FreispruchTrotz weisser Weste – Migros wirft Lehrling raus
Einem Lehrling aus der Waadt wurde vorgeworfen, bei der Arbeit Geld gestohlen zu haben. Das Jugendgericht sprach ihn frei. Die Migros hat ihn dennoch entlassen.
- von
- Francesco Brienza

Der 17-jährige Lehrling Alban Bexheti verlor seine Stelle wegen eines Vergehens, das er gar nicht begangen hat.
Alban Bexheti soll seinen Arbeitgeber bestohlen haben. Zwischen Februar und März fehlten in den Kassen der Migros-Filialen Bussigny und Le Harpe in Lausanne insgesamt 4000 Franken. «Dabei war es immer ich, der meinen Chef darauf aufmerksam gemacht hat», sagt der 17-Jährige aus Saint-Renan VD. Dennoch geriet er selber unter Verdacht.
Am 11. März reichte die Migros Anzeige gegen Bexheti ein. Zwei Tage danach führte die Polizei eine Hausdurchsuchung beim Lehrling durch. «Mein Chef hat mich nicht einmal vorgewarnt – nicht sehr nett.» Doch die Beamten fanden nichts – auch nicht in seinem Spind, wie 20minutes.ch berichtet.
Migros wartete Urteil nicht ab
Während der beiden Verhöre beteuerte Bexheti seine Unschuld. «Ich war schliesslich nicht der Einzige, der Zugang zu dieser Kasse hatte.» Er habe auch einen Fehler bei der Zählung nie ausgeschlossen. Aus Mangel an Beweisen sprach das Jugendgericht den Lehrling am 3. August frei.
Doch es war bereits zu spät: Die Migros hat Bexheti bereits am 6. Juni entlassen. «Ich bin enttäuscht. Sie haben nicht einmal gewartet, um zu sehen, ob ich schuldig bin oder nicht», sagt er. Im Gegenteil, die Migros habe ihn für einen Diebstahl entlassen, den er überhaupt nicht begangen habe. Mittlerweile hat Bexheti eine neue Lehrstelle bei einer anderen Firma. «Und da gefällt es mir sowieso viel besser», sagt er.
Die Migros-Direktion wollte ihre Seite der Geschichte nicht erklären. «Die Justiz hat entschieden», sagte Sprecherin Aurélie Murris lediglich. Die Anzeige sei gegen unbekannt eingereicht worden und nicht gegen Bexheti persönlich.