Mario Babini tot«Tragisch, wenn jemand auf diese Weise stirbt»
Der parteilose Zürcher Gemeinderat Mario Babini ist nach einer verschleppten Lungenentzündung im Alter von 60 Jahren gestorben. Politiker sind betroffen.
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- sda/rom
Mario Babini ist tot. Der parteilose Zürcher Stadtparlamentarier ist am Freitag im Alter von 60 Jahren im Universitätsspital Zürich gestorben. Nationale Bekanntheit erlangte er wegen eines Vorfalls mit einem Messer in einer Bar.
Die Parlamentsdienste der Stadt Zürich bestätigten gegenüber der Nachrichtenagentur sda am Dienstag eine entsprechende Meldung von Radio 1. Der ehemalige SVP-Politiker war im September in kritischem Zustand in ein Spital in Thailand eingeliefert worden.
101 Tage in U-Haft
In die Schlagzeilen geriet Babini, weil er im Juni 2014 in der Beder-Bar mit einem Messer herumfuchtelte. Er kam daraufhin 101 Tage in Untersuchungshaft. Das Verfahren gegen ihn wurde aber eingestellt.
Die Stadtzürcher SVP warf ihn jedoch aus der Fraktion. Der Ökonom sass seither als Parteiloser für den Wahlkreis 1 und 2 im Parlament, dem er seit Mai 2014 angehörte.
Bei den Budgetdebatten spielte Babini, Mitglied der Spezialkommission Finanzdepartement, oft das Zünglein an der Waage im 125-köpfigen Stadtparlament.
Er sei «umgänglich und angenehm» gewesen
«Wir sind alle sehr betroffen», sagt Gemeinderats-Präsident Peter Küng (SP). Er habe Babini als Mensch gemocht und als Parlamentarier geschätzt. «Er hatte diese Rolle, bei Abstimmungen das Zünglein an der Waage zu spielen, ja nicht gesucht, sondern ist da reingeraten.» Er habe sich aber auf die meisten Geschäfte gewissenhaft vorbereitet und sich wirklich darüber informiert, «das rechne ich ihm hoch an.»
Babini habe sich gut auf die Geschäfte vorbereitet und den Austausch mit den verschiedenen Institutionen gesucht - das sagt auch Karin Weyermann, Fraktionschefin der CVP, wo Babini Gast war: «Wir sind traurig über die Nachricht - er war ein angenehmer und umgänglicher Mensch.»
«Tragisch, wenn jemand auf diese Art und Weise stirbt», sagt SVP-Präsident Mauro Tuena. Er sei im Zürcher Universitätsspital zuletzt bestimmt in guten Händen gewesen. «Wie die Versorgung in Thailand war, kann ich nicht beurteilen.»
Babini sei eine umstrittene Persönlichkeit gewesen. «Wir hatten bekanntlich Differenzen - ich bin nach wie vor der Meinung, dass es richtig war, ihn aus der Fraktion auszuschliessen nach mehreren gravierenden Vorfällen, darunter jener in der Beder-Bar», so Tuena. Zumal er sich später mit der Blaufahrt oder auch dem Anpöbeln von Polizisten weitere Verfehlungen geleistet habe.
SVP hat keinen Ersatz auf der Wahlliste
Der freigewordene Sitz geht nun an die SVP zurück. Wer diesen übernimmt, ist allerdings noch unklar. Denn auf der SVP-Liste des Wahlkreises 2 von 2014 haben bereits beim Rücktritt von Katharina Widmer im letzten Februar alle aufgeführten Ersatzkandidaten das Mandat abgelehnt.
Nachgerückt ist schliesslich Dubravko Sinovcic, der auf keiner Wahlliste war. Er musste deshalb zuerst vorgeschlagen werden - und zwar von mindestens der Hälfte der 30 Stimmberechtigten, die damals die SVP-Liste des Wahlkreises 2 unterschrieben hatten. Der Stadtrat erklärte Sinovcic danach für gewählt. Das gleiche Prozedere blüht der SVP nun erneut.
Das kann dauern. Aufgrund der einzuhaltenden Fristen ist es eher unwahrscheinlich, dass der nachrückende SVPler bereits auf Beginn der wichtigen Budgetdebatte Mitte Dezember feststeht - aber zumindest dann im Verlauf der Debatte.