Menschenleere SträndeTunesien und Ägypten warten auf Gäste
Nach den Revolutionen ist in den Touristenhochburgen Nordafrikas der Alltag wieder eingekehrt. Die Gäste bleiben aber noch aus.
- von
- Felix Burch/Andi Teuscher
Vor wenigen Wochen noch haben auf der Avenue Habib Bourgiba in Tunis blutige Unruhen das korrupte Regime in die Knie gezwungen, jetzt zeugen hier Schmierereien wie «Thank You, Facebook!» von Stolz und Erleichterung. Das Innenministerium, Zentrum der Ausschreitungen, ist noch immer weitläufig mit Stacheldraht umzäunt, die Soldaten dahinter grüssen freundlich. Die Stimmung ist entspannt.
Die Fahrt nach Gammarth im Norden der Stadt führt vorbei an gespenstisch leeren Hotelkomplexen. «Das ist wegen der Revolution», sagt Mabrouk, ein Hotelangestellter, der sich am verlassenen Sandstrand die Zeit vertreibt. Umgestürzte Sonnenschirme und verlassene Strandbars zeugen davon, dass hier einmal Urlauber waren.
Auch weiter im Süden sind die meisten Betten leer. Die malerische Altstadt von Sousse, normalerweise von Touristen überlaufen, lädt mit bunten Märkten und gemütlichen Strassencafés zum Flanieren und Verweilen ein. Dieser Tage sind es fast ausschliesslich Einheimische, die sich hier mit Lebensmitteln, Kleidern und Dingen des täglichen Gebrauchs eindecken. An einem der wenigen geöffneten Souvenirstände wartet Wahid auf Kundschaft, sein Gesicht ist durchfurcht von tiefen Sorgenfalten. «Ich habe seit Monaten nichts mehr verkauft», erzählt er, «doch es ist gut, dass Ben Ali weg ist.» Wie die meisten Tunesier ist er froh über den Umsturz, auch wenn die Zeiten ohne Urlauber hart sind. «Die werden wiederkommen», ist er sich aber sicher. Nichts spricht dagegen: Tunesien ist so schön wie eh und je, und gerade jetzt ist es angenehm ruhig in den Tourismusregionen des Landes.
«Die Zeit nach der Krise ist die beste»
«Endlich sind wir frei, frei, frei!», freut sich Strassenhändler Khaled in Ägypten. Die Aufbruchstimmung ist im ganzen Land spürbar. Die Ägypter dürfen heute aussprechen, was sie denken. Am Samstag wurden die ersten demokratischen Wahlen seit Jahrzehnten durchgeführt.
Der Tourismusindustrie machen allerdings die fehlenden Gäste zu schaffen. Am Roten Meer, im Ferienparadies Hurghada beispielsweise, sind die am besten belegten Hotels nur zu einem Drittel voll. Einige haben ganz geschlossen, die Strände sind fast leer. Dabei ist alles möglich: Tauchen, Schnorcheln, Kitesurfen oder Golfen, Trips in die Wüste und Kulturausflüge.
Der Einheimische Muhammed meint: «Die Zeit nach Krisen ist die beste, um ein Land zu besuchen.» Er hat recht: Die Ägypter kümmern sich jetzt noch intensiver um die Gäste und die Sicht auf Sehenswürdigkeiten wird einem nicht von Touristenscharen versperrt.
Noch nie war es attraktiver, die Pyramiden von Gizeh zu besuchen. Die normalerweise überfüllte Stätte nahe Kairo präsentiert sich zurzeit beinahe ohne Besucher. Die neuste Attraktion der Hauptstadt selbst ist der Tahrir-Platz, auf dem Revolutionsgeschichte geschrieben wurde. Steht man am Ort, der Ägypten verändert hat, erinnert man sich unweigerlich an die TV-Bilder der Grossdemonstrationen. Ein bewegender Moment. Was die Zukunft bringt, weiss keiner. Momentan aber funktioniert der Tourismus in Ägypten, und als Tourist fühlt man sich sicher.
So geht es gut informiert nach Tunesien und Ägypten
Von Zürich aus erreicht man den Flughafen Tunis in weniger als zwei Stunden. Tunisair bietet zwei Direktflüge wöchentlich.
Aktuelle Reisehinweise für beide Länder veröffentlicht das Eidgenössische Departement für äussere Angelegenheiten (EDA) auf:
Einen ausführlicheren Bericht zur Lage in Tunesien lesen Sie