Nach Impeachment zum 2. Trump bunkert sich «im Selbstmitleids-Modus» im Weissen Haus ein
Der West Wing im Weissen Haus gleicht einer Geisterstadt. Drinnen sitzt ein schmollender Donald Trump, dem es jetzt vor allem noch um eines gehen soll.
- von
- Ann Guenter
Die Einleitung des historischen 2. Impeachment-Verfahrens gegen ihn verfolgte Donald Trump am Fernseher im Oval Office – in mürrischer Trotzlaune, seines Sprachrohrs Twitter beraubt, isoliert wie nie.
An einen Rücktritt denke der US-Präsident nicht im Traum, so ihm nahestehende Quellen. «Er ist nicht der Typ, der aufgibt», sagt eine davon NBCNews. «Ich denke, er wird gehen und kämpfen.» Gleichzeitig sei der 74-Jährige in einen «Selbstmitleidmodus» verfallen, heisst es von Quellen aus dem Weissen Haus.
Der Noch-Präsident habe das Gefühl, dass er nicht genug verteidigt worden sei – ganz im Gegensatz zur Zeit vom ersten Amtsenthebungsverfahren, wo sich neben seinen loyalen Anhängern auch noch die meisten Republikaner hinter ihn gestellt hatten.
«Er bunkert sich ein, das ist nie gut»
Enttäuscht soll Trump von vielen seiner lautstarken Verbündeten sein, auch von seinem Vizepräsidenten, der ihn trotz aller Loyalität «verraten» hat, und selbst von Rudy Giuliani, seinem Anwaltsfreund und Einflüsterer. Der sei mittlerweile so untendurch, dass Trump sich weigere, dessen Honorarrechnungen zu zahlen, schreibt die «Washington Post».
«Er bunkert sich ein, das ist nie gut», zitiert CNN eine White-House-Quelle. «Er ist alleine und es gibt nicht mehr viele Leute, mit denen er Ideen austauschen kann. Wenn das passiert, folgt er seinen tiefsten Instinkten». Jetzt stehe selbst Twitter nicht mehr länger zur Verfügung (eine Auswahl von Trump-Tweets findet ihr hier). «Deswegen weiss nur Gott alleine, was für ein Ventil er jetzt gebrauchen wird.»
West Wing als Geisterstadt
Tatsächlich gleicht der West Wing mittlerweile einer Geisterstadt. Das liegt weniger an der Corona-Epidemie, sondern vor allem an der Rücktrittswelle von Kabinettsmitgliedern, die nach dem Sturm von Trump-Anhängern auf das Capitol eingesetzt hatte. Viele Mitarbeiter des Weissen Hauses, so Reuters, seien nur noch beschämt und fürchteten um einen Schaden in ihren Karrieren.
Die wenigen, die blieben, sollen auf Trump einreden. Zum einen versuche man ihn zu überzeugen, noch ein oder zwei öffentliche Reden zu halten, die seine Errungenschaften der letzten vier Jahre hervorheben sollen. Zudem könne er auf diesem Weg die Technologieunternehmen verurteilen, die seine Social-Media-Kanäle sperrten.
Begnadigungen als Ablenkung?
Zum anderen rate man ihm, sich von der Idee einer Selbstbegnadigung zu verabschieden, so US-Medien. Das wäre juristisch mehr als knifflig und dürfte nur die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass das Justizministerium der Biden-Regierung nach Anklagepunkten sucht, um die Begnadigung vor Gericht anzufechten.
Das Thema der Begnadigungen sei derzeit aber eines der Ventile, mit dem er sich Luft verschaffe, schreibt CNN. Im Verlauf des Donnerstags wird eine ganze Reihe erlassener Begnadigungen erwartet, die auch Mitglieder von Trumps Familie umfasst. Es wird vermutet, dass der Noch-wenige-Tage-Präsident damit auch vom Narrativ rund um den Capitol-Sturm ablenken will.
Trump hatte angekündigt, an den Feierlichkeiten am Tag der Amtseinführung seines Nachfolgers Joe Bidens nicht teilzunehmen. Noch ist unklar, was er an jenem Tag vorhat. Immerhin: Seine Mitarbeiter sollen sich zuversichtlich zeigen, dass Trump akzeptiert hat, das Weisse Haus in wenigen Tagen verlassen zu müssen.
Poet der Finsternis
15.01.2021, 13:01
Trump ist raus, das ist fix. Nur seine Fans merken nix.
Frank01
15.01.2021, 12:59
Schon tragisch, aber man erntet was man sät. Jetzt erst mal den "Übergangspräsidenten" abwarten, ich hoffe es wird wieder besser. Das amerikanische Volk hat besseres verdient.
IschLuschtig
15.01.2021, 12:40
Das wird lustig wenn die ganze Trump-Familie in Mar-a-Lago einziehen müssen, das wird die Trump-WG.