Zürich-OerlikonTrotz Millionen keine Rolltreppen am Bahnhof
Für 700 Millionen Franken wurde der Bahnhof Oerlikon umgebaut. 110'000 Menschen müssen trotzdem täglich Treppen steigen.
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Anfang Dezember wird der Bahnhof Oerlikon nach einem Umbau für 700 Millionen Franken eingeweiht. 110'000 Menschen werden täglich den sechstgrössten Bahnhof der Schweiz benutzen, der nun dank zwei zusätzlichen Gleisen, breiteren Perrons und neuen Unterführungen mit Einkaufsmeile als einer der modernsten in der Schweiz gilt.
Rolltreppen suche man allerdings vergebens, bestätigt SBB-Sprecher Reto Schärli einen Bericht des «Tagblatts der Stadt Zürich»: «Man hat den Einbau geprüft, aber es steht schlicht zu wenig Platz zur Verfügung.» Rolltreppen benötigten mehr Raum als normale Treppen, der am Bahnhof Mangelware sei. «Man ging beim Umbau der Perrons schon jetzt ans Limit», so Schärli. Die Kosten hätten dabei keine Rolle gespielt. Lifte gewähren dabei einen hindernisfreien Zugang.
Weniger Touristen mit schweren Koffern
Ebenfalls weist er darauf hin, dass Oerlikon ein Pendlerbahnhof sei. Will heissen, dass er im Gegensatz etwa zum Flughafen-Bahnhof und zum neuen Tiefbahnhof Löwenstrasse kein Fernverkehrsbahnhof ist, an dem viele Touristen mit schweren Koffern ankommen.
Auch die neue Quartierverbindung, die die Stadt Zürich finanziert, wird keine Rolltreppen haben, wie Pio Sulzer, Leiter Kommunikation im Tiefbaudepartement von Filippo Leutenengger (FDP), sagt. Auch hier hätten Platzgründe den Ausschlag gegeben. Auf beiden Seiten ist die Quartierverbindung mit je einer Treppe und einer Rampe erschlossen und direkt an die SBB-Unterführung angeschlossen, wo es Aufzüge gibt.
Pro Bahn: «Ein Mangel»
Dass es bei einem Bahnhof dieser Grösse keine Rolltreppe gibt, bezeichnet Pro-Bahn-Schweiz-Präsident Kurt Schreiber als Mangel. Doch auch er findet, dass die Sachlage wegen der beengten Platzverhältnisse, der Sicherheit und des massiven Aufwands, der den Umbau mit sich brachte, wohl akzeptiert werden muss.
Ein kleiner Trost gibt es: Auch bei anderen gut frequentierten Bahnhöfen wie Winterthur oder Olten müssen die Pendler ohne Rolltreppen auskommen.
Übernommen vom «Tages-Anzeiger», bearbeitet von 20 Minuten.