Weisses Haus: Trump-Sprecher findet Merkels Kritik «grossartig»

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Weisses HausTrump-Sprecher findet Merkels Kritik «grossartig»

Der US-Präsident und die deutsche Kanzlerin haben laut Sean Spicer ein «ziemlich unglaubliches» Verhältnis. Was Merkel sagte, sei genau das, was Trump wolle.

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Pressesprecher Sean Spicer: «Das ist grossartig». Video: Tamedia/AP

Trotz der jüngsten Kritik an Deutschland ist das Verhältnis von US-Präsident Donald Trump zu Kanzlerin Angela Merkel nach Einschätzung seines Sprechers Sean Spicer «ziemlich unglaublich». Trump und Merkel verstünden sich sehr gut. Der Präsident habe grossen Respekt vor der Kanzlerin und sehe Deutschland wie das übrige Europa als Verbündeten.

Spicer sagte am Dienstag im Weissen Haus, die Äusserungen Merkels, wonach die Europäer ihr Schicksal nun in die eigene Hand nehmen müssten, seien «grossartig». Entgegen der allgemeinen vorherrschenden Deutung wertete er die Äusserungen der Kanzlerin damit nicht als Kritik am US-Präsidenten, sondern als Bestätigung von dessen Kurs.

Die Aussagen der Kanzlerin entsprächen genau dem, «was der Präsident gefordert hat», sagte der Trump-Sprecher. Spicer sprach von einem Beleg dafür, dass Trump «Ergebnisse erzielt» – immer mehr Länder erhöhten nun ihren Anteil an den gemeinsam zu tragenden Lasten.

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Wie gut verstehen sie sich wirklich? Angela Merkel und Donald Trump. (26. Mai 2017)

Wie gut verstehen sie sich wirklich? Angela Merkel und Donald Trump. (26. Mai 2017)

AFP/Miguel Medina
«Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei, das habe ich in den letzten Tagen erlebt»: Merkels kurze Rede über an einer Wahlveranstaltung der CSU in München zog weite Kreise.

«Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei, das habe ich in den letzten Tagen erlebt»: Merkels kurze Rede über an einer Wahlveranstaltung der CSU in München zog weite Kreise.

Keystone/AP Photo/Andrew Medichini
Kein Vertrauen mehr in die gegenseitigen Beziehungen: US-Präsident Donald Trump und Angela Merkel am offiziellen G-7-Fototermin im Teatro Greco in Taormina. (27. Mai 2017)

Kein Vertrauen mehr in die gegenseitigen Beziehungen: US-Präsident Donald Trump und Angela Merkel am offiziellen G-7-Fototermin im Teatro Greco in Taormina. (27. Mai 2017)

Keystone/AP Photo/Evan Vucci

Kritik an Handelsüberschuss

Nur wenige Stunden zuvor hatte Trump seine Vorwürfe an Deutschlands Adresse erneuert. Auf Twitter übte er massive Kritik am Handelsüberschuss Deutschlands und den aus seiner Sicht geringen Militärausgaben. Er fügte hinzu: «Sehr schlecht für die USA. Das wird sich ändern.»

Das Handelsdefizit ist der US-Regierung seit längerem ein Dorn im Auge. Trump wirft Deutschland seit dem Wahlkampf vor, sich mit unfairen Handelspraktiken ein Übergewicht im Handel mit den USA verschafft zu haben.

Merkel lässt Distanz zu Trump erkennen

Beim Nato-Gipfel in der vergangenen Woche hatte Trump zudem seine Kritik bekräftigt, dass die meisten Nato-Partner nicht genügend für ihre Verteidigung ausgäben. Diesen Vorwurf erhebt Washington auch gegen die deutsche Regierung, die ihrerseits auf eine deutliche Anhebung dieses Postens verweist.

Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hatte nach dem enttäuschend verlaufenen G-7-Gipfel vom Wochenende Distanz zu Trump erkennen lassen. «Die Zeiten, in denen wir uns auf andere völlig verlassen konnten, die sind ein Stück vorbei», hatte sie gesagt. Die Äusserungen, die als Distanzierung von der Trump-Regierung verstanden wurden, fanden in den US-Medien breiten Widerhall. (chk/sda/afp)

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