Expertin über engagierte Stars«Trump-Bashing ist gerade sehr angesagt»
An den SAG Awards mehrten sich die kritischen Stimmen gegen US-Präsident Trump. Eine Soziologin vermutet Kalkül dahinter.
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- shy
Bei der Verleihung der Screen Actors Guild Awards kritisierten die prominenten Preisträger die Einwanderungspolitik von US-Präsident Donald Trump. <i>(Video: Tamedia/AFP)</i>
Selten fiel eine Hollywood-Gala so politisch aus wie die SAG Awards am Sonntagabend in Los Angeles. Auffällig viele Prominente äusserten sich auf der Bühne und im Backstage des Shrine Auditorium zu US-Präsident Donald Trumps verhängtem Einreiseverbot für Menschen aus sieben Ländern mit vorwiegend muslimischer Bevölkerung.
Warum brennen die Stars gerade derart für politische Themen? Schon nach Trumps Amtsantritt protestierten zahlreiche Prominente am Women's March in verschiedenen Städten der USA. An vorderster Front mit dabei junge Stars wie Miley Cyrus, Emma Watson oder Emily Ratajkowski – und sogar die Kardashians äussern sich derzeit politisch.
«Nicht nur reiner Fake»
«Dass sich Kunst und Kultur in die Politik einmischen, ist an sich nicht neuartig», sagt Katja Rost, Professorin für Soziologie an der Universität Zürich, dazu. Aber: Früher seien viele Kunstformen als Mittel der politischen Meinungsäusserung entstanden (Stichwort: die Punk-Bewegung) und haben so deren Schöpfer bekannt gemacht, während heute «vermehrt bereits etablierte Künstler, die nichts mit Politik am Hut haben, ihre politische Meinung äussern – losgelöst von dem, was sie in ihrer Kunst machen».
Die Expertin vermutet Kalkül dahinter: «Künstler leben stark von Aufmerksamkeit, das ist ihre Währung – gerade im Fall von zum Beispiel Kim Kardashian [die sich auf Twitter zum Thema geäussert hat]. Trump-Bashing ist gerade sehr angesagt.» Eine Person wie Kim könne damit viele Reaktionen und Follower generieren.
Auch wenn die Stars, die sich zurzeit kritisch zu Trump und seiner Politik äussern, dies der Aufmerksamkeit wegen tun, zweifelt Rost nicht per se deren Überzeugungen an: «So was postet nur, wer wirklich diese Meinung vertritt. Das ist nicht bloss Fake.»
Fans werden einseitig informiert
Trotzdem: «Es ist schon so, dass sie die Fahne nach dem Wind richten, die Kritik ist sozusagen Mainstream geworden», fügt sie an, «die Trump-Opposition ist mittlerweile gross genug, weshalb man wegen solchen Posts nicht mehr wirklich negative Reaktionen der Follower befürchten muss». Wer sich heute kritisch zum neuen US-Präsidenten äussert, springe schlicht auf den Zug auf, mit dem die Mehrheit fährt.
Dass Prominente wie die Kardashians, die Hadids oder John Legend mit ihren Reden, Posts und Aktionen bei ihren Fans, Followern und Likern wirklich etwas bewirken, sei indes dahingestellt. «Um wirklich politisch aktiv zu sein, muss man sich selbst reflektieren und sich mit diesen Themen auseinandersetzen.» Politisch Ungebildete und Uninteressierte, die nur die Meinung ihrer Stars als Informationsquelle zu einem bestimmten Thema haben, würden so sehr einseitig informiert. «Und das kann je nach Thema auch gefährlich sein», so Rost.
Welche Stars wo was gegen den Einreisestopp gesagt und getan haben, sehen Sie hier in der Bildstrecke: