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Tsunami bringt Tod und Zerstörung

Ein gewaltiges Seebeben im Südpazifik hat am Montag meterhohe Flutwellen ausgelöst, die auf den Salomonen nach ersten Berichten mindestens 13 Menschen in den Tod rissen. Die Behörden erwarten noch deutlich mehr Opfer.

Eine Tsunami-Warnung für die gesamte Region von Hawaii bis Australien wurde später aufgehoben. Eine Katastrophe wie an Weihnachten 2004, als ein verheerender Tsunami im Indischen Ozean etwa 230.000 Menschen das Leben kostete, wiederholte sich nicht. Das Beben am Montag hatte eine Stärke von 8,0, sein Epizentrum lag zwischen den Inseln Bougainville und New Georgia.

Die Wellen erreichten die 40 Kilometer entfernte Ortschaft Gizo nach nur fünf Minuten und richteten dort grosse Schäden an. «Es gab keine Warnung, die Warnung waren die Erdstösse», berichtete der Regierungschef der westlichen Provinz, Alex Lokopio, im neuseeländischen Rundfunk. «Es hat uns kräftig durchgeschüttelt und wir hatten Angst und plötzlich stieg das Meer an.» Bis zu 4.000 Menschen hätten sich auf einen Hügel hinter der Stadt geflüchtet.

Ein Einwohner schätzte die Höhe der Flutwelle auf drei Meter, anderen Berichten zufolge türmte sich das Wasser fünf Meter hoch und drang bis zu einem Kilometer ins Landesinnere vor. Alle Häuser an der Küste seien getroffen worden, sagte Lokopio. Der Besitzer eines Tauchladens, Danny Kennedy, sagte: «Boote lagen mitten auf der Strasse, Gebäude stürzten völlig ein.» Seine Tochter berichtete, noch Stunden später habe es Nachbeben gegeben. In Gizo herrsche ein grosses Durcheinander.

Der Informationsdirektor von Premierminister Manasseh Sogavare, Alfred Maesulia, sagte, auch die Bewohner der benachbarten Inseln Simbo, Choiseul und Ranunga hätten von Toten und schweren Verwüstungen berichtet. Einige Dörfer sollen völlig zerstört worden sein. Allein in der Ortschaft Sasamungga seien Berichten zufolge 300 Gebäude eingestürzt.

Maesulia sprach von mindestens 13 Toten. Einige Menschen trieben im Meer, doch sei es wegen der hohen Wellen schwer, an sie heranzukommen. Ein Sprecher der Katastrophenschutzbehörde, Julian Makaa, sagte, aus zahlreichen Dörfern im abgelegenen Westteil der Inselgruppe gebe es Berichte, wonach Bewohner von den Fluten mitgerissen worden seien. Schlechte Kommunikationsverbindungen mit der abgelegenen Westprovinz erschwerten eine Bestandsaufnahme.

Die US-Erdbebenwarte registrierte das Beben um 07:39 Uhr Ortszeit (Sonntag, 22:39 Uhr MESZ). Das Epizentrum lag rund zehn Kilometer unter dem Meeresboden, etwa 350 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Honiara.

Die australischen Behörden sperrten vorsorglich alle Strände an der 2.000 Kilometer entfernten Ostküste. In Sydney wurden alle Fährverbindungen eingestellt.

Inselgruppe der Salomonen

Die Salomonen bestehen aus 992 Inseln im Südpazifik, nordöstlich von Australien. Viele der 552 000 Einwohner leben in Armut. Das Archipel liegt am so genannten pazifischen Feuerring, einem Vulkangürtel, wo sich häufig Erdbeben ereignen. Das ehemalige britische Protektorat, dessen Staatsoberhaupt Königin Elizabeth II. ist, wurde 1978 unabhängig. Nach ethnischen Konflikten bat die Regierung 2003 die pazifischen Nachbarstaaten um Unterstützung, woraufhin unter Führung Australiens die gut 2000 Mann starke multinationale Interventionstruppe «Regional Assistance Mission to Solomon Islands» (RAMSI) entsandt wurde. Grösste Ortschaft der Salomonen ist die Hauptstadt Honiara auf Guadalcana mit gut 70 000 Einwohnern.

(sda)

Die verheerendsten Tsunamis

Die folgende Chronik führt die folgenschwersten Tsunamis seit 1883 auf: Damals raste nach der Explosion des Vulkans Krakatau eine Wasserwand auf Indonesien zu, 36 000 Menschen verloren ihr Leben. Die bislang folgenschwerste Katastrophe dieser Art ereignete sich an Weihnachten 2004 im Indischen Ozean.

2.4.2007: Ein Seebeben der Stärke 8,0 im Südpazifik verursacht eine meterhohe Flutwelle, die schwere Schäden auf mehreren Inseln der Salomonen anrichtet. Die Zahl der Opfer war zunächst unklar.

17.7.2006: Ein Seebeben der Stärke 7,7 führt zu einer zwei Meter hohen Flutwelle, die Urlaubsorte und Fischerdörfer an einem rund 180 Kilometer langen Küstenabschnitt von Java zerstört. Mehr als 300 Menschen kommen in den Fluten ums Leben.

26.12.2004: Nach einem Erdbeben der Stärke 8,5 vor der Küste von Sumatra reisst eine Flutwelle schätzungsweise 230.000 Menschen in den Tod. Betroffen sind vor allem Indonesien, Malaysia, Thailand, Indien und Sri Lanka.

17.7.1998: An der Nordküste von Papua-Neuguinea werden 2.000 Menschen von einer Flutwelle getötet, die von einem Beben ausgelöst wurde.

16.8.1976: Ein Tsunami im Morogolf kostet auf den Philippinen mehr als 5.000 Menschen das Leben.

28.3.1964: Am Karfreitag löst ein Erdbeben vor Alaska an der gesamten Westküste der USA eine Flutwelle aus. In Alaska kommen 107, in Oregon vier und in Kalifornien elf Menschen ums Leben.

22.5.1960: Eine elf Meter hohe Welle im Pazifik tötet in Chile 1.000 Menschen, weitere 61 kommen auf Hawaii ums Leben.

1.4.1946: Vor Alaska reisst eine Flutwelle infolge eines Erdbebens die fünfköpfige Besatzung eines Leuchtturms in den Tod. Stunden später erreicht der Tsunami Hawaii, wo 159 Menschen sterben.

31.1.1906: Die Küsten Kolumbiens und Ecuadors werden von einer verheerenden Flutwelle überschwemmt, 500 bis 1.500 Menschen kommen ums Leben.

15.6.1896: Der so genannte Sanriku-Tsunami, eine Wasserwand von 23 Metern Höhe, überrascht Japan inmitten religiöser Grossfeierlichkeiten. 26.000 Menschen ertrinken.

27.8.1883: Der Ausbruch des indonesischen Vulkans Krakatau löst auf den Nachbarinseln Java und Sumatra eine Flutkatastrophe mit 36.000 Toten aus. (ap)

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