US-WahlkampfTrump bezeichnet Obama als Gründer des IS
Während einer Rede in Florida liess sich Donald Trump erneut zu unbedachten Äusserungen hinreissen. Dieses Mal nahm er den US-Präsidenten ins Visier.
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Kaum ein Tag ohne verbale Entgleisungen von Donald Trump: Nun hat der republikanische Präsidentschaftskandidat dem US-Präsidenten Barack Obama vorgeworfen, die Terrormiliz IS gegründet zu haben.
«Er ist der Gründer des IS», sagte Trump am Mittwoch (Ortszeit) bei einem Wahlkampfauftritt in Florida und wiederholte den Vorwurf gegenüber Obama mehrmals. Über die Kandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, sagte Trump: «Ich würde sagen, die Mitgründerin ist die betrügerische Hillary Clinton.»
Die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten äusserte sich kurze Zeit später kritisch auf Twitter. Es sei schwierig, so oft Entrüstung aufzubringen, wie Trump sie auslöse.
Kritik an Truppenabzug aus dem Irak
Vor Anhängern in Fort Lauderdale in Florida kritisierte Trump Obama für die Entscheidung, die US-Soldaten aus dem Irak abzuziehen. Daher sei er der Gründer der IS-Miliz, die Trump bei ihrem früheren Namen ISIS nannte.
«Sie ehren Präsident Obama. ISIS ehrt Präsident Obama. Er ist der Gründer von ISIS.» Clinton warf er vor, die Mitgründerin der Extremistenorganisation zu sein. Sie wurde im Irak gegründet und hat sich auch in Syrien und Libyen ausgebreitet.
Der Wahlkampfstil wird nicht geändert
In einem Interview am Donnerstag mit dem Fernsehsender CNBC beschrieb er sich als «Wahrheitenerzähler». Er tue nichts anderes, «als die Wahrheit zu sagen». Wenn dies nicht reiche, um die Wahl im November zu gewinnen, sei dies «auch okay», fügte der Immobilienmilliardär hinzu. Schliesslich habe er ein «sehr gutes Leben», in das er dann zurückkehren könne.
Sollte er die Wahl verlieren, werde er erst mal einen «sehr, sehr schönen langen Urlaub machen», kündigte der 70-Jährige an. Er gehe allerdings davon aus, dass er die Wahl gewinne – «aber wir werden sehen», sagte Trump.
Der Rechtspopulist hatte mit seinen massiven Wahlkampfattacken in den vergangenen Tagen für besonders heftigen Wirbel gesorgt. Eine Ansprache an Waffenfreunde wurde von Kritikern dahingehend gedeutet, dass er zu Gewalt gegen seine demokratische Rivalin Hillary Clinton aufgerufen habe. Trump bestritt dies in dem CNBC-Interview erneut. Er habe nur über die «Macht» der Waffenbesitzer als Wählergruppe gesprochen.
Die Aufforderung zum Attentat?
Erst am Dienstag hatte der Republikaner bei einer Wahlkampfveranstaltung seiner Rivalin vorgehalten, sie wolle das Verfassungsrecht auf Waffenbesitz, den sogenannten Zweiten Zusatzartikel, mithilfe ihr genehmer Richter abschaffen. Er sagte dann: «Wenn sie die Richter auswählen kann, könnt ihr nichts machen, Leute. Obwohl die Unterstützer des zweiten Verfassungszusatzes – vielleicht doch, ich weiss nicht.»
Kritiker sahen darin eine Aufforderung zu einem Attentat auf seine Rivalin Clinton. Nicht nur Demokraten, sondern auch Republikaner werteten die Äusserung deshalb als vollkommen verantwortungslos.
Kein Staatsmann
Clinton bezeichnete die zweideutige Ansprache an die Waffenfreunde als Beleg für Trumps mangelnde Befähigung zum höchsten Staatsamt. Trump habe erneut «eine Grenze überschritten», sagte die Demokratin bei einer Rede im US-Bundesstaat Iowa.
«Worte sind wichtig», sagte Clinton. «Und wenn man als Präsidentschaftskandidat antritt oder Präsident der USA ist, können Worte gewaltige Folgen haben.» Er habe einfach nicht das richtige Temperament, um Präsident und Oberbefehlshaber der Vereinigten Staaten zu sein.
Die jüngsten verbalen Entgleisungen scheinen Niederschlag auf die Umfragewerte zu haben. Zuletzt sank die Zustimmung zum Populisten deutlich. Die Website «Real Clear Politics» sieht ihn im Durchschnitt aller jüngsten Erhebungen bei landesweit 40 Prozent, Clinton bei 48 Prozent.
Clinton will 10 Millionen Jobs schaffen
Clinton legt unterdessen verstärkt den Schwerpunkt ihrer Kampagne auf die Wirtschaft. Bei ihrem Auftritt in Des Moines in Iowa bekräftigte sie ihr Vorhaben, innerhalb ihrer ersten 100 Tage als Präsidentin das grösste Konjunkturprogramm seit Ende des Zweiten Weltkrieges aufzulegen.
Dadurch sollten 10,4 Millionen neue Jobs geschaffen werden. Im Rahmen des Konjunkturprogramms solle die Infrastruktur des Landes modernisiert und in saubere Energie investiert werden.
An diesem Donnerstag (gegen 18.15 Uhr MESZ) wollte sie ausserdem im Bundesstaat Michigan eine Grundsatzrede zur Wirtschaft halten. Diese sollte eine direkte Replik auf Trump sein, der sein Wirtschaftsprogramm am Montag ebenfalls in Michigan dargelegt hatte. (ij/fal/sda)