädlich.

Aber: Die Produktion und Nutzung von Nylon ist umweltschädlich.

Nun kommt eine nachhaltigere Alternative auf den Markt: Nylon aus Pflanzen. Als Rohstoff fungiert hierbei nicht etwa Erdöl wie beim herkömmlichen Nylon, sondern beispielsweise Zuckerrohr.

Nun kommt eine nachhaltigere Alternative auf den Markt: Nylon aus Pflanzen. Als Rohstoff fungiert hierbei nicht etwa Erdöl wie beim herkömmlichen Nylon, sondern beispielsweise Zuckerrohr.

Würdest du plant-based Nylon tragen?

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