Türkei soll Völkermord eingestehen
Anlässlich des 91. Jahrestags der Massaker an den Armeniern im Osmanischen Reich hat Armenien die Türkei erneut aufgefordert, die damaligen Verbrechen als Völkermord anzuerkennen.
«Der Schmerz ist umso grösser, als wir für die Anerkennung und die Verurteilung dieser schwarzen Seite der Geschichte kämpfen müssen», erklärte Staatschef Robert Kotscharian am Montag. Sein Land werde stellvertretend für alle Armenier weltweit den Kampf für eine Anerkennung der Verbrechen als Völkermord durch die Türkei fortsetzen.
Armenien wirft dem Osmanischen Reich als Vorläufer der Türkei vor, 1915 eineinhalb Millionen Armenier bei Vertreibungen gezielt ermordet zu haben. Ankara hat bisher lediglich eingeräumt, dass damals zwischen 300 000 und 500 000 Armenier ermordet wurden. Den Vorwurf des Völkermords weist die türkische Seite zurück.
Mahnmal eingeweiht
Zur Erinnerung an den Völkermord nahmen am Montag in Marseille mehr als 2000 Menschen an der Einweihung eines Mahnmals teil. Die verkleinerte Nachbildung des in Eriwan stehenden Denkmals trägt die Inschrift «Zur Erinnerung an 1 500 000 Armenier, Opfer des ersten Völkermords des 20. Jahrhunderts, begangen von der türkischen Regierung 1915».
In Marseille lebt mit 80 000 Mitgliedern die grösste armenische Gemeinde Frankreichs. Sozialistische Abgeordnete kündigten eine Gesetzesinitiative an, um die Leugnung des Verbrechens unter Strafe zu stellen. Die französische Nationalversammlung hat den Völkermord an den Armeniern offiziell anerkannt, ohne Sanktionen für seine Leugnung anzudrohen.
Zum Jahrestag des Beginns des Massakers sind am Donnerstag und Freitag auch Gedenkveranstaltungen in Lausanne, Genf und Zürich geplant, wie Sarkis Shahinian von der Gesellschaft Schweiz-Armenien sagte. In allen drei Städten wird der Film «The Genocide in Me» einer armenisch-stämmigen Kanadierin gezeigt. (sda)