«Gruss an die Demonstrierenden»Trychler auf Pro-Impfplakat bringt Massnahmen-Gegner in Rage
Die Freidenker-Vereinigung der Schweiz wirbt mit einem Trychler für die Impfung. Das Plakat bringt Gegnerinnen und Gegner der Covid-Massnahmen auf die Palme.

- von
- Zoé Stoller
Darum gehts
Als Antwort auf die Corona-Demonstrationen schaltete die Freidenker-Vereinigung am Bahnhof Bern ein digitales Plakat.
Darauf ist ein Trychler zu sehen, der als «Freiheitsimpfler» bezeichnet wird.
Der Präsident der Freidenker erklärt, es brauche jemanden aus der Gesellschaft, der den Impf-Zuspruch ausdrücke.
Als Gegnerinnen und Gegner der Covid-Massnahmen letzten Donnerstagabend durch den Berner Bahnhof marschierten, um wenig später abermals in der Innenstadt zu demonstrieren, dürfte dem einen oder anderen von ihnen ein digitales Plakat aufgefallen sein. Darauf zu sehen ist ein übergewichtiges Männlein mit Schnurrbart und Knollennase, auf der Schulter ein Holzjoch und auf jeder Seite eine dicke Glocke schwingend. Sein Hemd weist ihn jedoch nicht als Freiheitstrychler aus, wie man dies erwarten könnte, sondern als «Freiheitsimpfler». Über der Figur wechseln sich die Botschaften «Impfen statt Schimpfen», «Impfen rettet Leben» oder «Impfen ist solidarisch» ab.
Massnahmen-Gegnerinnen und -Gegner sowie Impfskeptikerinnen und -skeptiker bringt die Werbung wenig überraschend in Rage. Ein Telegram-User, der ein Video des Aushangs geteilt hat, meint: «Impfbefürworter missbrauchen das Erscheinungsbild der Freiheitstrychler für Impfwerbung.» Weitere Nutzerinnen und Nutzer sprechen von «verlogener Werbung» oder «Wahlwerbung».
Hinter dem Plakat steckt die Freidenker-Vereinigung der Schweiz. Es sei als «Grussbotschaft an die Demonstrierenden», sagt Präsident Andreas Kyriacou. «Mit der Botschaft ‹Impfen statt Schimpfen› wollen wir daran erinnern, dass die Pandemie schneller vorbei geht, wenn sich möglichst viele impfen lassen. Und es ist auch als Hinweis gedacht, dass die Berner Geschäfte unter den Massnahmen-Demos leiden, ganz besonders am Donnerstag, da dann jeweils der Abendverkauf stattfindet.» Läden hätten während des Umzugs massiv weniger Kundinnen und Kunden. Auch Personen, die zum Zeitpunkt der Demonstrationen mit dem öffentlichen Verkehr reisen würden, seien stark eingeschränkt, weil Teile der Stadt abgesperrt seien. «Ich finde es widersprüchlich, sich Trychler zu nennen, wenn man mit seinen Handlungen die Freiheit anderer Menschen einschränkt», sagt Kyriacou.
«Es braucht eine Stimme aus der Gesellschaft»
Es fehle eine Pro-Impf-Stimme in der Gesellschaft, die nicht von der staatlichen Seite komme, findet Kyriacou. Den Massnahmen-Gegnerinnen und -Gegnern wird sehr viel Aufmerksamkeit geschenkt, sodass man gar nicht richtig wahrnimmt, wie viele Leute die Impfung befürworten.» Anstatt eine Gegendemonstration zu organisieren, die den Massnahmen-Kritikerinnen und -Kritikern die Stirn biete, wolle die Freidenker-Vereinigung mit dem digitalen Plakat ein Zeichen setzen. «Es braucht Bewegung aus dem Volk. Deshalb haben wir das übernommen.»
Weil eine hohe Nachfrage nach Merchandise-Artikeln bestehe, wollen die Freidenker Fahnen mit dem «Freiheitsimpfler» produzieren lassen. Dass dies eine mögliche Spaltung der Gesellschaft fördere, glaubt Kyriacou nicht. «Die Schweiz ist demokratisch genug, um mit unterschiedlichen Meinungen umgehen zu können», sagt er zu 20 Minuten. Am kommenden Donnerstag soll das digitale Plakat erneut am Bahnhof Bern zu sehen sein.
Der Verein der Freiheitstrychler liess eine Anfrage von 20 Minuten am Sonntag unbeantwortet.

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