
Für viele ist klar: Die Schuhe kommen zurück in den Schrank, bevor die Wohnung betreten wird.
Treter ausziehenSchleppt man mit Schuhen riskante Keime in die Wohnung?
Für viele Haushalte in der Schweiz ist klar: Vor der Haustür werden die Schuhe ausgezogen. Doch muss das wirklich sein oder sind die Treter in der Wohnung halb so wild?
Ob aus kulturellen Gründen, wegen eines verregneten Nachmittags, aus reinem Komfort oder um Bakterien und Krankheitserreger im Zaum zu halten: Für viele ist es gang und gäbe, die Schuhe in dem Moment auszuziehen, in dem sie die Wohnung betreten. Und klar, um helle Teppiche zu schonen und die Böden sauber zu halten, ergibt dieses Verhalten durchaus Sinn. Geht es dir allerdings um Keime und Co., ist der Unterschied so unwesentlich, dass du dein Schuhwerk anlassen kannst.
Schuhe aus oder an? Wie siehst du die Debatte?
Gegenüber dem Onlinemagazin «Huffpost» erklärt Dr. William Schaffner, Professor für Infektionskrankheiten am Vanderbilt University Medical Center in Nashville: «Wir leben in einer sehr keimbelasteten Welt und baden nicht jeden Morgen in Desinfektionsmittel.» Die besagten Bakterien und Keime finden sich zwar durchaus unter Schuhsohlen. Aber auch auf Geld, Kleidung, Post, Haut, Haaren und den Händen. Sie alle loszuwerden, ist quasi unmöglich.
Schuhsohlen sind nur ein kleiner Faktor
Während du in einem Raum stehst und atmest, gelangen durch dich 30 Millionen Bakterien in die Luft. «Wir atmen sie aus, wir verlieren sie durch Haut- und Haarschuppen. Überall, wo wir stehen, erzeugen wir eine Wolke voller Mikrobioben», so Jack Gilbert, Professor für Kinderheilkunde an der University of California, San Diego School of Medicine, gegenüber «Huffpost». Und sobald wir die Umgebung wechseln, passen sich die Bakterien um uns – und auf unseren Schuhsohlen – den neuen Gegebenheiten an. Gilbert sagt daher: «Die relativ kleine Oberfläche der Schuhsohle stellt keine besondere Gefahr für die Gesundheit und das Wohlbefinden dar.»

Gehören die Schuhe daheim und bei Freunden sofort aufs Schuhregal – oder kannst du sie ruhigen Gewissens anlassen?
E.coli und Krankenhaus-Keime
Das gilt sogar für dramatische Fälle: Es kommt durchaus mal vor, dass sich unter deinen Sohlen gefährliche E.coli-Bakterien finden, etwa durch Rückstände von Hundekot. Gilbert gibt allerdings zu bedenken, dass bis heute kein einziger Fall nachgewiesen werden konnte, bei dem sich jemand durch Bakterien, die in die Wohnung gelangten, eine Infektion zugezogen hätte.
Selbst wenn du oder jemand in deiner Wohnung in einem Spital arbeitet, in dem der Boden nachweisbar mit Keimen kontaminiert ist, ist die Wahrscheinlichkeit, sich über die Bakterien an den Schuhsohlen mit einer Krankheit zu infizieren, gering. «Auf dem Weg nach Hause über einen Fussweg, im ÖV oder im Auto sind die Keime bereits wie weggetreten» – und unzählige neue dazugekommen.
Die Hände sind das Risiko
Laut Schaffner liegt das grosse Risiko anderswo. Denn während wir die Schuhsohlen eher selten nah ans Gesicht bringen, berühren es unsere Hände umso häufiger. «Um zu verhindern, dass wir Bakterien oder Viren von einer Oberfläche aufnehmen und diese Keime dann auf unsere Lippen, Nase, Augen usw. übertragen, ist es so wichtig, die Hände regelmässig und gründlich zu waschen.»
Einfach ausgedrückt: Die Schuhe nach der Arbeit, dem Spaziergang oder dem Apéro in der Wohnung anzulassen, macht weder dich noch deine Mitmenschen krank. Willst du den schneeweissen Läufer in deinem Eingangsbereich (eine waghalsige Entscheidung) sauber halten, schadet es allerdings nicht, das Schuhwerk im zugehörigen Regal zu verstauen, wenn du nach Hause kommst.
Wie sieht es bei dir aus? Ziehst du deine Schuhe aus, sobald du nach Hause kommst?